
FOTO: Gerhard Berger
Aus Indien nach Tirol: Br. Antony im Kloster Innsbruck
Bruder Antony Manuel lebt seit September 2024 mit sieben Mitbrüdern im Kapuzinerkloster Innsbruck. Hier will der junge Inder durch Worte und Taten „Halt und Hoffnung“ schenken.
Knapp 34 Millionen Menschen leben im indischen Bundesstaat Kerala, wo Temperaturen jenseits der 30 Grad normal sind. Hier, am Rande des Arabischen Meeres, ist Bruder Antony Manuel (Jahrgang 1989) aufgewachsen. Kerala bedeutet wörtlich übersetzt „Land der Kokospalmen“, doch auch die Bezeichnung „Gottes eigenes Land“ haftet an der Heimat des 36-jährigen Kapuziners, der seit September 2024 in der Kaiserjägerstraße in Innsbruck lebt.
Vollständig akklimatisiert hat er sich in Tirol noch nicht – was auch an den frostigen Wintertemperaturen lag, die Bruder Antony zu Beginn kalt erwischt haben. Die deutsche Sprache, die er sehr gut beherrscht, hat er in einem Intensiv-Kurs gelernt, den er 2019 in Wien belegte. Wien war seine erste Station in Österreich, wohin er geschickt wurde, um die hiesigen Ordensbrüder zu unterstützen. „Eigentlich wollte ich in meiner Heimat bleiben. Aber nach zwei Tagen Bedenkzeit habe ich zugesagt“, verrät Bruder Antony, der nach der Matura in seiner Heimatstadt Ernakulam ins Kloster eingetreten ist und hier 2017 seine Priesterweihe abgelegt hat.
Sechs Monate wirkte der Kapuziner in Indien als Kaplan, ehe er die Reise nach Österreich antrat, die ihn über Wien ins steirische Irdning brachte, wo er vier Jahre im dortigen Kapuzinerkloster lebte. Sein Fazit: „Die Leute waren sehr herzlich. Und haben mir geholfen, die Kultur, die Sprache und die Liturgie besser kennenzulernen.“
Kennengelernt hat Bruder Antony in der 6.000-Seelen-Gemeinde auch das Steirische Cordon Bleu, von dem er heute noch schwärmt. Überhaupt hat es ihm die österreichische Küche angetan. Gerichte wie Schnitzel, Schlipfkrapfen und Gerstlsuppe lassen ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Dass im Kloster manchmal auch indisches Essen aufgetischt wird, freut ihn natürlich ebenso. Weil dadurch die Erinnerung an seine Heimat lebendig bleibt. Trotzdem hat er es nie bereut, Indien verlassen zu haben. „Man hat mich hier gebraucht: Deshalb will ich mit meinen Worten und Taten Liebe und Freude schenken“, sagt Bruder Antony, dessen Herz tanzt, wenn er sich mit Menschen austauschen kann.
Mindestens drei Jahre wird er in Innsbruck bleiben und in der Kapuziner- und in der Hofkirche Messen halten, aber auch in den Einrichtungen des SLW, des Hilfswerkes der Kapuziner, den Dialog suchen, um „Halt und Hoffnung“ zu geben. „Viele Menschen sehen nur noch die Traurigkeit und die Probleme dieser Welt. Aber wir dürfen das Gute nicht vergessen, das es auch gibt“, mahnt Bruder Antony. Womit könnte man ihm etwas Gutes tun? Jedes Gespräch sei ein Geschenk. Und wenn ihn im nächsten Winter jemand in die Kunst des Rodelns einführt, fühlt er sich in Innsbruck sicher gleich noch heimischer.
Dieser Text ist zuerst in „fidelis“ erschienen, dem Magazin des „slw – Soziale Dienste der Kapuziner“.
