Interview

FOTO: KAPUZINER/MARIUS JACOBY

BR. MARKUS THÜER

ist Jahr­gang 1965 und seit 1987 Kapu­zi­ner. Der Pries­ter ist seit 2022 Pro­vinz­se­kre­tär der Deut­schen Kapu­zi­ner­pro­vinz mit Klös­tern in vier Ländern. 

26. Mai 2025

Provinzkapitel: „Alle tragen Verantwortung für die Gemeinschaft“

Im Juni fin­det das Pro­vinz­ka­pi­tel der Kapu­zi­ner statt. Die fran­zis­ka­ni­schen Ordens­leu­te wäh­len dort ihre Lei­tung und tref­fen wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen. Ein Inter­view dazu mit Pro­vinz­se­kre­tär Br. Mar­kus Thüer.

Im Juni fin­det das Pro­vinz­ka­pi­tel der Deut­schen Kapu­zi­ner­pro­vinz statt. Was ist ein Kapitel?

Das Kapi­tel ist die obers­te Lei­tungs­in­stanz der Pro­vinz, ähn­lich wie eine Haupt­ver­samm­lung bei Ver­ei­nen und Gesell­schaf­ten. Hier kom­men Brü­der aus den Klös­tern der Pro­vinz zusam­men, um die Lei­tung zu wäh­len und wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen für die Zukunft zu treffen.

Wie oft fin­det so ein Kapi­tel statt – und wer nimmt teil?

Das Kapi­tel fin­det alle drei Jah­re statt. In die­sem Jahr fin­det es, und das ist anders als in den Jah­ren zuvor, als soge­nann­tes „Dele­gier­ten­ka­pi­tel“ statt. Unse­re Pro­vinz hat sich seit dem letz­ten Kapi­tel im Jahr 2022 stark ver­än­dert. Nie­der­län­di­sche und bel­gi­sche Mit­brü­der bil­den die Dele­ga­ti­on Lage Lan­den, die ein Teil der Pro­vinz gewor­den ist. Und auch vier Klös­ter in Öster­reich sind als „Dele­ga­ti­on Tirol“ zur Pro­vinz dazu gekommen.

Und war­um dann Delegiertenkapitel?

Es gibt im Kapu­zi­ner­or­den zwei For­men, wie ein Kapi­tel zusam­men­kom­men kann. Ent­we­der als „all­ge­mei­nes Kapi­tel“, bei dem alle Brü­der der Pro­vinz, die die ewi­ge Pro­fess abge­legt haben, teil­neh­men kön­nen. Oder als „Dele­gier­ten­ka­pi­tel“, bei dem die­se Brü­der Dele­gier­te wäh­len, die sie dann auf dem Kapi­tel ver­tre­ten. Durch unse­re neue Struk­tur mit immer mehr und immer älte­ren Brü­dern, wird es immer schwie­ri­ger, ein offe­nes Kapi­tel durch­zu­füh­ren. Und so haben sich die Brü­der in einem Refe­ren­dum dafür ent­schie­den, ein Dele­gier­ten­ka­pi­tel zu halten.

Wer wird auf die­sem Kapi­tel gewählt und wie läuft das ab? 

Auf dem Kapi­tel wird eine neue Pro­vinz­lei­tung gewählt. Die­se besteht aus dem Pro­vin­zi­al und vier Pro­vinz­rä­ten, von denen einer der Stell­ver­tre­ter des Pro­vin­zi­als, der soge­nann­te Pro­vinz­vi­kar, wird. Um gewählt zu wer­den, braucht ein Kan­di­dat die abso­lu­te Mehr­heit. Drei Wahl­gän­ge sind mög­lich, im drit­ten Wahl­gang gibt es eine Stich­wahl mit den bei­den Kan­di­da­ten, die die meis­ten Stim­men haben. Wich­tig ist vor allem: Der Pro­vin­zi­al darf nur ein­mal wie­der­ge­wählt wer­den und hat so eine Amts­zeit von maxi­mal sechs Jah­ren. Und von den vier Räten müs­sen immer zwei gewählt wer­den, die in den letz­ten drei Jah­ren nicht in der Lei­tung waren.

