News

FOTO: KAPUZINER/MARIUS JACOBY

19. Novem­ber 2024

Die heilige Elisabeth – ein Vorbild für die heutige Zeit

Ihr Leben war kurz, aber inten­siv: Die hei­li­ge Eli­sa­beth von Thü­rin­gen (1207–1231) war tem­pe­ra­ment­voll, durch­set­zungs­stark und aus­dau­ernd. Von ihr kön­nen wir uns noch heu­te viel abschau­en, sagt Br. Mari­nus Par­zin­ger in sei­nem Impuls.

Eli­sa­beth von Thü­rin­gen, eine Königs­toch­ter aus Ungarn, leb­te auf der Wart­burg in Thü­rin­gen. Mit 24 Jah­ren starb sie am 17. Novem­ber 1231, am 19. Novem­ber wur­de sie bei­gesetzt. Schon 1235 wur­de sie hei­lig gespro­chen. Eli­sa­beth ist uns gera­de heu­te ein Vor­bild – für ein christ­li­ches Mit­ein­an­der und in der Hil­fe für bedürf­ti­ge Menschen.

Sie ist eine Frau des Mit­tel­al­ters, die bis heu­te bei­spiel­ge­bend ist. Sie ver­such­te, Jesus ähn­lich radi­kal nach­zu­fol­gen wie Franz von Assi­si. Sie glaub­te, dass ihr in jedem Armen Chris­tus selbst begeg­ne. Sie ist die Patro­nin der Nächs­ten­lie­be, der Cari­tas und vie­ler Schwes­tern­ge­mein­schaf­ten, die Kran­ken­häu­ser füh­ren. Der hebräi­sche Name Eli­sche­ba bedeu­tet ins Deut­sche über­setzt: „Mein Gott ist Lebensfülle.“

Als Über­flu­tung, Hun­ger und Seu­chen Thü­rin­gen heim­su­chen, lässt sie die Korn­kam­mern der land­gräf­li­chen Besit­zun­gen öff­nen. Allein rund um die Wart­burg lässt sie tag­täg­lich rund 900 Bedürf­ti­ge spei­sen. Ihr Mann bil­ligt das. Er grün­det ein Hos­pi­tal in Gotha (1223- 26), 1226 eines unter­halb der Wart­burg. Bei­de stif­ten 1227 ein Fran­zis­ka­ner­klos­ter in Eisen­ach. Am 11. Sep­tem­ber 1227 stirbt ihr Mann Lud­wig in Süd­ita­li­en an einer Seu­che. Sie zieht nach Mar­burg, wo sie ein Hos­pi­tal grün­det. Die Kapel­le wird dem hei­li­gen Fran­zis­kus gewid­met. Sie ist damit die ers­te Fran­zis­kus geweih­te Kir­che nörd­lich der Alpen.

Dar­ge­stellt wird Eli­sa­beth von Thü­rin­gen mit Rosen in der Schür­ze, mit einem Brot oder mit einem Kreuz in der Hand. Es war ihr ver­bo­ten, den Armen Brot zu brin­gen. Als sie wie­der ein­mal auf dem Weg auf­ge­hal­ten und kon­trol­liert wur­de, hat­te sich das Brot, das sie den Armen brin­gen woll­te, in Rosen ver­wan­delt. Die­se Legen­de trifft den Kern ihrer Gesin­nung, näm­lich die Hin­wen­dung zu den Armen und Kran­ken. An Eli­sa­beth kön­nen wir able­sen, wie die Suche nach Gott auch das Ver­hält­nis zu ande­ren Men­schen ver­än­dert. Wer von Gott her auf die Men­schen zugeht und Lie­be zu schen­ken sich müht, der wird auch wie­der tie­fer zu Gott hin­ge­führt. Und wer für Gott Zeit hat, dem wird es leich­ter, auch den Men­schen zu die­nen und sie zu lie­ben. Got­tes- und Nächs­ten­lie­be gehö­ren zusammen.

Das Gebet an ihrem Fest­tag spricht davon, dass sie sich aus Lie­be zu Gott und den Men­schen hat ver­zeh­ren las­sen, wie eine Ker­ze, die von zwei Sei­ten brennt. Papst Gre­gor IX. sag­te bei der Hei­lig­spre­chung 1235: „Feu­rig hat sie Gott und den Nächs­ten geliebt.“

Heu­te ist Eli­sa­beth für uns ein Vor­bild in sozia­ler Arbeit und der Für­sor­ge für Arme und Bedürf­ti­ge. Die fol­gen­den Anstö­ße sol­len zum Wei­ter­den­ken anregen.

