
FOTO: KAPUZINER/TOBIAS RAUSER
BR. STEFAN WALSER
wurde 1980 in Ravensburg geboren und trat 2006 in den Kapuzinerorden ein. Der Priester und Theologe ist Juniorprofessor für Fundamentaltheologie und christliche Identitäten an der Universität Bonn. Er lebt im Kapuzinerkonvent in Frankfurt am Main.
Ein Abschied im Affekt: Tschüss Instagram!
Warum ich mich in Zeiten von Trump und Musk auf andere Wege der Kommunikation konzentrieren werde. Ein Standpunkt von Br. Stefan Walser aus dem Kapuzinerkloster Frankfurt.
Am 20. Januar wurde Donald J. Trump in Washington ins Präsidentenamt eingeführt. Im Publikum saßen Elon Musk, Mark Zuckerberg und Jeff Bezos, auf die die Kameras immer wieder schwenkten. Das sind also die Männer, die es zusammen mit Trump verstehen, Geld in rechtsorientierte politische Macht umzumünzen.
Als ich diese Bilder gesehen habe, hatte ich das dringende Bedürfnis, etwas tun zu müssen. Ich habe im Affekt gehandelt. Ich habe mein Handy genommen und im selben Moment meinen Instagram-Account gelöscht. Und die App gleich dazu. Rund 1500 Follower hatte ich zu dem Zeitpunkt. Nicht viel, aber auch nicht ganz wenig dafür, dass ich schon lange nichts mehr poste.
Ist das denn richtig, sich einfach rauszuhalten und ins analoge Zeitalter zurückzubeamen? Ich könnte doch auf Instagram meine Meinung äußern, könnte die Botschaft des Evangeliums erzählen, meine Stimme gegen Ungerechtigkeit erheben, für Berufungen im Orden werben. Ich glaube das nicht mehr. Dafür sind meine Follower zu wenige und zu gleichgesinnt. Da müsste ich mich richtig ins Zeug legen, viel Zeit investieren und vielleicht auch Geld. So wie ich diese Kanäle bislang genutzt habe, wurden sie immer mehr zur Echokammer meiner kleinen Welt. Genutzt hat mein Konto höchstens dem Meta-Konzern. Geschadet hat es meiner Konzentrationsfähigkeit. Denn ich gebe zu, ich habe täglich auf dieses Medium geschaut. Und das, obwohl es mich im Grunde gelangweilt hat.
Ich weiß: Weder mein Bleiben noch mein Gehen werden irgendwas verändern. Ich finde es deshalb okay, wenn andere sich weiter auf „Insta“ tummeln – wie mein Orden oder einige Mitbrüder. Mir persönlich reichts. Ich will mehr Zeitung lesen und mehr ehrliche Gespräche über Politik führen.
Jetzt suche ich eine gute Alternative für WhatsApp. „X“ wird glücklicherweise von vielen Organisationen, mit denen ich zusammenarbeite, boykottiert. Für Amazon gibt´s bessere Alternativen. Und – ein Glück – ein Tesla kommt für mich als Kapuziner eh nicht in Frage.