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FOTO: KAPU­ZI­NER

In den Bergen Mexikos

Kapu­zi­ner aus Deutsch­land leb­ten vie­le Jah­re in der Regi­on Oaxa­ca in Mexiko

29. Okto­ber 2024

An die Ränder gehen

Der Begriff „Mis­si­on“ hat viel­fach einen schlech­ten Ruf, das Ver­ständ­nis hat sich gewan­delt. Wie sieht es heu­te aus? Was für die Kapu­zi­ner im Fokus ihrer Mis­si­ons­ar­beit steht, erklärt Br. Hel­mut Rakowski. 

Es war 1991, als ich in mei­ner Hei­mat­ge­mein­de in Mainz in die Mis­si­on nach Süd-Mexi­ko aus­ge­sen­det wur­de. Mit damals 29 Jah­ren steck­te ein gutes Stück Aben­teu­er­lust hin­ter die­ser Ent­schei­dung. Ein ande­res Argu­ment beweg­te mich aber noch viel mehr: „Ich gehe dort­hin, wo kei­ner sonst hin­ge­hen will!“

Tat­säch­lich bestimm­te schon damals die Land­flucht das Leben in den armen Dör­fern in den Ber­gen der Mix­te­ca Alta im Wes­ten des mexi­ka­ni­schen Bun­des­staa­tes Oaxa­ca. Wer konn­te, ver­such­te näher an die Städ­te her­an­zu­kom­men: Leh­rer eben­so wie Pfar­rer, aber auch vie­le jun­ge Leu­te. Alle woll­ten dort­hin, wo man Geld ver­die­nen konn­te, wo es Stra­ßen und ein Fern­seh­si­gnal gab und wo man rela­tiv schnell einen Arzt fin­den konnte.

Wir Kapu­zi­ner gin­gen damals aus Deutsch­land in die Mis­si­on nach Mexi­ko. Es ging kei­nes­falls um die Bekeh­rung von Hei­den. Die Kir­che in mei­ner neu­en Hei­mat San Mateo Peñas­co war alt und die Tauf­bü­cher gin­gen zurück ins 18. Jahr­hun­dert. Es ging uns um den Dienst an den Men­schen. Die­se waren froh, dass jemand da war, der die Kin­der tauf­te, die Toten aus­seg­ne­te und bei den „Fies­tas“ Got­tes­dienst fei­er­te. Unser Pas­to­ral­plan hat­te zum Ziel, „die Men­schen zu befä­hi­gen, ihr eige­nes Leben zu bestim­men“. Das galt für die Sakra­men­te und den Reli­gi­ons­un­ter­richt genau­so wie für den Bereich der indi­ge­nen Kul­tur und der poli­ti­schen Bil­dung. Es gab Pro­jek­te für nach­hal­ti­gen Land­bau, für Natur­me­di­zin oder zur Ver­mark­tung der hei­mi­schen Produkte.

Mis­si­on hat oft einen schlech­ten Ruf. Vie­le set­zen sie mit gewalt­sa­mer Bekeh­rung gleich, ver­bin­den damit kul­tu­rel­le Über­frem­dung und Unter­wer­fung. Es war der hei­li­ge Fran­zis­kus, der als ers­ter Ordens­grün­der einen Mis­si­ons­stil in die Ordens­re­gel schrieb: Mit­ten in den Kreuz­zü­gen mach­te er deut­lich, dass das eige­ne Lebens­zeug­nis vor jeder Wort­ver­kün­di­gung zu kom­men hat und der fran­zis­ka­ni­sche Mensch zunächst ein­mal Mis­si­on ist und nicht macht. Fran­zis­kus schreibt, dass die­je­ni­gen, die unter die Sara­ze­nen (also die „Ungläu­bi­gen“) gehen, in „zwei­fa­cher Wei­se unter ihnen geist­lich wan­deln“ kön­nen. Die ers­te und bevor­zug­te Art besteht dar­in, „dass sie weder zan­ken noch strei­ten, son­dern um Got­tes wil­len jeder mensch­li­chen Krea­tur unter­tan sind und beken­nen, dass sie Chris­ten sind.“ Nur an zwei­ter Stel­le steht, und auch nur „wenn sie sehen, dass es dem Herrn gefällt“, die Wortverkündigung.

