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FOTO: Andrea Obele

BR. MARINUS PARZINGER

Br. Mari­nus Par­zin­ger wur­de 1963 gebo­ren, ist seit 1987 Kapu­zi­ner und seit 1994 Pries­ter. Er lei­tet die Ge­mein­schaft im Klos­ter St. Kon­rad. Er ist auch Prä­ses des Sera­phi­schen Lie­bes­wer­kes in Alt­öt­ting, des Kin­der­hilfs­werks der Kapuziner.

2. Juni 2025

Vom Bäckerlehrling zum Kapuziner: Br. Marinus Parzinger

Nach sei­ner Bäcker­leh­re führt Br. Mari­nus Par­zin­gers Weg ins Klos­ter und als Prä­ses an die Spit­ze der Stif­tung SLW Alt­öt­ting, des Kin­der­hilfs­wer­kes der Kapu­zi­ner. Eine Repor­ta­ge von Andrea Obele.

Ich tref­fe Br. Mari­nus Par­zin­ger beim Aus­tei­len der Fas­ten­sup­pe am Ascher­mitt­woch. Wäh­rend er gekonnt das Brot zur Sup­pe auf­schnei­det, erzählt er den anwe­sen­den Kin­dern von sei­ner Bäcker­leh­re. Spä­ter, beim Inter­view, gibt der Prä­ses des SLW Alt­öt­ting (das Kin­der­hilfs­werk der Kapu­zi­ner) Ein­blick in sei­nen Wer­de­gang. Denn er ist als „Spät­be­ru­fe­ner“ erst mit 24 Jah­ren in den Orden ein­ge­tre­ten und mit 31 zum Pries­ter geweiht worden.

„Ich bin in einer ganz nor­ma­len, reli­giö­sen Fami­lie mit sechs Geschwis­tern auf einem Bau­ern­hof auf­ge­wach­sen“, erzählt der Kapu­zi­ner sei­ne Lebens­ge­schich­te. „Wir wohn­ten direkt neben dem Pfarr­hof, mein Onkel war Kapu­zi­ner, mei­ne Tan­te lebt im Klos­ter. Es gibt also eine gewis­se Vor­prä­gung. Und doch war ich zunächst auf einem ganz ande­ren Weg. Ich woll­te arbei­ten, selbst­stän­dig sein, Geld ver­die­nen. So bin ich Bäcker und Kon­di­tor gewor­den.“ Doch die Arbeit als Bäcker erfüll­te ihn auf Dau­er nicht. „Mit der Zeit kamen Fra­gen auf – nach dem Sinn, nach dem, was bleibt. Ich habe ange­fan­gen zu lesen“, blickt der 62-Jäh­ri­ge zurück, „mich mehr mit Glau­ben, Phi­lo­so­phie und Lebens­fra­gen auseinanderzusetzen.“ 

Prä­gend waren für den jun­gen Mann das Fran­zis­kus­fest 1982 im Klos­ter sei­ner Tan­te und zwei Jah­re spä­ter der ers­te Besuch in Assi­si: „Die­ser Ort und der hei­li­ge Fran­zis­kus – da ist etwas auf­ge­gan­gen in mir, das mich nicht mehr los­ge­las­sen hat. Dann war da noch das Vor­bild des Onkels und die Kapu­zi­ner, die nicht weit von mei­nem Geburts­ort wirk­ten. Der Glau­be war für mich ein­fach attraktiv.“

Fran­zis­kus als Wegweiser 

Für Br. Mari­nus ist Fran­zis­kus ein Vor­bild – eine Gestalt mit beson­de­rer Wir­kung: Sei­ne Frie­dens­vi­si­on, sei­ne Wand­lung durch Begeg­nun­gen, sei­ne Nähe zu den Armen. Und sein Bild der Natur, das in sei­nem „Son­nen­ge­sang“ Aus­druck fin­det: „Fran­zis­kus spricht dar­in die Natur als Gegen­über an – in einer Welt, in der wir Men­schen sie oft als etwas Feind­li­ches behan­deln. Wir beu­ten sie aus, neh­men, was wir krie­gen – und wenn wir so wei­ter­ma­chen, zer­stö­ren wir unse­re eige­nen Lebens­grund­la­gen. Fran­zis­kus war kein Roman­ti­ker. Er leb­te unter ein­fachs­ten Bedin­gun­gen – ohne Hei­zung, oft in Häu­sern oder Höh­len. Sein Leben war nicht bequem, son­dern kon­se­quent. Und gera­de des­halb glaubwürdig.“

Füh­ren mit fran­zis­ka­ni­schem Kompass 

Die­se Glaub­wür­dig­keit lebt Bru­der Mari­nus heu­te als Prä­ses der Stif­tung SLW Alt­öt­ting, als Vor­sit­zen­der der Ver­tre­ter­ver­ei­ni­gung der SLWs in Euro­pa und als Guar­di­an des Kapu­zi­ner­or­dens in Alt­öt­ting wei­ter. In die­sen Rol­len trägt er Ver­ant­wor­tung, wie man sie sonst eher aus der Wirt­schaft kennt – ver­gleich­bar mit der eines Top-Mana­gers. Wie gelingt es ihm, das Spi­ri­tu­el­le mit den prak­ti­schen Anfor­de­run­gen des All­tags zu ver­bin­den?  „Ich sehe das nicht als Gegen­satz“, sagt er. Ob er eine Ent­schei­dung trifft, ein Gespräch führt, ein Pro­jekt unter­stützt oder eine Ver­än­de­rung anstößt – stets geschieht das aus einer inne­ren Über­zeu­gung her­aus. „Und die kommt aus dem Fran­zis­ka­ni­schen“, sagt der 62-Jäh­ri­ge. „Das Mit­ein­an­der im Blick haben, Men­schen ernst neh­men, Struk­tu­ren schaf­fen, die hel­fen – nicht nur die, die ein­fach nur funktionieren.“

