

FOTO: Kapuziner/Lemrich
BR. NORBERT SCHLENKER
1954–2024
Br. Norbert Schlenker gestorben
Unerwartet ist Br. Norbert Schlenker während einer Pilgerfahrt nach Assisi in Perugia verstorben. Die Kapuziner trauern um einen Mitbruder, der mit ganzem Herzen Ordensmann und Seelsorger war.
Geboren am 21.09.1954 in Karlsruhe als einziges Kind von Hermann und Hedwig Schlenker erhielt Norbert seine religiöse Sozialisierung in der benachbarten Kapuzinerpfarrei St. Franziskus. Hier war er Ministrant, Jugendleiter und Aushilfssakristan und lernte den Orden kennen. So war es fast ein natürlicher Übergang, als er nach dem Abitur um die Aufnahme bei den Kapuzinern bat und 1973 in Münster/Westfalen eingekleidet wurde. In seinen Notizen hat er seine erste Assisi-Fahrt während des Noviziates vermerkt. Die Heimat des heiligen Franziskus blieb einer seiner Sehnsuchtsorte, zu dem er bis zu seinem Tod immer wieder zurückkehrte, oft als Organisator und Leiter von Pilgerfahrten, gerne aber auch als Lernender und Betender.
Wer ihn kannte, wusste, dass er ein fleißiger und zielstrebiger Arbeiter war. So schloss er erfolgreich sein Theologiestudium ab und wurde 1979 zum Diakon und ein Jahr später zum Priester geweiht. Damit begann sein Dienst als Seelsorger. Schon früh vertraute man ihm Leitungsaufgaben an, sowohl innerhalb der Gemeinschaft als auch in der Pfarrei beziehungsweise in der Wallfahrt.
Geprägt wurde Br. Norbert durch seine erste Stelle in Offenburg. 18 Jahre verbrachte er dort und erlebte ein neues Pastoralmodell, das er aktiv mitgestaltete. Schon in den 80er-Jahren hatten die Kapuziner begonnen, die Pfarreien St. Fidelis und die der vier angrenzenden Gottswaldgemeinden zu einer Einheit zusammenzuführen und die Gemeindemitglieder mit ihren vielfältigen Begabungen in die Gemeindearbeit gestaltend einzubeziehen. Mit seinem Organisationstalent und der Fähigkeit zu motivieren, war Br. Norbert hier am rechten Ort.
Als er 1998 nach Zell a. H. zog, führte er den Ansatz am neuen Ort weiter. Im Team arbeitete er kurz in Dieburg und Deggingen und dann in Frankfurt Liebfrauen. Das City-Kloster war eine weitere Herausforderung, der er sich sieben Jahre stellte, bevor er nach Altötting als stellvertretender Wallfahrtsleiter (Kustos) wechselte. Auch an Deutschlands größtem Wallfahrtsort war er als Organisator und Inspirator der vielfältigen Aktivitäten gefragt. Zunächst als Guardian von St. Magdalena und später von St. Konrad gestaltete er mit den Brüdern die Reduzierung der Kapuzinerpräsenz auf ein Kloster. In seine Zeit in Altötting fiel die Renovierung der St. Anna Basilika und der Bruder-Konrad-Kirche.
Am 27.08.2016 erlitt er einen ersten Herzinfarkt, von dem er sich zwar erholte, der aber doch seine Nachwirkungen hatte. Trotzdem blieb Br. Norbert immer bereit für den Dienst an den Brüdern. Insgesamt sechs Jahre gehörte er dem Provinzrat an. Nach einer ersten längeren Zeit in Offenburg blieb er beweglich und lies sich auf die Nöte der Gesamtprovinz ein. Obwohl selbst Badener, wechselte er bereitwillig aus dem Schwarzwald in die unruhige Citylage von Frankfurt, in das bayerische Altötting und zuletzt nach Werne a. d. Lippe. Dort übernahm er nach einer sechsmonatigen Erholungszeit am 20. März 2022 die Leitung des „Seniorenklosters“. Die Brüder dort profitierten von seiner Haussorge. Gemeinsam mit ihnen und dem Freundeskreis des Klosters sorgte er dafür, dass das Kloster ein lebendiger Ort blieb. Schnell war Br. Norbert Schlenker in Werne angekommen, vernetzt und beliebt.
Mit Freude bereitete er für die „Werner“ eine Wallfahrt zu seinem Sehnsuchtsort Assisi vor. Für ihn persönlich sollte es auch eine Einstimmung auf sein goldenes Ordensjubiläum am 5. Oktober 2024 sein. Die Einladungen waren bereits verschickt.
Im Pilgerhaus der Kapuziner in Assisi feierte Br. Norbert am Abend seinen 70. Geburtstag, als er einen zweiten, schweren Herzinfarkt erlitt. Es kam zum Herzstillstand, die Rettungskräfte mussten ihn reanimieren, aber er kam nicht mehr zu Bewusstsein, obwohl er im Krankenhaus in Perugia bestens versorgt wurde. Die Pilgerinnen und Pilger begleiteten ihn liebevoll. Br. Gisbert Schütte spendete dem Schwerkranken die Krankensalbung. Br. Harald Weber löste die Pilgergruppe am Tag vor der Rückreise nach Deutschland bei der Betreuung ab.
Am 27. September verstarb Br. Norbert um die Mittagszeit im Krankenhaus. Nahe an dem Ort, der sein Leben inspiriert und geprägt hatte. In den letzten bewussten Momenten seines Lebens hatte er der Glaubenserfahrung des heiligen Franziskus nachgespürt und durfte sich im Kreis guter Menschen am Geschenk seines Lebens freuen.
Das Auferstehungsamt für Br. Norbert feierten die Kapuziner am Donnerstag, den 10. Oktober 2024, in der Pfarrkirche St. Christophorus in Werne. Br. Norbert ist auf der Grabstätte der Kapuziner auf dem Städtischen Friedhof in Werne begraben.