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FOTO: PRI­VAT

24. April 2025

Militärseelsorge: „Hier ist viel Segen notwendig“

Mit Got­tes Hil­fe in den Krieg? Got­tes Segen für das Töten? Die Seel­sor­ge für Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten hat einen ande­ren Blick, sagt Mili­tär­seel­sor­ger Richard Wey­rin­ger. Der Salz­bur­ger Pfar­rer gibt einen Ein­blick in sei­ne Arbeit.

Das war knapp. Es ist uner­träg­lich heiß, grell und laut. Die Bom­be explo­dier­te weni­ge Meter von einem Sol­da­ten ent­fernt. Er kann aus nächs­ter Nähe zuse­hen. Ist dabei jemand ums Leben gekom­men, der noch näher dran war? Gibt es Schwer­ver­letz­te? Wie kann ich schnell hel­fen? Oder soll ich lie­ber flie­hen, um mein Leben zu ret­ten? Mich hät­te es auch tref­fen können.

Gedan­ken wie die­se gehen Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten durch den Kopf, wenn sie in Kriegs­ge­bie­ten im Ein­satz sind. Für sie gibt es Mili­tär­seel­sor­ger, die mit ihnen die Schre­cken und die wei­ter­ge­hen­den Fra­gen danach ver­ar­bei­ten. Einer davon ist Richard Wey­rin­ger vom Mili­tär­kom­man­do Salz­burg. Der 59-Jäh­ri­ge ist seit bald zwan­zig Jah­ren Pries­ter und seit fünf­zehn Jah­ren Mili­tär­seel­sor­ger. Der­zeit unter ande­rem bei den öster­rei­chi­schen Blau­hel­men im Liba­non, wo mit einem Man­dat der Ver­ein­ten Natio­nen die Gren­ze zu Isra­el kon­trol­liert wird.

Richard Wey­rin­ger ist nicht so schnell aus der Ruhe zu brin­gen. Er ist der Typ „raue Scha­le – wei­cher Kern“. Des­halb machen ihn Behaup­tun­gen wütend, er sei Krieg­füh­ren­der im kirch­li­chen Gewand. „Wie das Wort Mili­tär-Seel-Sor­ge schon aus­sagt, sor­ge ich mich als Pries­ter um die See­len der Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten. Es wer­den in der Mili­tär­seel­sor­ge kei­ne Waf­fen, son­dern die mir anver­trau­ten Men­schen geseg­net. Mili­tär­seel­sor­ge ist für mich die Beglei­tung und seel­sor­ge­ri­sche Betreu­ung der Soldaten.“

Mili­tär und Seel­sor­ge sind für Richard Wey­rin­ger kein Wider­spruch. Er, der vor sei­ner Pries­ter­be­ru­fung bei der Spe­zi­al­ein­heit Jagd­kom­man­do Zeit­sol­dat war, führt bei­de Sei­ten zusam­men. „Egal, ob ein Mensch eine Uni­form trägt oder nicht – es geht uns in der Kir­che um den Men­schen und sein Heil. Jeder Mensch soll, wenn er will, kirch­lich betreut wer­den. Katho­li­ken haben ein Recht dar­auf, die Sakra­men­te, die eine tie­fe Ver­bin­dung zu Gott schen­ken, emp­fan­gen zu kön­nen. Sol­da­ten haben die Auf­ga­be, ihr Land – und das bedeu­tet in ers­ter Linie die Bewoh­ner des Lan­des – zu schüt­zen und zu ver­tei­di­gen, ihnen in Not zu hel­fen unter Ein­satz des Lebens. Das gera­de hier viel Segen not­wen­dig ist, soll­te klar sein.“

Fragt man Richard Wey­rin­ger, was ihm die Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten anver­trau­en und was sie von ihm wis­sen wol­len, reagiert der Pries­ter ein­sil­big: „Eines kann ich sagen, es geht häu­fig dar­um, dass sie inner­lich nicht im Gleich­ge­wicht sind – beruf­lich oder pri­vat. Mein Job besteht dar­in, im Gespräch und im Gebet zu hel­fen, dass wie­der ein „Ruhe­zu­stand“ gefun­den wer­den kann.“

In der Mili­tär­seel­sor­ge­wer­den kei­ne Waf­fen, son­dern Men­schen gesegnet“

Mili­tär arbei­tet natür­lich auch mit Psy­cho­lo­gen zusam­men. Richard Wey­rin­ger sieht sei­nen Auf­trag als Ergän­zung zu Psy­cho­lo­gen und Psy­cho­lo­gin­nen. Er wer­de ja als „Mann Got­tes“ ange­fragt, sagt er. „Da geht es dann um Ver­ge­bung, um Sinn, um Heil, wie kön­nen Brü­che im Leben ganz gemacht werden.“

Wey­rin­ger, der gelern­ter Tisch­ler ist und eini­ge Jah­re als Gast­wirt gear­bei­tet hat, hat für alle ein offe­nes Ohr, egal woher sie stam­men und was sie glau­ben. „Wenn sich jemand an mich wen­det, ist mei­ne ers­te Fra­ge sicher nicht: „Bist du gläu­big?“, son­dern: „Wie geht es dir?“ Durch das Gespräch ver­su­che ich, sei­nen see­li­schen Zustand zu erken­nen und dann mit Gott und dem Glau­ben zu ver­bin­den, denn dar­um wol­len sie ja auch mit mir, einem katho­li­schen Pries­ter, sprechen.“

Richard Wey­rin­gers Leben ver­läuft nicht immer im Aus­nah­me­zu­stand, er lebt nicht nur in Ein­satz­ge­bie­ten. Gesprächs­be­darf herrscht unterm Jahr auch in Wey­rin­gers Hei­mat­stand­ort, der Schwar­zen­berg­ka­ser­ne in Salz­burg und in sei­nen Pfar­rei­en Hall­wang und Wals­er­feld. All­tag in Salz­burg hin, Ein­satz im Liba­non her: Hat­te Richard Wey­rin­ger schon ein­mal Todes­angst? „Bei mei­nem Ein­satz im Liba­non muss­ten wir beim gegen­sei­ti­gen Beschuss der bei­den Fron­ten sehr viel Zeit im Bun­ker ver­brin­gen. Das geht an die Sub­stanz. Aber wir haben uns gegen­sei­tig bestärkt, viel gere­det, gemein­sam gelacht und gebe­tet. So konn­ten wir die Angst bewältigen.“

Richard Wey­rin­ger been­det jeden Tag mit dem Schuld­be­kennt­nis. „So kann ich mei­nen Tag in Got­tes Hand legen und Gott um sei­ne Beglei­tung für den nächs­ten Tag bit­ten.“ Einen wei­te­ren Tag an der Sei­te sei­ner Sol­da­tin­nen und Soldaten.

 

Text: Br. Micha­el Mas­seo Mal­d­a­cker. Der Arti­kel ist zuerst in cap! erschie­nen, dem Maga­zin der Kapu­zi­ner

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