
FOTO: KAPUZINER/TINA TRIPPENS
BR. EDUARD STUCHLIK
1932–2025
Br. Eduard Stuchlik in München gestorben
Der Kapuziner und Priester Eduard Stuchlik ist am 9. Oktober in München-Nymphenburg verstorben. Der Ordensmann lebte unter anderem in Blieskastel, Würzburg, Altötting und München.
Am Nachmittag des 09. Oktobers ist Br. Eduard Stuchlik in München-Nymphenburg gestorben. Friedlich und ruhig durfte er sein Leben in die Hände seines Schöpfers zurückgeben. Sein Gesundheitszustand war schon seit geraumer Zeit fragil und nachdem er Tags zuvor noch ganz bewusst die Krankensalbung empfangen hatte, er mit letzter Kraft selbständig das Kreuzzeichen machen wollte und konnte, durfte er wohl vorbereitet in Gottes helles Licht eingehen.
Eduard Stuchlik erblickte am 19. Oktober 1932 in Grätz (Gemeinde Troppau, heute Tschechien) als 3. Kind einer Arztfamilie das Licht der Welt. Eduard hatte noch vier Geschwister, zwei Brüder und zwei Schwestern. Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges und den politischen Wirren dieser Zeit ereilte die Familie das grausame Schicksal der Vertreibung aus der angestammten Heimat. Seine Mutter floh mit den Kindern, der Vater kam erst drei Jahre später nach, eine Rückkehr in die Heimat war für immer unmöglich geworden. Dieses Ereignis sollte sich auch tief in die Seele unseres Mitbruders eingraben. Im oberpfälzischen Konnersreuth konnte die nun siebenköpfige Familie eine neue Heimat finden und sein Vater fortan als Arzt wirken.
Eduard kam alsbald in das Kapuzinerseminar nach Burghausen. Er legte 1953 sein Abitur am Gymnasium ab und wurde kurze Zeit darauf am 21. August 1953 in Laufen im Kapuzinerorden eingekleidet. Nach Beendigung des Noviziates ging es nach Eichstätt, um das Studium der Theologie und Philosophie aufzunehmen. Nach erfolgreichem Abschluss seiner Studien wurde er am 29. Juni 1959 in Eichstätt zum Priester geweiht. Bei seiner Primiz in Konnersreuth durfte damals natürlich eine persönliche Begegnung mit Resl von Konnersreuth, die mit seiner Familie bekannt geworden war, nicht fehlen.
Sein pastorales Engagement nahm seinen Anfang zunächst von 1960 bis 1962 im Kapuzinerkloster Rosenheim. Bereitwillig nahm er seine darauffolgenden häufigen Versetzungen an, die ihn in mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben in die verschiedensten Klöster der Bayrischen Kapuzinerprovinz führten. Blieskastel (1962–1964; 1979–1984), Burghausen (1964–1966), Bamberg (1966–1970), wo die Kapuziner mit seiner Unterstützung ein neues Seminar errichten wollten, München (1970–1971), Würzburg (1971–79). Ab 1984 wirkte er in Coburg und half dort mit, das Pfarrkloster aufzubauen. Seine nächsten Stationen führten ihn nach Altötting St. Konrad (1992–1995), sodann nach München-Nymphenburg (1995–2001) als Krankenhausseelsorger und Kurat, danach ging es nach Aschaffenburg (2001–2004) und erneut nach Altötting St. Magdalena (2004–2020).
Am 03. Juli 2020 kam er an seine vormalige Wirkungsstätte nach München-Nymphenburg. Der Umzug und das Annehmen von pflegerischer Betreuung, die notwendig geworden war, fiel ihm nicht leicht und es brauchte eine geraume Zeit, bis er sich eingewöhnt hatte und langsam wuchs auch seine Akzeptanz, Hilfe und Dienste anzunehmen. Von Herzen danken die Kapuziner hier ausdrücklich dem ganzen Pflegepersonal für die liebevolle Pflege und gute aufopferungsbereite, geduldige Betreuung ihres Mitbruders.
In Br. Eduard lebte ein Drang nach Freiheit und Selbständigkeit, was sicherlich im Schicksal und dem Erlebnis der Vertreibung seiner Familie begründet lag. Er liebte all das, was ihn einen Hauch von Freiheit und Unabhängigkeit erspüren ließ. Mit Freuden stand er im Winter auf den Skiern, im Sommer schnallte er sich seine Inlineskater an, sportlich begeistert und stets aktiv machte er selbst anfänglich noch in Nymphenburg seine Morgengymnastik.
Seine große Leidenschaft war das Motorradfahren. So haben ihn viele Menschen auch in Erinnerung: der Pater auf dem schweren Motorrad in voller Ledermontur. Auf verschiedenen Touren durchstreifte er die Lande von Süden nach Norden, von Westen nach Osten. Da war er frei und unabhängig.
Zielbewusst mit beharrlicher Ausdauer konnte er seine Ideen und Überzeugungen vortragen und er verbog sich nicht, wenn es darum ging, seiner Meinung Ausdruck zu verleihen, was auch dazu führte, dass er in seinen Predigten kein Blatt vor den Mund nahm. Das franziskanisch-einfache in einem konsequenten auch geistlichen Lebensstil lag ihm am Herzen. Die im Orden angestoßenen Neuaufbrüche verfolgte er bis zum Schluss mit großem, teils auch kritischem Interesse.
In Eduard lebte eine gewisse Unruhe, er wollte sich kaum mit (s)einem Status-quo zufriedengeben, er suchte das Neue, die Weite, die Freiheit der Kinder Gottes, von der das Evangelium Christi geprägt ist. Die frohe Botschaft beharrlich verkünden, in die Tat umsetzen durch eine gesunde Frömmigkeit, die allen Menschen gelten sollte, das war sein Suchen und Ringen – nicht immer einfach für ihn und auch seine Umgebung.
Schlimm und schmerzlich war für ihn, dass ihm das Gehör immer mehr schwand. Hörgeräte und Implantat brachten wenig Besserung für ihn und es fiel ihm immer schwerer in Kommunikation mit anderen Menschen zu treten, oder an aktiven Gesprächen teilzunehmen. So lebte er am Ende eher in sich zurückgezogen, dennoch blieb er wach und genau beobachtend, was ihn umgab.
Der heilige Augustinus beschrieb einst, dass des Menschen Herz unruhig sei, bis es in Gott, auf den hin wir geschaffen, seine Ruhe findet. Aus dieser inneren Unruhe, die die Freiheit und die Weite suchte, darf er nun seine Ruhe bei Gott finden, denn er führt uns hinaus ins Weite, in die Freiheit von allen irdischen Beschwerden. Gott mache sein Herz hell mit seiner Liebe und seinem Frieden.
Das Grab von Br. Eduard finden Sie auf dem Kapuzinerfriedhof in Altötting neben der Basilika St. Anna.
