Interview

FOTO: KAPUZINER/ANITA LEDERSBERGER

BR.  MICHAEL MASSEO MALDACKER

Br. Micha­el Mas­seo Mal­d­a­cker wur­de 1974 in Rhein­fel­den gebo­ren. Der gelern­te Jour­na­list trat 2019 in den Kapu­zi­ner­or­den ein. Br. Micha­el lebt zur­zeit im Kapu­zi­ner­klos­ter in Salz­burg und arbei­tet für das Rote Kreuz mit Geflüchteten.

9. Dezem­ber 2024

„Als Kapuziner stehe ich bei den Ausgegrenzten“

Br. Micha­el Mas­seo Mal­d­a­cker hat sich im Sep­tem­ber 2024 mit der ewi­gen Pro­fess an die Gemein­schaft der Kapu­zi­ner gebun­den. Was ihn trägt, erzählt er im Interview.

Wir tref­fen uns im Kapu­zi­ner­klos­ter Salz­burg Ende Sep­tem­ber. Vor ein paar Tagen haben Sie in der Andrä-Kir­che in der Innen­stadt Ihre „Ewi­ge Pro­fess“ als Kapu­zi­ner abge­legt. Was bedeu­tet Ihnen die­ser Tag?
Ich schwe­be immer noch auf Wol­ke sie­ben und mir feh­len die Wor­te. Ich könn­te sagen: „Ich bin tief berührt“. Aber das Wort „berüh­ren“ reicht gar nicht aus. Fest steht nur: Ich füh­le mich seit die­sem Ereig­nis noch fes­ter in Got­tes Hand. Er hat mir gezeigt: Gemein­sam geht es nun wei­ter auf dem Weg.

Was neh­men Sie mit von die­ser Feier?
Ich füh­le mich nach die­sem „Ja“ auf Ewig­keit noch mehr bestärkt, dass ich die Gemein­schaft tra­gen kann und dass sie mich trägt.

Was bedeu­tet Ihnen die Gemein­schaft im Kapuzinerorden?
Ich emp­fin­de sie als ein Geschenk. Wir haben hier im Orden die Mög­lich­keit, gemein­sam unse­re Beru­fung und unse­ren Glau­ben zu leben, ganz selbst­ver­ständ­lich und jeden Tag. Das ist wunderbar.

Sie spre­chen von Beru­fung: Was ist Sinn und Ziel Ihres Lebens?
In mei­nem Leben ist alles auf Chris­tus aus­ge­rich­tet. Ohne ihn, ohne sei­ne Lie­be, könn­te ich nicht leben und nicht wir­ken. Chris­tus ist mei­ne Basis, die mich antreibt. Ich ste­he mor­gens auf, weil Chris­tus mich durch den Tag brin­gen wird, und ich sei­ne Lie­be ver­kün­den möchte.

Wie wür­den Sie Ihre Got­tes­be­zie­hung beschreiben?
Mein ers­ter Gedan­ke nach dem Auf­wa­chen gilt Gott. Ich begin­ne den Tag mit einem Gebet. Gott beglei­tet mich den gan­zen Tag in mei­nem Tun. Wenn ich beson­de­re Nähe brau­che, dann set­ze ich mich in Stil­le in die Kir­che oder blät­te­re in der hei­li­gen Schrift. Mein Tag endet im Dia­log mit Gott.

Sie haben auch eine Zeit ohne Gott erlebt und gelebt. Sind Sie ein Spätberufener?
Ich wür­de mich eher als Spät­hö­ren­den bezeich­nen, denn der Ruf war immer da. Gott hat immer wie­der mal ange­klopft, doch ein Auf­bruch schien mir in der jewei­li­gen Lebens­si­tua­ti­on stets unpas­send, ich war zu fei­ge. Als ich dann mit 40 noch­mals den Ruf hör­te, dach­te ich nur: Das könn­te der letz­te sein. Und dann habe ich alles ver­än­dert. Wenn ich heu­te dar­auf zurück­bli­cke, habe ich zwar sehr lan­ge gezö­gert, aber die Umkehr in mei­nem Leben war nicht zu spät. Gott sei Dank!

Der Wen­de­punkt war ein Weih­nachts­abend im Jahr 2015.
Ich war Athe­ist und arbei­te­te als Jour­na­list. Ich hat­te die Auf­ga­be, eine Sei­te in der Lokal­zei­tung an Weih­nach­ten zu gestal­ten. Mei­ne Wahl fiel auf einen Pfar­rer, der erst gar nicht begeis­tert war von der Idee, dass ein Jour­na­list ihn den gan­zen Hei­lig­abend beglei­ten soll­te. Um ihn zu über­zeu­gen, frag­te ich den Pfar­rer urplötz­lich, ich weiß selbst nicht, wo das her­kam: „Sagen Sie auch Nein, wenn wir gemein­sam beten?“. Nach kur­zem Schwei­gen wil­lig­te er ein und ich besuch­te ihn.

Was ist an die­sem Abend passiert?
Wir haben gespro­chen, über mich, mein Leben. Wir haben gebe­tet, ich habe seit vie­len Jah­ren mal wie­der gebeich­tet. Wir haben geges­sen, die Krip­pe auf­ge­baut, die hei­li­ge Mes­se vor­be­rei­tet. Die Christ­met­te habe ich dann erlebt wie noch nie: per­sön­lich, nah, inten­siv. Dort saß ich dann nicht mehr als Jour­na­list und mir wur­de plötz­lich klar: Hier pas­siert etwas Magisches.

Wie ging es weiter?
Ich deu­te­te den Ruf als Pries­ter­be­ru­fung. Ich kann­te mich mit Ordens­le­ben über­haupt nicht aus, kann­te Ordens­men­schen nicht so rich­tig. Erst über die Jah­re habe ich ver­stan­den, dass ein Leben als Kapu­zi­ner das ist, was Gott für mich will. All das hat sich gefügt und jetzt im Spie­gel der ewi­gen Pro­fess bin ich an mei­nem Beru­fungs­ziel angelangt.

War­um Kapuziner?
Ich habe mich infor­miert, auf You­Tube rum­ge­schaut, was es so gibt. Wel­che Cha­ris­men der Orden für mich pas­sen könn­ten. Ich war bei ver­schie­de­nen Ordens­ge­mein­schaf­ten – auch bei den Kapu­zi­nern und den Fran­zis­ka­nern. Am Ende war es eine Bauch­ent­schei­dung und eine Fügung, da bin ich mir sicher. Als Kapu­zi­ner ste­he ich bei den Aus­ge­grenz­ten der Gesell­schaft. Und da bin ich richtig.

Sie haben eine Zeit ohne Gott erlebt. Haben Sie Angst, dass das noch ein­mal passiert?
Nein.

Was macht Sie so sicher?
Weil ich Gott ent­deckt habe. Seit­her ist alles anders. Ich habe kei­ne Zwei­fel, dass es Gott gibt und er mich jeden Tag begleitet.

Ihr Pro­fess­spruch lau­tet „Mei­ne Stär­ke und mein Lied ist der Herr, er ist für mich zum Ret­ter gewor­den“. Was bedeu­tet die­ser Satz für Sie?
Gott hat mein Leben geän­dert, er hat mich geret­tet aus dem Unglau­ben. Er ist mein Ret­ter. Das macht mich stark. Mit die­ser Stär­ke will ich selbst­be­wusst durchs Leben gehen und in der Welt Got­tes Lie­be verkünden.

Das Inter­view führ­te Tobi­as Rauser

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