Der schlech­te Ruf der Mis­si­on kommt nicht allein vom Chris­ten­tum. Sozia­le Gebil­de, von klei­nen Volks­grup­pen bis zu Groß­rei­chen, stütz­ten und stüt­zen ihre Macht und Sicher­heit immer auf höhe­re Mäch­te. Es war nicht sel­ten staats­tra­gen­de Bür­ger­pflicht, den „rich­ti­gen“ Kult aus­zu­üben. Wer das nicht tat, beschwor den Zorn der Göt­ter her­auf und wur­de zur Gefahr für das gesell­schaft­li­che Gefü­ge und damit ein Feind, den es zu bekeh­ren oder zu ver­nich­ten galt. Ent­spre­chend wur­de bei Erobe­run­gen fast immer auch die Reli­gi­on der Sie­ger auf­ge­zwun­gen. Manch­mal mit einem inte­gra­ti­ven Ansatz, das heißt, man muss­te neben den eige­nen reli­giö­sen Prak­ti­ken zumin­dest auch die Gott­heit des Sie­gers ver­eh­ren (so etwa bei den Römern). Oft­mals aber auch exklu­siv, das heißt, die alten Kult­or­te wur­den zer­stört und durch neue ersetzt (so etwa bei den Azte­ken). Noch im Augs­bur­ger Reli­gi­ons­frie­den 1555 wur­de unter den zer­strit­te­nen Chris­ten bestimmt, dass die Unter­ta­nen die Reli­gi­on, gemeint war die Kon­fes­si­on des Herr­schers, anzu­neh­men hat­ten: „cui­us regio, eius religio“.

Heu­te ver­ste­hen wir den Auf­trag Jesu, das Evan­ge­li­um bis an die Enden der Erde zu tra­gen, als das (Mit-)Teilen des eige­nen Glau­bens, als das Ange­bot der Per­le bezie­hungs­wei­se des Schat­zes an die Men­schen ande­rer Reli­gi­on und ohne Reli­gi­on. Dia­log ist, ent­spre­chend den kirch­li­chen Doku­men­ten, Teil die­ser Mis­si­on. Oft beschränkt sich die­ser Ein­satz gemäß des hei­li­gen Fran­zis­kus auf das Zeug­nis eines christ­li­chen Lebens und auf den Dienst an den klei­nen (und manch­mal auch grö­ße­ren) Chris­ten­ge­mein­den in der Dia­spo­ra (zum Bei­spiel in der Tür­kei, Paki­stan, Ara­bi­en oder Nordindien).

Dort­hin zu gehen, wo kei­ner sonst hin­ge­hen will: Das ist eine Mis­si­on, die sich auch an unse­ren Peri­phe­rien ereig­net. Das „Mis­si­on State­ment“, unser Leit­bild für die Mis­si­on der Kapu­zi­ner, lau­tet: Men­schen am Ran­de beglei­ten, einen Glau­ben vor­le­ben, der nicht aus­schließt, son­dern ermu­tigt, und die fro­he Bot­schaft anzu­bie­ten, dass Gott die Klei­nen auf­rich­tet. Dar­um ste­hen drei Wor­te über unse­rem Tun: Ein­fach. Fran­zis­ka­nisch. Leben.

Text: Br. Hel­mut Rakowski

 

Mehr zur Mis­si­on der Kapu­zi­ner lesen Sie in der nächs­ten Aus­ga­be von cap!, dem Maga­zin der Kapu­zi­ner. Wenn Sie die Mis­si­on der Kapu­zi­ner unter­stüt­zen wol­len, kön­nen Sie das hier tun

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