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FOTO: LEM­RICH

BR. STEFAN WALSER

ist seit 2006 Kapu­zi­ner. Der Theo­lo­ge ist Juni­or­pro­fes­sor für Fun­da­men­tal­theo­lo­gie und christ­li­che Iden­ti­tä­ten an der Uni in Bonn. Er lebt im Kapu­zi­ner­kon­vent in Frank­furt am Main. 

25. April 2025

Br. Stefan, warum lässt Gott das Leid zu? (Serie 1/3)

Drei Kapu­zi­ner, drei kom­ple­xe Fra­gen, drei kur­ze Ant­wor­ten: In unse­rer Mini-Serie lesen Sie drei theo­lo­gi­sche Kurz­im­pul­se zu kom­ple­xen Fra­gen. Teil 1: War­um lässt Gott das Leid zu?

Bei einer der­art gro­ßen Fra­ge ist es wich­tig zu hören, wer sie über­haupt stellt. Wenn eine Krebs­pa­ti­en­tin im Kran­ken­haus die „War­um-Fra­ge“ stellt, dann ist das nicht der Zeit­punkt für eine theo­lo­gi­sche Dis­kus­si­on. Das wäre so zynisch, wie wenn der Chef­arzt bei der Visi­te sei­ne neus­ten Labor­da­ten über Tumor­zel­l­tei­lung prä­sen­tiert. In der kon­kre­ten Situa­ti­on des Leids kann es für Chris­tin­nen und Chris­ten allein dar­um gehen, dazu­sein und aus­zu­hal­ten, dass es kei­ne befrie­di­gen­de Ant­wort gibt. Dann ist es dran, Gott – wem auch sonst – das Leid zu klagen.

In einem theo­lo­gi­schen Semi­nar sieht das anders aus. Da darf und muss die Fra­ge auf den Tisch, weil sie nach wie vor der „Fels des Athe­is­mus“ ist. Wie geht das zusam­men: Got­tes Lie­be und All­macht mit dem him­mel­schrei­en­den Leid der Welt?

Frü­her hat man theo­lo­gisch das Leid schön auf­ge­teilt: Gott ist nicht für men­schen­ge­mach­tes Leid zustän­dig, nur Krank­heit und Natur­ka­ta­stro­phen gehen auf sein Kon­to. Heu­te sehen wir deut­li­cher, wie viel an Über­schwem­mun­gen, Erd­be­ben und Hun­ger doch auf den Men­schen gebucht wer­den muss. Gott hat uns Men­schen Ver­ant­wor­tung und Frei­heit über­tra­gen – zum Guten wie zum Bösen.

Das ist nach wie vor das stich­hal­tigs­te Argu­ment: Gott hat sich selbst dazu bestimmt, die Welt und sogar sich selbst durch mensch­li­che Frei­heit bestim­men zu las­sen. Der Preis dafür ist hoch. Aber ein Leben durch­gän­gig von gött­li­cher Intel­li­genz gesteu­ert und übri­gens auch ein ewi­ges irdi­sches Leben wäre wohl auch kei­ne para­die­si­sche Vor­stel­lung. Bleibt immer noch genug, was zum Him­mel schreit, ohne dass der Him­mel hilft. Es wur­de theo­lo­gisch viel nach­ge­dacht, ob Gott die Welt hät­te anders erschaf­fen kön­nen – oder ob wir nicht bereits in der bes­ten aller mög­li­chen Wel­ten leben.

Das Leid von Mensch und Natur stellt eine Anfra­ge an Gott. Das ist rich­tig. Aber es ist auch eine Fra­ge an uns. Und zwar unab­hän­gig davon, ob das Leid men­schen­ge­macht ist oder nicht. So sit­zen wir als Chris­tin­nen und Chris­ten am Ende mit die­ser Fra­ge doch nicht im Semi­nar­raum, son­dern eher am Kran­ken­bett. Ins­be­son­de­re dann, wenn wir den Glau­ben an einen Gott hoch­hal­ten, der sich in Jesus Chris­tus mit den Lei­den­den und den Toten soli­da­risch ver­bun­den weiß.

Die­ser Bei­trag ist zuerst in cap! erschie­nen, dem Maga­zin der Kapu­zi­ner. Die ande­ren bei­den Tei­le der Serie beschäf­ti­gen Sie mit der Fra­ge „Kann ein Rei­cher in den Him­mel kom­men?“ und „Was ist der Hei­li­ge Geist?“

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