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FOTO: OFMCAP

Br. Marek Miszczyński

lebt und arbei­tet in Rom und ist Teil der gewähl­ten Lei­tung des Kapu­zi­ner­or­dens. Der pol­ni­sche Ordens­mann (Jahr­gang 1970) ist dort für die Kapu­zi­ner in Zen­tral- und Ost­eu­ro­pa zustän­dig. Zuvor war er Pro­vin­zi­al der Pro­vinz Krakau. 

21. Mai 2025

„Ich kann aus meinem Leben ein Geschenk an andere machen“

Die Kapu­zi­ner in Euro­pa ste­hen vor einem Umbruch. Br. Marek Miszc­zyń­ski aus der Gesamt­lei­tung in Rom sagt, wo die Her­aus­for­de­run­gen lie­gen und war­um ein Leben als Kapu­zi­ner attrak­tiv ist. 

Br. Marek, Sie sind in der Ordens­lei­tung welt­weit ver­ant­wort­lich für die Kapu­zi­ner in Nord- und Ost­eu­ro­pa. Was ist Ihr Job? 

In ers­ter Linie geht es dar­um, die Gemein­schaf­ten und ihre Brü­der zu besu­chen. Ich möch­te sie im Glau­ben zu stär­ken, so dass wir gemein­sam, ich schlie­ße mich da ein, wach­sen kön­nen. Das geht vor allem durch per­sön­li­che Begeg­nun­gen und Gesprä­che. Ich will die Rea­li­tät vor Ort ken­nen ler­nen und die­se nach Rom tra­gen, um gemein­sam mit der Lei­tung die rich­ti­gen Schrit­te zu unternehmen.

Wo kom­men Sie hier?

Vor mei­ner Wahl zum Rat auf unse­rem letz­ten Gene­ral­ka­pi­tel war ich Pro­vin­zi­al einer pol­ni­schen Pro­vinz, in Kra­kau. Zuvor hat­te ich in ver­schie­de­nen Auf­ga­ben mit Aus­bil­dung zu tun.

Wie sind Sie Kapu­zi­ner geworden?

Das habe ich mei­ner dama­li­gen Freun­din zu ver­dan­ken (lacht). Sie hat mich auf den fran­zis­ka­ni­schen Weg gelenkt, mir ein Buch über den hei­li­gen Fran­zis­kus geschenkt. Nach der Lek­tü­re die­ses Buches wuss­te ich: Ich will wer­den wie Fran­zis­kus. Das war mein Ziel.

War­um sind Sie heu­te ger­ne Kapuziner?

Es macht mich glück­lich! Es geht um geleb­te Geschwis­ter­lich­keit. Ich habe Zeit, die ich mit Gott im Gebet ver­brin­gen kann. Es ist ein Geschenk, dass ich das nicht allei­ne leben muss. Wir sind nicht vie­le und besit­zen nicht viel, aber gemein­sam sind wir auf dem Weg. Das tut mir gut.

Im letz­ten Jahr muss­ten Sie ihre Auf­ga­be als Pro­vin­zi­al ver­las­sen und für ihre neue Auf­ga­be von Kra­kau nach Rom zie­hen: Woll­ten Sie dahin?

Die­se Fra­ge stel­le ich mir nicht. Ich neh­me die Auf­ga­be wahr, die mei­ne Brü­der und Gott für mich vor­se­hen. Ganz per­sön­lich wür­de ich mir einen klei­nen, ein­sa­men Ort zum Leben und Beten wün­schen. Aber Rom ist schön, ich ken­ne es auch gut, denn ich habe dort stu­diert. Somit war ich schon ver­traut mit dem ita­lie­ni­schen Lebens­ge­fühl (lacht).

Sie sagen, eine ihrer Auf­ga­ben ist es, durch Besu­che vor Ort die fran­zis­ka­ni­sche Rea­li­tät in Euro­pa bes­ser zu erfas­sen. Wie sieht die­se Rea­li­tät aus?

Sie ist nicht über­all gleich und es gibt Unter­schie­de. Aber die Rich­tung ist klar, wir spre­chen über Säku­la­ri­sie­rung. Der Glau­be ist noch da, aber auf dem Rück­zug. Die Beru­fun­gen gehen über­all zurück, auch in mei­nem Hei­mat­land Polen.

Depri­miert sie das?

Nein. Denn ich sehe auch Zei­chen der Hoff­nung. Ich tref­fe Brü­der, auch jun­ge, die ihr Leben mit Ernst­haf­tig­keit leben, die glück­lich sind. Sie sagen mir: Ich kann das Evan­ge­li­um leben, das macht mich zufrie­den. Das gibt mir Hoff­nung. Hoff­nung, dass es weitergeht.

Was macht die Säku­la­ri­sie­rung mit Ihnen?

Wis­sen Sie, der jun­ge Josef Ratz­in­ger hat mal gesagt: Wenn die Kir­che Pri­vi­le­gi­en und Bedeu­tung ver­liert, dann ist das auch eine Chan­ce. Eine Chan­ce, klei­ne Gemein­schaf­ten mit authen­ti­schem Leben zu schaf­fen und damit zu Orten der Hoff­nung zu werden.