War­um sind Füh­rungs­po­si­tio­nen in fran­zis­ka­ni­schen Orden zeit­lich begrenzt?

Der hei­li­ge Fran­zis­kus hat das Lei­tungs­amt als Dienst an den Brü­dern ver­stan­den. Und nicht als eine beson­de­re Stel­lung oder Macht­po­si­ti­on. Des­halb nann­te er die Obe­ren auch Die­ner, auf latei­nisch Minis­ter. Eine zeit­li­che Begren­zung ver­hin­dert, dass sich jemand sich zu sehr an eine Füh­rungs­rol­le gewöhnt oder Struk­tu­ren sich ver­fes­ti­gen. Es zeigt sich dar­in, dass alle Mit­brü­der Ver­ant­wor­tung für das Leben und die Aus­rich­tung der Gemein­schaft tra­gen. Auch ist es Aus­druck der Brü­der­lich­keit und des Min­der­seins, das Fran­zis­kus in sei­ner Regel von den Kapu­zi­nern fordert. 

Wie wer­den wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen getrof­fen im Orden?

Alle Brü­der kön­nen The­men ein­brin­gen, über die auf dem Kapi­tel gespro­chen wer­den soll. Die geschieht in der Form von Anträ­gen, über die nach Gesprä­chen und Dis­kus­sio­nen das Kapi­tel abstimmt. Dabei herrscht eine gro­ße Dyna­mik: Anträ­ge wer­den wäh­rend des Kapi­tels umfor­mu­liert, zurück­ge­zo­gen, mit ande­ren Anträ­gen zusam­men­ge­fasst oder auch ganz neu gestellt. Die vom Kapi­tel beschlos­se­nen Ent­schei­dun­gen sind Vor­ga­ben, die die neue Pro­vinz­lei­tung umset­zen muss.

Was steht auf die­sem Kapi­tel im Fokus? 

Die neu­en Pro­vinz­struk­tu­ren und alles, was damit ver­bun­den ist, ste­hen sicher im Mit­tel­punkt der Gesprä­che. Außer­dem beschäf­tigt uns, dass sich die Pro­vinz mitt­ler­wei­le über vier Län­der erstreckt. Brü­der aus elf Natio­nen arbei­ten und leben in der Pro­vinz. Das ist ein gro­ßes Geschenk, aber auch eine gro­ße Her­aus­for­de­rung. Wie wird und soll sich die Pro­vinz in Zukunft wei­ter­ent­wi­ckeln? Wer­den wir uns an einem inter­na­tio­na­len Aus­bil­dungs­pro­jekt in eng­li­scher Spra­che betei­li­gen? Auch der Name der Pro­vinz ist ein The­ma, denn mit Klös­tern in Bel­gi­en, den Nie­der­lan­den und Öster­reich passt „Deut­sche Kapu­zi­ner­pro­vinz“ nicht mehr. 

Sie sind jetzt seit drei Jah­ren Pro­vinz­se­kre­tär die­ser Pro­vinz: Wie bli­cken Sie auf die­se Zeit zurück?

Neben der Ein­ar­bei­tung in die für mich neue Arbeit als Pro­vinz­se­kre­tär begann mei­ne Amts­zeit mit vie­len kom­ple­xen und gro­ßen Bau­stel­len. Das Kapi­tel 2022 hat die Wei­chen für eine Neu­auf­stel­lung des Ordens gestellt, eine gro­ße Auf­ga­be. Dabei ging es auch um die Schlie­ßung von Klös­tern. Die­se Schlie­ßun­gen prak­tisch umzu­set­zen, das war Teil mei­ner Arbeit und es ist mir oft schwer­ge­fal­len. Der Wan­del in der Pro­vinz, die neu­en Dele­ga­tio­nen, das alles erfor­dert auch Umstel­lun­gen in der Ver­wal­tung. Eine Arbeit, die noch nicht abge­schlos­sen ist. Ins­ge­samt muss ich sagen: Die Arbeit als Pro­vinz­se­kre­tär macht mir Freu­de und ich habe mich auch mit der Groß­stadt Mün­chen angefreundet.

Vie­len Dank für das Gespräch!

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