

FOTO: KAPUZINER/CHRISTINE PLÖSSER
Kapuziner-FAQ: Was ist das heilige Jahr?
In unseren FAQ beantworten wir Fragen rund um Orden und Kirche. Heute geht es um das „heilige Jahr“: Was ist das heilige Jahr und was bedeutet das für jeden Christen?
Was ist das heilige Jahr?
Alle 25 Jahre findet in der katholischen Kirche ein sogenanntes „heiliges Jahr“ statt. Es geht um die Erneuerung des Glaubens und um die Vertiefung der Beziehung zu Gott. Dieses Jubeljahr wird seit 1300 begangen, im 25-Jahres-Rhythmus seit 1474. Das nächste heilige Jahr beginnt mit der Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom am 24. Dezember 2024.
Die Redewendung „alle Jubeljahre“ stammt auch daher, denn der Begriff des Jubeljahrs und auch das Wort Jubiläum kommen aus dem Hebräischen. Entstanden ist diese Tradition aus dem biblischen Erlassjahr, das alle 50 Jahre (nach 49 Jahren, also sieben Mal die heilige Zahl Sieben) einen Schuldenerlass und Besitzausgleich der Israeliten vorsah.
Unabhängig von diesem 25-Jahres-Rhythmus wurde auch immer wieder ein außerordentliches heiliges Jahr ausgerufen, etwa im Jahr 2015/2016, das als „heiliges Jahr der Barmherzigkeit“ gefeiert wurde.
Grundpfeiler eines heiligen Jahres sind die Wallfahrt nach Rom sowie das Durchschreiten der heiligen Pforten. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die Möglichkeit, einen Ablass zu erlangen.
Was ist die „heilige Pforte“?
Als heilige Pforte wird der Eingang einer Kirche bezeichnet, die nur zu den heiligen Jahren geöffnet wird. Diese werden feierlich zu Beginn des Jubeljahres geöffnet und am Abschluss geschlossen. In vier der sogenannten Papstbasiliken in Rom existieren die heiligen Pforten: in der Lateranbasilika, im Petersdom, in der Basilika Santa Maria Maggiore und in der Basilika San Paolo fuori le Mura.
Was bedeutet der Ablass im Zusammenhang mit dem heiligen Jahr?
Ein Ablass ist nicht die Vergebung der Sünden. Die geschieht in der Beichte durch Reue, Schuldbekenntnis, Lossprechung und Buße. Der Ablass ist so etwas wie eine Amnestie der Strafe. Die Kirche erkennt den guten Willen des Gläubigen an – ausgedrückt in der Wallfahrt nach Rom (oder anderen vom Papst vorgegebenen Bußübungen), der Beichte und Umkehr sowie dem Gebet in Meinung des heiligen Vaters – und spricht eine Amnestie aus. Das Gebet „in Meinung des heiligen Vaters“ bedeutet, dass man für den Papst in dessen Anliegen betet. Es ist sozusagen eine Unterstützung des heiligen Vaters in seinem Dienst durch das solidarische Gebet. Meist betet man ein „Vaterunser“, ein „Gegrüßet seist Du Maria“ und empfängt die heilige Kommunion.
Übrigens: Weil früher die Wallfahrt nach Rom, Jerusalem oder Santiago de Compostella langwierig, teuer und lebensgefährlich war, hat Franz von Assisi den sogenannten Portiunkula-Ablass erwirkt. Diesen kann man am 2. August in jeder Kirche der franziskanischen Familie (und heute in jeder Pfarrkirche) gewinnen.
Wie lautet das Motto 2025?
Das Leitwort des Heiligen Jahres 2025 ist „Pilger der Hoffnung“.
Was bedeutet das Jahr für Christinnen und Christen?
Heilige Jahre sind ein Aufruf zur Umkehr und zur Erneuerung im Glauben. Pilgerfahrten machen den Glauben auf besondere Weise spürbar. Man könnte also sagen, dass das heilige Jahr ist eine Art weltweite katholische Aktion und Möglichkeit ist, den Glauben zu erneuern.
Was bedeutet dieses Jahr für die Kapuziner?
Die Ordensleute sind gebeten, am Welttag des geweihten Lebens (das ist immer der 2. Februar) ein prophetisches Zeugnis zu geben. Das geschieht etwa durch Initiativen, Aktionen und Beschlüsse, die alle ansprechen und die nicht nur geweihte Personen einbeziehen. Es geht darum, über den eigenen Tellerrand zu schauen und sich denen zuzuwenden, die Hoffnung und Versöhnung suchen.
Die Kapuziner wollen sich an diesem Tag in vielfältiger Weise in ihren Konventen und Kirchen mit dem Thema auseinandersetzen. Der ein oder andere franziskanische Ordensmann wird sicher auch allein oder in einer Gruppe nach Rom pilgern. Ohnehin ist 2025 für uns ein besonderes Jahr, denn in diesem Jahr feiern wir auch das 800-Jahr-Jubiläum des Sonnengesangs unseres Ordensgründers Franz von Assisi.
Die Fragen beantworteten Br. Helmut Rakowski und Tobias Rauser. In der Reihe Kapuziner-FAQ sind bereit mehrere Artikel erschienen, etwa zum Stundengebet oder zur Vita Mixta. Einen Überblick über alle Beiträge finden Sie hier.