Wofür ste­hen denn die Kapu­zi­ner in Europa?

Und kapu­zi­ni­sches Cha­ris­ma ist klar: Ein brü­der­li­ches Leben in Kon­tem­pla­ti­on und Ein­fach­heit. Mit einer Nähe zu den Men­schen. Das ist es, das ist unser Fundament.

Ist das ein Ziel oder die Realität?

Ich sehe es an vie­len Orten unse­res Ordens, aber natür­lich in unter­schied­li­cher Inten­si­tät und Authen­ti­zi­tät. Das hängt von den Brü­dern ab, aber natür­lich auch von den his­to­risch gewach­se­nen Auf­ga­ben. Wir haben oft zu vie­le Auf­ga­ben, die aus der Ver­gan­gen­heit rüh­ren, und die ver­hin­dern, dass wir uns kon­se­quent auf das aus­rich­ten, was uns ausmacht.

Was braucht es da, um das zu ändern?

Wir müs­sen den Mut haben, Orte und Struk­tu­ren zu ver­las­sen. Damit wir mehr Mög­lich­kei­ten haben, unser Leben zu leben. Ich habe eben von den authen­ti­schen, klei­nen Gemein­schaf­ten gespro­chen: Das müs­sen wir umset­zen. Um ein Zei­chen der Hoff­nung für ande­re zu sein.

Ist auch das Inter­net einer die­ser Orte?

Ja, wir brau­chen auch Mis­sio­na­re im Netz. Wir müs­sen dort prä­sent sein. Aber das klappt nur, wenn wir authen­tisch in der Rea­li­tät leben. Bei­des gehört zusammen.

War­um soll­te ein jun­ger Mann heu­te Kapu­zi­ner werden?

Zuerst möch­te ich sagen: Es ist eine Beru­fung. Es ist Gott, der ruft. Das ist das Ers­te. Und doch gibt es natür­lich auch noch vie­le ande­re Din­ge, die dafür spre­chen, sich für die­sen wun­der­ba­ren Weg zu entscheiden.

Wel­che Dinge?

Das geschwis­ter­li­che Leben, mit dem wir unse­re Beru­fung gemein­sam erfül­len, ist attrak­tiv. Vor allem in einer Zeit, in der in Gesell­schaft und in Fami­li­en sovie­le Bezie­hun­gen in die Brü­che gehen. Vie­le Men­schen leben allein, sie füh­len sich allein. Wir bie­ten an, in einer brü­der­li­chen Gemein­schaft ech­te Bezie­hung zu leben. Das ist oft anstren­gend, aber das Ergeb­nis ist wun­der­bar. Ein wei­te­rer Aspekt ist die Kon­tem­pla­ti­on. Die Welt wird immer schnel­ler. Wir bie­ten die Mög­lich­keit, anzu­hal­ten. Inne­zu­hal­ten. Über sein Leben und den Sinn dar­in nach­zu­den­ken. Ich könn­te hier noch vie­le wei­te­re Argu­men­te auf­zäh­len (lacht).

Machen Sie das!

In einer Welt, in der Geld, Gesund­heit und Sta­tus wich­tig ist, bie­ten wir Ein­fach­heit. Es gibt Din­ge, die sind wich­ti­ger als Geld, Din­ge, die wirk­lich glück­lich machen. Und noch ein Punkt, der mir per­sön­lich sehr wich­tig ist: Ich kann als jun­ger Mann aus mei­nem Leben ein Geschenk an ande­re machen. Ich kann die­nen, etwas für ande­re geben. Das ist doch wunderbar!

War­um wird die­ses attrak­ti­ve Ange­bot immer sel­te­ner wahrgenommen? 

Ich lade ein. Ich sage jedem jun­gen Mann: Komm und sieh es Dir an.

Zum Abschluss noch ein Wort über die Struk­tu­ren der Kapu­zi­ner in Euro­pa: Wie sieht das kapu­zi­ni­sche Leben auf dem Kon­ti­nent in 15 Jah­ren aus?

Wir wer­den weni­ger euro­päi­sche Brü­der haben, aber sicher mehr Brü­der aus ande­ren Tei­len der Welt. Die Gemein­schaf­ten wer­den internationaler.

An wel­chen Orten wer­den die­se Brü­der leben, haben Sie da eine Idee?

Ja, die habe ich. Wir sind dabei, eine Art Land­kar­te von Euro­pa zu erstel­len und zu über­le­gen, an wel­chen Orten wir authen­tisch leben wol­len und kön­nen. Damit wir Orte der Hoff­nung in einer säku­la­ri­sier­ten Welt sein kön­nen. Ich sehe dazu eine Bereit­schaft in unse­rer Gemein­schaft – über­all in Euro­pa, auch im Osten. Wir gehen es an!

Br. Marek, vie­len Dank für das Gespräch!

Das Inter­view führ­te Tobi­as Rauser

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