Interview

FOTO: KAPUZINER/LEMRICH

BR. LAURENTIUS WENK

trat 1981 in den Kapu­zi­ner­or­den ein. Der Ordens­mann und Pries­ter (Jahr­gang 1958) lei­tet die Kapu­zi­ner­ge­mein­schaft im Klos­ter Müns­ter seit 2023. 

4. März 2025

„Fasten kann heilsam sein für Körper und Seele“

In der Fas­ten­zeit berei­ten sich Chris­tin­nen und Chris­ten auf das Oster­fest vor. Wie­so Chris­ten fas­ten und was die Kenn­zei­chen der Fas­ten­zeit sind, das sagt Br. Lau­ren­ti­us Wenk im Interview. 

Br. Lau­ren­ti­us, was haben Sie sich für die Fas­ten­zeit vorgenommen?

Br. Lau­ren­ti­us Wenk: Mich regt die Fas­ten­zeit jedes Jahr an, mir Gedan­ken zu machen, wie ich die­se gestal­ten möch­te. Die Zeit bis Ostern ist ja über­schau­bar und da will ich auch einen Akzent set­zen in mei­ner Lebens­wei­se, die mich dem Leben näher bringt. Die­ses Jahr zum Bei­spiel will ich mein Augen­merk auf eine gesun­de Ernäh­rung legen.

Wie­so fas­ten Chris­ten überhaupt?

Chris­ten fas­ten, weil sie sich auf das Oster­fest, das Fest der Auf­er­ste­hung Jesu, vor­be­rei­ten. Jesus hat einen hohen Preis für unse­re Erlö­sung bezahlt, indem er sein Leben aus Lie­be zu uns Men­schen hin­ge­ge­ben hat. Uns in der Lie­be zum Mit­men­schen, zur Schöp­fung und zu Gott neu ein­zu­üben bezie­hungs­wei­se sie zu ver­tie­fen, ist auch ein wich­ti­ger Sinn beim Fasten.

Gibt es neben dem Fas­ten noch ande­re Säu­len der Fastenzeit?

Neben dem leib­li­chen Fas­ten sind das Gebet, die Stil­le, die Media­ti­on auch wich­ti­ge Säu­len in der Fas­ten­zeit. Im Gebet in den Dia­log mit Gott zu gehen, ihm unse­ren Lob­preis  – auch mit ande­ren zusam­men – dar­zu­brin­gen, tut dem Men­schen gut. Dazu im All­tag wie­der mehr Zeit und vor allem eine fes­te Zeit ein­zu­räu­men, ist mei­nes Erach­tens heil­sam und der Mensch wird dank­ba­rer und auf das Wesent­li­che hin zen­trier­ter. Von daher bin ich als Ordens­mann dank­bar für unser regel­mä­ßi­ges Stun­den­ge­bet, das wir gemein­sam verrichten.

Geht es beim Fas­ten nur um Spei­sen und Geträn­ke? Oder kann ich auch Handy-Fasten?

Das leib­li­che Fas­ten kann heu­te mei­nes Erach­tens zum einen unse­ren Blick auf unser Ess­ver­hal­ten len­ken und uns anre­gen, uns gesund zu ernäh­ren. Zum ande­ren gibt es das Fas­ten wie es Jesus in der Wüs­te vier­zig Tage lang gemacht hat, das heißt ganz auf die Nah­rung zu ver­zich­ten. Das soll­te aber gut über­legt gesche­hen und am bes­ten auch mit ande­ren zusam­men ange­gan­gen wer­den. Solch ein Fas­ten kann sehr heil­sam sein für den Kör­per und See­le. Es kann uns zum ande­ren hel­fen unse­re Bezie­hung zu Gott und zu den Mit­men­schen zu klä­ren und anre­gen, Unver­söhn­tes in uns auf­zu­de­cken und Schrit­te zur Ver­ge­bung anzu­ge­hen. Men­schen mit gesund­heit­li­chen Ein­schrän­kun­gen soll­ten das nur in Abspra­che mit dem Arzt machen. Zur Fra­ge nach dem Han­dy: Han­dy­fas­ten hal­te ich für sehr gut! Ich selbst benut­ze das Han­dy ganz wenig. Es ist wich­tig, die Zeit, die wir im Inter­net und in den sozia­len Medi­en ver­brin­gen, klar zu beschrän­ken, denn sie übt eine Sog­wir­kung auf den Men­schen aus. 

