
FOTO: KAPUZINER/LEMRICH
BR. BERND BEERMANN
Br. Bernd wurde 1968 in Werne geboren und trat 1990 in den Kapuzinerorden ein und legte 1996 er seine ewigen Gelübde ab. Der Diplom-Chemiker hat in physikalischer Chemie promoviert. Er ist Mitglied der Provinzleitung und lebt als Kapuziner in Eberswalde nördlich von Berlin.
Mit der Schöpfung verbunden: Plädoyer für einen weiten Blick
Mein Tun betrifft nicht nur mich, sondern auch die Gemeinschaft. Ein Plädoyer von Br. Bernd Beermann für einen weiten Blick und den geschwisterlichen Umgang mit der Schöpfung.
Im September 2024 ist die Studie der Sachverständigengruppe „Weltwirtschaft und Sozialethik“ der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Titel „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektiven für die globale Landnutzung“ vorgestellt worden. Ohne ins Detail zu gehen, zeigt diese Untersuchung für mich am Beispiel der Nutzung von Böden sehr deutlich, dass zur Überwindung der großen Krisen unserer Zeit vor allem eines vonnöten ist: Wir müssen den Blick weiten. Bei allem, was wir tun.
Boden als Besitz, als Produktionsvoraussetzung, als Kapitelanlage und auch als geopolitischer Machtfaktor ist zurzeit überall stark nachgefragt und zum Teil hart umkämpft. Nicht selten kommen dabei Waffen zur Anwendung. Die Studie unterstreicht hingegen den Gemeinwohlaspekt von Böden. Sie weitet den Blick. Weg von einer Ressource, die ich beliebig für mich selbst nutzen und auch überbelasten darf, hin zu einem Gut, das Bedeutung für alle hat. Der Boden ist so zu behandeln, dass alle davon dauerhaft Nutzen erfahren.
Den Blick weiten? Das heißt hier schlicht: bei allem, was ich tue, geht es nicht nur um mich und mein Wohlergehen! Es geht immer auch um das Wohlergehen derer, die jetzt und auch in Zukunft mit und von dem leben, was mich jetzt umgibt. Wenn wir die öko-sozialen Krisen unserer Zeit lösen wollen, dann müssen wir uns darüber Gedanken machen, was unser Tun für alle bedeutet, auf die es Auswirkungen hat.
Sicherlich kann ich das nicht bei jedem kleinen Schritt, den ich tue. Aber wenn ich mich verbunden weiß, nicht nur mit meiner unmittelbaren Umgebung, sondern auch im franziskanisch-geschwisterlichen Sinn mit aller Schöpfung, dann ist mein Blick geweitet. Diese Weite wird mich in meinen Entscheidungen in eine Richtung leiten, die Ernährungssicherheit, Gerechtigkeit, Klimaschutz und den Erhalt der Biodiversität ermöglicht.