Men­schen Sinn geben

Fragt man den Kapu­zi­ner nach sei­ner wich­tigs­ten Auf­ga­be, denkt er kurz nach. „Vie­les greift inein­an­der“, sagt er schließ­lich. „Aber wenn ich eine benen­nen müss­te, dann die­se: Ich will nicht ein­fach lei­ten. Ich will hel­fen, den fran­zis­ka­ni­schen Geist im SLW leben­dig zu hal­ten. Nicht als Sym­bol oder Satz, son­dern als geleb­te Pra­xis. In einer Zeit, in der alles schnel­ler, kom­ple­xer, unsi­che­rer wird, ist es ent­schei­dend, dass Men­schen wis­sen, war­um sie tun, was sie tun – und dass sie das als sinn­voll erle­ben. Das betrifft Mit­ar­bei­ten­de eben­so wie die von uns betreu­ten Kin­der und Familien.“

In die­sem Zusam­men­hang gäbe es vie­le Begeg­nun­gen, die sich ihm ein­ge­prägt haben – Kin­der, die unter schwie­rigs­ten Bedin­gun­gen auf­wach­sen und den­noch über eine erstaun­li­che inne­re Stär­ke ver­fü­gen: „Das sind Situa­tio­nen, die mir zei­gen, wie wich­tig es ist, dass wir als Gesell­schaft, als Ein­rich­tung, als Ein­zel­ne für unse­re Kin­der und Jugend­li­chen da sind.“

Aus klei­nen Kraft­quel­len schöpfen

Neben sei­nen viel­fäl­ti­gen Auf­ga­ben in der Stif­tung ist er auch Guar­di­an der Gemein­schaft im Klos­ter St. Kon­rad in Alt­öt­ting, küm­mert sich dort um sei­ne Brü­der und alle anfal­len­den Auf­ga­ben im Klos­ter. Zeit zur Ent­span­nung bleibt dabei wenig. 

„Ich ach­te mitt­ler­wei­le bewusst dar­auf: Aus­rei­chend Schlaf, klei­ne Aus­zei­ten im All­tag, Momen­te der Stil­le, Lesen, Musik, ein Spa­zier­gang im Wech­sel der Jah­res­zei­ten – sol­che ein­fa­chen Din­ge geben mir Kraft“, berich­tet Br. Mari­nus über sei­ne Kraft­quel­len. „Was mir auch gut­tut: Ritua­le. Etwas so Ein­fa­ches wie eine Seg­nung kann viel aus­lö­sen – für ande­re, aber auch für mich selbst. Es ist ein Moment des Inne­hal­tens. Je acht­sa­mer ich mit die­sen klei­nen Quel­len umge­he, des­to bes­ser kann ich auch für ande­re da sein.“  Vor allem schöpft der Pries­ter und Prä­ses sei­ne Kraft aber aus dem Glau­ben – und dem Wis­sen, dass er nicht allein ist: „Mit­ar­bei­ten­de, Mit­brü­der, Freun­de. Ich bin nicht allein. Wir tra­gen gemein­sam Ver­ant­wor­tung. Das macht viel aus.“

Selbst­los für ande­re da sein

Wer Bru­der Mari­nus zuhört, spürt schnell: Hier spricht jemand, der geer­det ist – und zugleich die Hori­zon­te sei­nes Gegen­übers wei­tet. Im Gespräch taucht man in sei­ne Gedan­ken­welt ein, die zum Nach­den­ken anregt und nicht sel­ten etwas in einem selbst in Bewe­gung bringt. Zuhö­ren, ein­fü­gen, arbei­ten, reflek­tie­ren, Kri­sen als Teil des spi­ri­tu­el­len Weges akzep­tie­ren – das sind Fähig­kei­ten, die Bru­der Mari­nus charakterisieren.

Nach geta­ner Arbeit radelt der Kapu­zi­ner manch­mal abends ohne Licht nach Hau­se – nicht aus Nach­läs­sig­keit, son­dern weil ande­re Din­ge wich­ti­ger waren, als das Rad zu repa­rie­ren. Das sagt viel aus über Bru­der Mari­nus: „Ich erfül­le mei­ne Auf­ga­ben nicht für mich, nicht für Geld – son­dern weil ich über­zeugt bin, dass es Sinn macht, eine Bedeu­tung hat, die weit über mei­ne Zeit reicht.“

Text: Andrea Obele

Die­se Repor­ta­ge ist zuerst im „Kin­der­freund 2/2025“, dem Maga­zin des SLW Alt­öt­ting, erschienen. 

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