
FOTO: KAPUZINER/LEMRICH
BR. JÜRGEN MARIA BÖHM
wurde 1963 in Kronach geboren. Seit 1982 ist er Kapuziner, 2007 wurde er zum Priester geweiht. Er lebt im Kapuzinerkloster Liebfrauen in Frankfurt am Main.
„Durch das Rosenkranz-Gebet komme ich zur Ruhe“
Der Monat Oktober wird auch „Rosenkranz-Monat“ genannt. Warum das so ist und warum das meditative Gebet gar nicht altmodisch ist, sagt Br. Jürgen Maria Böhm aus Frankfurt am Main.
Br. Jürgen Maria, wann und warum beten Sie das Rosenkranzgebet?
Ich versuche täglich den Rosenkranz zu beten. Das gelingt mir natürlich nicht immer. Der Rosenkranz ist ein Gebet, durch das ich Ruhe und Betrachtung finde.
Welche Rolle spielt Maria für Ihren Glauben?
Maria spielt eine zentrale Rolle in meinem Glauben. Ohne sie gäbe es Jesus Christus nicht. Sie hat „Ja“ gesagt auf die Anfrage Gottes durch den Engel. Dieses „Ja“ gilt es immer wieder im eigenen Leben zu verwirklichen. Für unseren Ordensvater Franziskus war die Verehrung Mariens eine Selbstverständlichkeit. Diese drückte sich in verschiedenen Gebeten aus, besonders in seinem Gruß an die Gottesmutter.
Was ist das für ein Gebet, das Rosenkranzgebet?
Das Rosenkranzgebet ist eine meditative Gebetsform, die von der Kirche empfohlen wird. Der Rosenkranz ist kein veraltetes Gebet, sondern eines, das in der beständigen Wiederholung in das Geheimnis der Erlösung einführen möchte.
Wie ist es aufgebaut?
Es fängt mit dem Glaubensbekenntnis an. Anschließend folgt das „Vaterunser“ und drei „Gegrüßt seist du Maria“ (Ave-Maria) mit dem Zusatz: … Jesus, der in uns den Glauben vermehre, … die Hoffnung stärke, … die Liebe entzünde. Es folgt ein „Ehre sei dem Vater“. Anschließend fängt man wieder mit dem „Vaterunser“ an. Es folgen zehn „Ave Maria“ und der Zusatz der „freudenreichen, oder lichtreichen, oder schmerzhaften, oder glorreichen“ Geheimnissen. Danach wieder ein „Ehre sei dem Vater“ und je nach Frömmigkeit der Zusatz des sogenannten „Fatima-Gebetes“.
Wie lange dauert das Gebet?
In der Regel dauert ein Rosenkranz, je nach Schnelligkeit, mit der er gebetet wird, 25 bis 30 Minuten.
Gibt es auch eine Kurz-Version?
Ja, er kann auch in etwas gekürzter Form gebetet werden, indem das jeweilige Geheimnis nur beim ersten „Ave Maria“ eingefügt wird, die anderen neun werden durchgebetet.
Immer im Oktober gibt es den sogenannten „Rosenkranz-Oktober“. Was ist das?
Am 7. Oktober 1571 kam es in der Adria zur „Seeschlacht von Lepanto“. Die Christenheit wurde durch ein übermächtiges Osmanisches Heer bedrängt. Der Sieg wurde dem Rosenkranzgebet zugeschrieben, zu dem Papst Pius V. vorher die Christenheit aufgerufen hatte. Der Papst ordnete an, dass dieser Tag jährlich gefeiert werden soll als „Fest der Seligen Jungfrau Maria vom Siege“. Daraus würde später der Gedenktag „Unserer Lieben Frau von Rosenkranz“. Das Gebet dehnte sich danach über den ganzen Monat aus. So entstand der Rosenkranzmonat im Oktober.
Wenn mir dieses Gebet fremd ist: Wie kann ich das lernen oder beginnen?
Es ist nicht kompliziert. Mein Rat wäre also: einfach anfangen. Eine Anleitung steht zum Beispiel im Gotteslob (Nr. 4,1). Oder man lädt sich im Netz eine Anleitung herunter. Dazu sucht man sich einen geeigneten Platz. Das kann eine Gebetsecke in der eigenen Wohnung sein, eine Kirche oder ein Platz in der Natur.
Der Rosenkranz ist ein altes Gebet. Ist er altmodisch?
Nein, das sehe ich nicht so. Der Rosenkranz erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance. Ich sehe bei uns in Frankfurt Liebfrauen immer wieder junge Menschen den Rosenkranz beten. Nach jeder 10-Uhr-Messe wird der Rosenkranz von Gläubigen gebetet.
Ist das Rosenkranzgebet eine Art Meditation?
Durch das Gebet des Rosenkranzes komme ich zur Ruhe. Man kann sich in die jeweiligen „Geheimnisse“ hineindenken. In einem Zitat von Papst Johannes Paul II. ist es gut getroffen: Es geht darum, „das Leben Jesu mit den Augen Mariens zu betrachten“.
Haben Sie einen besonderen Rosenkranz, der Ihnen etwas bedeutet?
Es gibt nicht nur einen, ich nehme verschiedene Rosenkränze zu Gebet. Etwa aus Israel, Fatima oder Lourdes. Aber besonders gerne nehme ich den aus Jerusalem.
Br. Jürgen, danke für das Gespräch!