

FOTO: KAPUZINER/LEMRICH
Bruder Jeremias Borgards
Wie hast Du Deine Berufung gefunden?
Ich bin in einer interkonfessionellen Familie aufgewachsen und wollte ich eigentlich Land- und Forstwirtschaft studieren. Dann musste ich jedoch die damals üblichen 20 Monate Zivildienst leisten, da ich meinen Eltern zuliebe auf eine Totalverweigerung und damit Gefängnis verzichtet habe. Den Zivildienst habe ich in einem Altenheim in der Pflege absolviert und zwischen Frühstückspause und „Pinkelpott“ meine Berufung zu sozialer Arbeit und dann auch zum Ordensleben entdeckt.
Warum Kapuziner?
Ich hatte mir verschiedene Orden angeschaut und dabei festgestellt, dass mir die franziskanische Spiritualität am meisten zusagt. Ausschlaggebend dafür, dass ich Kapuziner wurde, war dann die Tatsache, dass ich mich erinnerte, einen Kapuzineronkel zu haben. Und so fragte ich dann in der ehemaligen Rheinisch-westfälischen Kapuzinerprovinz an und wurde aufgenommen.
Franz von Assisi?
In seiner suchenden, zweifelnden und schlichten Christusnachfolge und in der Verbundenheit mit der gesamten Schöpfung ist er für mich ein Vorbild. Er schließt niemanden und nichts von Gottes Schöpfung aus seiner Zuwendung und Liebe aus. Da ich im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen bin, imponiert mir besonders auch seine Begegnung mit den Muslimen. Darin ist er mir Vorbild und Motivation in der Begegnung mit unterschiedlichen Religionen und Kulturen.
Was machst Du im Orden?
Ursprünglich wollte ich nur Krankenpflege studieren und in diesem Beruf auch arbeiten. Mittlerweile bin ich Krankenpfleger, habe aber auch Theologie studiert und bin Priester. In einer speziellen Fortbildung habe ich noch Gestalttherapie gelernt. Seit August 2022 lebe ich in unserem Kapuzinerkonvent in Albanien zusammen mit zwei Mitbrüdern. Von dort aus organisiere ich die Ukraine-Hilfe des Ordens und bin dabei, hier vor Ort eine mobile Krankenpflege aufzubauen.
Was möchtest Du verändern in der Welt, in der Du lebst?
Die Welt verändern ist und bleibt schwierig! Mir geht es eher darum, den Menschen am Rande unserer Gesellschaft zu helfen, ihre Würde zu behalten beziehungsweise wiederzuentdecken! Eine von Gott allen Menschen geschenkte, unveräußerliche Würde, die nur allzu oft mit Füßen getreten wird!