Gibt es im Klos­ter in Müns­ter ein Gemeinschafts-Fasten?

Wir Kapu­zi­ner­brü­der haben  das gan­ze Jahr über die Gewohn­heit, an drei Tagen in der Woche kein Fleisch zu essen. In der Fas­ten­zeit über­le­gen wir uns noch einen zusätz­li­chen Akzent: zum Bei­spiel, dass wir an den Werk­ta­gen auf den Nach­tisch ver­zich­ten. In ande­ren Klös­tern wird manch­mal auch eine Mahl­zeit am Tag schwei­gend eingenommen.

Am Ascher­mitt­woch beginnt die Fas­ten­zeit mit einem Aschen­kreuz. Warum?

Genau, die öster­li­che Buß­zeit, wie wir die Fas­ten­zeit auch nen­nen, beginnt mit dem Ascher­mitt­woch. Im Got­tes­dienst an die­sem ers­ten Tag der Fas­ten­zeit lässt sich der Gläu­bi­ge das Aschen­kreuz aufs Haupt legen zum Zei­chen, dass unser Leben begrenzt ist. Die­ses Zei­chen lädt uns Chris­ten ein, umzu­keh­ren und uns im Glau­ben noch mehr mit Gott zu ver­bin­den, unser Leben und Han­deln noch mehr am Evan­ge­li­um und Bei­spiel Jesu auszurichten. 

Vie­le nut­zen die Fas­ten­zeit, um die ver­ges­se­nen Neu­jahrs­vor­sät­ze wie­der raus­zu­kra­men – ganz ohne reli­giö­sen Hin­ter­grund. Wie fin­den Sie das?

Wenn das Fas­ten mich zu einer gesün­de­ren Ernäh­rung, zu mehr Bewe­gung und zu einem nach­hal­ti­ge­ren und öko­lo­gisch ver­ant­wort­ba­ren, fried­li­chen und men­schen­freund­li­chen Lebens­stiel hin­führt, kann das mei­nes Erach­tens sehr sinn­voll sein. Wenn das aller­dings nur ein paar Tage anhält und ich danach in die alten Mus­ter zurück­fal­le, dann ist die Mühe ver­ge­bens gewe­sen. Füh­ren die­se Vor­sät­ze zur dau­er­haf­ten Ver­bes­se­rung mei­ner Lebens­wei­se, dann hal­te ich sie für sinnvoll.

Fas­ten ist voll im Trend, etwa Inter­vall-Fas­ten. Wie stehts um die Fas­ten­zeit, gibt es da auch wach­sen­des Interesse?

Ein wach­sen­des Inter­es­se beob­ach­te ich bei Men­schen für eine (kur­ze) stil­le Zeit am Tag für das Gebet. Ob das am Mor­gen oder am Abend ist, sich da ein paar Minu­ten bewusst Zeit zu neh­men für Gott, einen Satz aus dem Evan­ge­li­um mit in den Tag zu neh­men oder am Abend einen Tages­rück­blick mit einem Dank an Gott. Das wün­schen sich Men­schen. So ein Ritu­al ein­zu­üben in der Fas­ten­zeit, und dann viel­leicht auch danach bei­zu­be­hal­ten, das tut gut.

Man könn­te sich in der Fas­ten­zeit auch etwas posi­ti­ves vor­neh­men, oder geht das an der Idee vorbei?

Momen­tan gehen Men­schen auf die Stra­ße und demons­trie­ren für Demo­kra­tie, für mehr Kli­ma­schutz oder gegen den Rechts­ruck in der Poli­tik. Das hal­te ich für sehr sinn­voll. Aber genau­so, wenn Men­schen über­le­gen, wie sie ihre Zeit sinn­voll ein­set­zen kön­nen, und sich ehren­amt­lich enga­gie­ren. Etwa bei der Tafel, mit einem Besuch des ein­sa­men Nach­barns, oder einem ehren­amt­li­chen Besuchs­dienst in einem Hos­piz oder Pfle­ge­heim. Das kann sehr berei­chernd für alle Betei­lig­te sein. Das ist kon­kre­te Nächs­ten­lie­be und eine wich­ti­ge Säu­le des ganz­heit­li­chen Fastens.

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