  • Sich sel­ber ein Bild verschaffen

Eli­sa­beth kann­te die Not der Men­schen. Sie hat­te sich selbst ein Bild davon gemacht. Sie woll­te dau­er­haft hel­fen und nicht abhän­gig machen. Bei­spiels­wei­se gab sie Werk­zeug dem, der arbei­ten konn­te. Schma­rot­zer­tum dul­de­te sich nicht. Sie zeich­ne­te sich aus durch Men­schen­kennt­nis und Durchhaltevermögen

  • Ziel­füh­ren­de Struk­tu­ren schaffen

Armen­pfle­ge war damals Män­ner­sa­che. Eli­sa­beth setz­te sich durch und ent­wi­ckel­te effi­zi­en­te­re Ideen der Armen­für­sor­ge. Sie grün­de­te Spi­tä­ler in Eisen­ach, Gotha und Mar­burg. Sie leis­te­te nicht nur Pfle­ge, son­dern lei­te­te die­se Insti­tu­tio­nen. Ver­ant­wor­tung im öffent­li­chen Leben hat­te man bis dahin Frau­en nicht zugetraut.

  • Unge­rech­tig­kei­ten ansprechen 

Eli­sa­beth hat­te ein gesun­des Emp­fin­den für Unge­rech­tig­kei­ten. Das dama­li­ge Gesell­schafts­sys­tem setz­te zwar Gren­zen, aber sie arbei­te­te dage­gen an: Was durch Erpres­sung und Aus­beu­tung erwirt­schaf­tet wur­de, nahm sie nicht an. Dar­in war sie konsequent.

  • Nicht über die eige­nen Ver­hält­nis­se leben 

Eli­sa­beth frag­te, ob es ver­ant­wort­bar sei, im Luxus zu leben. Gro­ße Fes­te wur­den gefei­ert von weni­gen auf Kos­ten vie­ler ande­rer. Eli­sa­beth ließ los, was sie nicht brauch­te. Bei ihr stimm­ten Wort und Tat überein.

  • Ver­mö­gen über­legt einsetzen 

Sie war jung als ihr Mann starb. Sie ging in kein Klos­ter und ver­mach­te ihr Ver­mö­gen kei­ner Stif­tung. Sie ver­füg­te, dass ihr Pri­vat­ver­mö­gen den „Armen gehö­ren sol­le“. Sie leb­te als Arme unter Armen. Sie finan­zier­te mit­tel­lo­sen Men­schen den Platz in einem ihrer Spitäler.

  • Mehr sein als scheinen 

Eli­sa­beth ließ sich nicht wie üblich mit ihrem Titel, son­dern mit ihrem Namen anspre­chen. Ihre Die­ne­rin­nen betrach­te­te sie als Freun­din­nen. Das Gemein­sa­me war ihr wich­tig: Mensch­sein und Christ­sein. Aus ihrem geleb­ten Glau­ben wuchs ihre Autorität.

  • Sich auf den ande­ren einlassen 

Eli­sa­beth ver­lang­te nicht von ande­ren, was sie nicht selbst tat. Die Maß­stä­be Jesu nahm sie ernst. Sie sprach nicht von Got­tes Barm­her­zig­keit und Lie­be, ohne selbst zu ver­su­chen, Men­schen zu trös­ten, auf­zu­rich­ten und zu ermutigen.

  • In geglück­ter Bezie­hung leben 

Ihr Leben stand in geglück­ter Bezie­hung von „Lie­be“ und „cari­tas“. Sie lieb­te ihren Mann und ihre Kin­der. Sie leb­te in einer tie­fen Chris­tus­be­zie­hung. Sie war gewiss, getra­gen zu sein. Das war ihre Kraftquelle.

Text: Br. Mari­nus Par­zin­ger, Kapu­zi­ner in Altötting

START­SEI­TE
KAPNEWS

Der News­let­ter der Kapuziner
Wol­len Sie über die Kapu­zi­ner und ihr Enga­ge­ment  infor­miert blei­ben? Dann mel­den Sie sich kos­ten­los für unse­re monat­li­chen „KAPNEWSan.
www.kapuziner.org/newsletter