

FOTO: Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg i.Br., Bildarchiv, Aufnahme Christoph Hoppe
Weihnachten 2024: Im Glauben Kraft und Ermutigung finden
Weihnachten ist die Zusage Gottes: Ich bin bei Dir, teile mit Dir die Herausforderungen Deines Lebens. Wer mit Gott geht, kann sich hoffnungsvoll auf den Weg machen. Von Br. Helmut Rakowski.
Es war vor vielen Jahren, als mir ein Kirchenführer das Freiburger Münster auf herausragende Weise erschloss. Es ging nicht um Jahreszahlen und Namen von Persönlichkeiten und Künstlern. Es war vielmehr eine mystagogische Erschließung des Gebäudes und seiner Kunst. Erinnern kann ich mich noch an die Deutung des oktogonalen Taufsteins: Acht Menschen wurden auf der Arche Noahs gerettet, der achte Tag ist der Tag der Auferstehung, es gibt acht Seligpreisungen.
Die christliche Zahlensymbolik spielt auch bei der Architektur von Kirchen eine wichtige Rolle. Damals bemerkte ich zum ersten Mal auch das sogenannte Schmiedefenster im Seitenschiff: Ein richtiger Ochse, der auf diesem Bild nicht nur am Stroh in der Krippe knabbert, sondern auch die Windel erwischt. In der Folge droht das Jesuskind herauszufallen. Es ist in Gefahr, aber Maria breitet die Arme aus, um es aufzufangen.
Die Erklärung für diese Szene war, dass Künstler lange auf biblische Motive und Szenen aus dem Leben der Heiligen festgelegt waren. Es war nicht leicht für sie, etwas Neues, Unerwartetes darzustellen. Auf dem Fenster in der Kapelle der Schmiedezunft ist es dem Künstler allerdings gelungen. Er zeigt das bekannte Glaubensgeheimnis der Inkarnation und betont in besonderer Weise die Solidarität Gottes mit uns: Von Anfang an teilt der menschgewordene Gottessohn die Lebens-Gefahr von uns Menschen.
Es sind bewegte Zeiten: Kriege und Umweltkatastrophen, Wahlgewinner, die uns verwirren, das Ampel-Aus bei uns, Schuldenkrise in Frankreich, Regierungsprobleme in Südkorea und vieles mehr, was uns Angst und Sorgen bereitet. Dazu die anhaltende Kirchenkrise, spürbare Müdigkeit, Grenzerfahrungen im Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft.
Dabei macht das hier gewählte Weihnachtsbild eine ermutigende Zusage: Gott ist in allem dabei! Er teilt die Herausforderungen unserer Zeit, unserer Gesellschaft, unseres Lebens. Wir dürfen angesichts dieser unscheinbaren, geradezu zarten Solidaritätsbekundung Gottes unseren Weg wagen.
Das neue Jahr steht an. Es ist ein Heiliges Jahr. Das meint so etwas wie ein Reset! In der biblischen Tradition ist das sogenannte Jubeljahr ein Neuanfang: Befreiung der Sklaven und Gefangenen, Vergebung von Schuld, für die Erde ein Jahr der Erholung. Das bedeutet: Wir können Dinge korrigieren. Das Schöne ist, dass wir nicht Getriebene sind, sondern Handelnde. Das Licht aus Bethlehem, das sozusagen durch das Schmiedefenster des Freiburger Münsters auf uns fällt, erleuchtet unseren Weg und ermutigt, mit neuer Kraft in das Jahr 2025 zu gehen.
Emanuel ist der Gott, der auch in der Lebens-Gefahr von uns Menschen, in den Herausforderungen unserer Zeit und unseres Lebens mitgeht!
Ich wünsche Ihnen ein gnadenreiches und friedvolles Fest der Menschwerdung Gottes sowie ein gesegnetes neues Jahr 2025. Möge es uns gemeinsam gelingen, in diesem Heiligen Jahr voller Hoffnung und Zuversicht auf dem Weg zu bleiben und im Glauben Kraft und Ermutigung zu finden.
Frieden und Heil,
Br. Helmut Rakowski
Provinzial der Kapuziner in Deutschland, West-Österreich, Niederlande und Belgien