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FOTO: Kapuziner/Rudolf Leichtfried

18. Novem­ber 2024

Fahr hinaus, wo es tief ist

Stil­le und Tie­fe: Im Kapu­zi­ner­klos­ter im öster­rei­chi­schen Ird­ning kön­nen Gäs­te ihre Wahr­neh­mung schär­fen, sich im Gebet üben und auf Gott­su­che gehen.

Erst wenn es still wird – und still bleibt – kann sich das zei­gen, was sich nur in der Stil­le zeigt. Aus die­sem Grund bit­ten wir am Anfang der kon­tem­pla­ti­ven Exer­zi­ti­en unse­re Gäs­te, alles weg­zu­las­sen: das Han­dy wird aus­ge­schal­tet, Bücher blei­ben bei­sei­te und auch alle ande­ren Beschäf­ti­gun­gen und Ablen­kun­gen fal­len weg. Was bleibt ist Schwei­gen und die Bereit­schaft, auch inner­lich alle Erwar­tun­gen und Vor­stel­lun­gen los­zu­las­sen. Die Ent­de­ckungs­rei­se in eine inten­si­ve Zeit beginnt.

Wir sit­zen fünf, sechs Stun­den über den Tag ver­teilt in 25-Minu­ten-Zei­ten gemein­sam im Medi­ta­ti­ons­raum im Gebet. Exer­zi­ti­en machen heißt üben. Wir üben, ganz in der Gegen­wart zu sein, prä­sent im Hier und Jetzt. Und wir lösen uns von unse­ren ich­be­zo­ge­nen Erwar­tun­gen und rich­ten uns auf die Gegen­wart aus – und damit auch auf die Gegen­wart des „Ich bin, der ich bin“. Denn so hat Gott sich im bren­nen­den Dorn­busch dem Mose geof­fen­bart. Auch die Zusa­ge des auf­er­stan­de­nen Chris­tus gilt für uns und für immer: Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

Das Ver­wei­len in der Stil­le macht uns durch­läs­si­ger und so man­ches zeigt sich aus unse­rer Lebens­wirk­lich­keit. „Selbst­er­kennt­nis ist der ers­te Schritt auf dem Weg zum Heil-Sein“, so hat es die Mys­ti­ke­rin Tere­sa von Avila vor knapp 500 Jah­ren gesagt. Wenn wir in die Tie­fe geführt wer­den, so wer­den wir auch mit den Lager­hal­len des Unbe­wuss­ten konfrontiert.

Anto­ni­us der Gro­ße (251–356), hat sein gan­zes Leben in der Wüs­te ver­bracht und wur­de zum Rat­ge­ber für vie­le. Er sagt: „Wer in der Ein­sam­keit sitzt und Stil­le hat, der ist drei Kämp­fen ent­ron­nen: dem Kampf mit den Augen, mit den Ohren und mit der Zun­ge. Doch einen Kampf gibt es zu kämp­fen – den Kampf mit dem eige­nen Her­zen.“ Natür­lich geht es da nicht um ein Aus­mer­zen und Abtö­ten. Doch es geht um die Kon­fron­ta­ti­on mit unse­ren Schat­ten und all dem, was uner­löst in uns steckt. Der Weg geht wei­ter, wenn wir auch bereit sind, den Schmerz, der damit ver­bun­den ist, anzu­neh­men und in die gött­li­che Gegen­wart zu hal­ten. Dort geschieht Wand­lung und Heilung.

Tere­sa von Avila hat auch ein­mal gesagt: „Wer Gott sucht, soll nur still in sein Inne­res schau­en. Dort wird er ihn fin­den. Das Inne­re des Men­schen ist wie ein Kris­tall, in des­sen Mit­te Gott wie eine alles durch­drin­gen­de Son­ne wohnt. Das Tun des Men­schen wird nicht wirk­sam, wenn sei­ne Taten nicht aus die­ser Mit­te stam­men.“ In uns gibt es auch ein spi­ri­tu­el­les Bewusst­sein, eine ganz ande­re Qua­li­tät von Wis­sen. Es ist Erkennt­nis durch Lie­be und Intui­ti­on. Wenn unser Bewusst­sein in die­sem Raum des Her­zens grün­det, so bekommt das Leben eine viel wesent­li­che­re Form des Selbst-Bewusstseins.

Damit sind wir in der soge­nann­ten „Schu­le des Her­zens­ge­bets“. Das JESUS-Gebet wird schon durch Jahr­hun­der­te prak­ti­ziert und ist eine ein­fa­che und unmit­tel­ba­re Art des Gebets. Der Name „JESUS CHRIS­TUS“ fließt mit unse­rem Atem und so sind wir auf ganz natür­li­che und ehr­fürch­ti­ge Wei­se mit Chris­tus ver­bun­den (sie­he auch den Bei­trag zum Ein­stieg in das Gebet hier).

Der hei­li­ge Fran­zis­kus ist uns Kapu­zi­nern auch da ein gro­ßes Vor­bild. Von ihm heißt es: „Immer trug er den Namen Jesus auf sei­nen Lip­pen“. Die­se beten­de Ver­bun­den­heit im stil­len Da-Sein vor Gott führt uns zu mehr Gelas­sen­heit und zu einem gro­ßen Frie­den des Her­zens. Das hat eine ganz ande­re Lebens­qua­li­tät – und es kann uns wie dem Men­schen im Evan­ge­li­um gehen, der den Schatz im Acker gefun­den hat.

Fahr hin­aus, wo es tief ist – so sagt es Jesus zu Simon im Lukas­evan­ge­li­um. Und das gilt immer neu für jede und jeden von uns. Wir laden Sie dazu ein!

Text: Br. Rudolf Leichtfried

 

Zu den Angeboten im Kloster Irdning
Die „kontemplativen Exerzitien“ im Kapuzinerkloster Irdning sind lange und intensive Zeiten der Stille und dauern 10 Tage. Wir halten uns an die Form und die Dynamik, wie P. Franz Jalics SJ sie geprägt hat. Wir laden auch zu „Tagen der Stille“ ein. Das sind viertägige Kurzexerzitien, die die Möglichkeit bieten, den kontemplativen Gebetsweg kennenzulernen. Wichtig ist die aktive Bereitschaft, sich mit liebender Aufmerksamkeit auf die Stille einzulassen. Diese Tage können viel im persönlichen Leben in Bewegung bringen. Das Kursprogramm und genauere Informationen finden Sie auf unserer Homepage: kapuziner.org/irdning
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