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FOTO: DOK/Gabriel Ale­jan­dro Valdez

25. Mai 2025

Ordensgelübde und Ordensleben: Verheißung und Verzicht

Mit­te Mai tra­fen sich Ordens­ver­tre­ter bei der Deut­schen Ordens­obern­kon­fe­renz (DOK) in Val­len­dar. Schwer­punkt in die­sem Jahr: die Ordens­ge­lüb­de und die Über­set­zung von Regeln in die heu­ti­ge Zeit. 

Der Kapu­zi­ner und Fun­da­men­tal­theo­lo­ge Br. Ste­fan Wal­ser aus dem Kapu­zi­ner­klos­ter in Frank­furt am Main stell­te sein Refe­rat unter die Über­schrift „Ver­hei­ßung und Ver­zicht“. Unter Bezug auf den fran­zö­si­schen Jesui­ten und Kul­tur­phi­lo­so­phen Michel de Cer­teau stell­te er fest, die Ent­schei­dung für das Ordens­le­ben bedeu­te zunächst eine „Ver­wei­ge­rung von Ver­zicht“, näm­lich die Erkennt­nis, dass es da „etwas“ gebe, ohne das man nicht leben wol­le und kön­ne. Wenn Ordens­le­ben zugleich hei­ße, auf eini­ges zu ver­zich­ten, so doch nie­mals um des Ver­zichts wil­len, son­dern um auf die­ses Eine eben nicht ver­zich­ten zu müssen.

Ordens­le­ben bedeu­te zugleich, die­sen Weg in Gemein­schaft zu gehen: Die­ses „Nicht ohne Gott leben zu wol­len“ sei das Ver­bin­den­de, das die Gemein­schaft zusam­men­hal­te. Ohne die Ergän­zung durch die bzw. den ande­ren sei es nicht mög­lich, die­sen Weg zu gehen. In die­sem Sin­ne sei­en die Ordens­ge­lüb­de nicht Selbst­zweck, son­dern Mit­tel zum Zweck. Der damit ver­bun­de­ne Ver­zichts­ge­dan­ke sei, so Br. Ste­fan, in der aktu­el­len Post-Wachs­tums­ge­sell­schaft durch­aus anschlussfähig.

Ver­zicht sei offen­bar in bestimm­ten Situa­tio­nen sinn­voll und nötig, um etwas nicht zu zer­stö­ren, son­dern am Leben zu erhal­ten. Aller­dings müs­se in jedem Gelüb­de neben dem Ver­zicht bereits etwas von der Ver­hei­ßung greif­bar sein, auf die es abzielt. Die Ordens­ge­lüb­de sei­en irri­tie­rend, aber zugleich stets Anstoß zum Auf­bruch. Sie woll­ten leben­di­ge Erin­ne­rung an die Lebens- und Hand­lungs­wei­se Jesu sein und sei­en ein Auf­ruf, sei­nen Spu­ren zu folgen.

Die Fran­zis­ka­ne­rin Sr. Mar­ga­re­ta Gru­ber reflek­tier­te über den Begriff der „Hin­ga­be“ in der Dyna­mik der Ordens­ge­lüb­de. Sie zeig­te auf, wo die­ser Begriff in den aktu­el­len Debat­ten kri­tisch hin­ter­fragt und auch mit Unter­drü­ckung und Macht­miss­brauch in Ver­bin­dung gebracht wird. In Fehl­ent­wick­lun­gen habe der Begriff der Hin­ga­be der Unter­drü­ckung von Frau­en gedient. Die christ­li­che Mys­tik zei­ge die Frau jedoch kei­nes­wegs als pas­si­ves, sich hin­ge­ben­des Wesen ohne eige­nes Ver­lan­gen. Viel­mehr sei Hin­ga­be und die damit ver­bun­de­ne Lebens­form als ein akti­ves „Sich-Über­las­sen“ zu deu­ten. Es sei ein Zei­chen für die die­nen­de Lie­be unter­ein­an­der und auch nach außen. Gehor­sam sei dabei weni­ger als indi­vi­du­el­ler aske­ti­scher Akt zu ver­ste­hen, son­dern als „gemein­sa­me Ent­schei­dung für ein Leben und einen Ein­satz für ande­re“. In ihm und der damit ver­bun­de­nen Hin­ga­be kon­kre­ti­sie­re sich ein grö­ße­rer Gehor­sam sich selbst, sei­nem Nächs­ten und auch der Welt und der Erde gegen­über. Auf die­sem Weg wer­de auch das Gegen­über neu ent­deckt. Der fran­zis­ka­ni­sche Son­nen­ge­sang kön­ne hier eine Leit­li­nie sein.

In Val­len­dar zu Gast war auch Bischof Micha­el Ger­ber aus Ful­da, stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz und Vor­sit­zen­der der Kom­mis­si­on für geist­li­che Beru­fe und Kirch­li­che Diens­te. Die aktu­el­le Situa­ti­on von Kir­che und Ordens­le­ben bezeich­ne­te er als von „Infra­ge­stel­lung“ geprägt. In die­ser Situa­ti­on gel­te es, sich radi­kal die Fra­ge zu stel­len, was „das Jetzt unse­rer Beru­fung“ sei – ein­zeln, aber auch gemein­sam. Es gel­te, sich die Sehn­sucht nach dem Neu­auf­bruch und die „Wach­heit für Auf­brü­che“ zu bewahren.

Die Deut­sche Ordens­obern­kon­fe­renz ist der Zusam­men­schluss der Höhe­ren Obe­ren der Orden und Kon­gre­ga­tio­nen in Deutsch­land. Mehr zur DOK fin­den Sie hier.

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