

FOTO: KAPUZINER
Kapuziner werden: Der Weg in den Orden
WER KAPUZINER WERDEN MÖCHTE, BEGIBT SICH AUF EINEN SPANNENDEN WEG. SO SPANNEND WIE DIE NACHFOLGE JESU VON ANFANG AN WAR. HIER ERFAHREN SIE, WIE DIESER WEG GANZ KONKRET AUSSIEHT.
Berufungspastoral & KENNENLERNEN
Vielleicht sind Sie über Internet und die sozialen Medien auf uns gestoßen, oder Sie haben einen Mitbruder kennengelernt oder waren in einem unserer Klöster zu Gast. Wenn Sie die Frage bewegt, ob ein Ordensleben für Sie eine Option sein könnte, dann ist es gut, sich gegenseitig erst einmal näher kennenzulernen. Sie können einfach einen Mitbruder vor Ort ansprechen oder mit Br. Jens und Br. Thomas in Kontakt treten. Die beiden franziskanischen Ordensleute begleiten Sie gerne in Ihren Fragen. Auf dieser Homepage finden sie auch verschiedene Veranstaltungen der Berufungspastoral, die ein Kennenlernen leicht und interessant machen.
Natürlich gibt es einige Voraussetzungen, um Kapuziner zu werden. Sie sollten männlich, katholisch und unverheiratet sein und diesen Weg in aller Freiheit angehen können. Aufgrund der langen Ausbildungszeit und der hohen Flexibilität, die es braucht, sollten sie in aller Regel nicht älter als 35 Jahre sein. Das ist aber nur ein grober Rahmen. Die eigentliche Klärung findet im Kennenlernen statt. Es ist wichtig, dass Sie unterschiedliche Klöster in Deutschland besuchen, da die Gemeinschaften und ihre Aufgaben sehr verschieden sind. So erleben Sie als Gast für ein Wochenende oder auch länger verschiedene Brüder in ihrem Alltag und kommen mit ihnen ins Gespräch.
das Postulat
Wenn Sie dann den Wunsch haben, Kapuziner zu werden, bitten Sie den Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz, Br. Helmut, um Aufnahme ins Postulat. Die Bewerbung sollte möglichst bis Ende Februar eines Jahres erfolgen. Auch ein Check über die körperliche und psychische Gesundheit bei einem Arzt gehört zum Beginn der Ordensausbildung.
Wenn Sie aufgenommen sind, beginnt Mitte April das Jahr des Postulates. Die erste Phase des Postulates findet im Kapuzinerkloster in Salzburg statt. Im zweiten Teil des Postulates ab Herbst lebt der Postulant gemeinsam mit Brüdern anderer Ordensprovinzen im Kapuzinerkloster im italienischen Scandiano. In Salzburg und Scandiano leben Sie in der Gemeinschaft der Brüder mit allem, was dazugehört: Gemeinschaftsleben, Gebet, Mitarbeit in ganz unterschiedlichen Bereichen. Es gibt u.a. Einführungen ins Gebet und in die franziskanische Spiritualität. Und Sie haben Zeit, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und die ersten Erfahrungen im Orden zu reflektieren. Die Kapuziner unterstützen die Postulanten ganz individuell beim Lernen der italienischen Sprache.
Noviziat
Wenn Sie der Weg als Kapuziner weiterhin lockt, ist der nächste Schritt die Bitte um Aufnahme ins Noviziat. Der Provinzial entscheidet mit der Gemeinschaft, ob ihre Bewerbung angenommen wird. Mit der Aufnahme ins Noviziat und der Einkleidung mit dem typischen braunen Ordensgewand gehören Sie nun richtig dazu und sind Bruder.
Das Noviziat findet in Italien, im Kapuzinerkloster Tortona, in einer internationalen Gemeinschaft statt. Ein deutscher Kapuziner ist Teil des Ausbildungskonventes. Das Noviziat ist eine Zeit der intensiven Einübung ins Ordensleben und vor allem eine Zeit, sich immer tiefer in Gott zu verwurzeln. Im Noviziat werden Sie tiefer in den christlichen Glauben und in die franziskanische Spiritualität eingeführt und setzen sich mit Geschichte und Gegenwart des Kapuzinerordens auseinander. Im täglichen Rhythmus von Gebet, Arbeit, brüderlichem Miteinander und inhaltlicher Auseinandersetzung gilt es zu prüfen, ob Sie am Ende des Noviziates in der Profess (zunächst auf Zeit) die Gelübde von „Armut“, „eheloser Keuschheit“ und „Gehorsam“ ablegen und so noch einen Schritt weiter gehen möchten.
Juniorat
Nach der ersten Profess folgt das Juniorat. Zurück in der Deutschen Ordensprovinz (mit Niederlassungen in Deutschland, West-Österreich, Belgien und Niederlande) folgt erst einmal ein halbes Jahr, in dem das Engagement für arme und benachteiligte Menschen im Zentrum steht. Im Juniorat, das im Kapuzinerkloster Salzburg stattfindet, kann das Leben als Kapuziner weiter vertieft und gefestigt werden. Sie übernehmen mehr und mehr Verantwortung in der Gemeinschaft.
Dabei steht auch eine individuelle Berufsausbildung an. Das kann z.B. ein Studium der Theologie sein oder auch ein anderes Studium, ein sozialer oder handwerklicher Beruf – oder noch etwas ganz anderes. Als Kapuziner kann man Priester werden, muss es aber nicht. Für die Ausbildung und auch für spätere Aufgaben macht das nicht den entscheidenden Unterschied. Wie der Weg im Orden weitergeht, hängt von den persönlichen Interessen und Begabungen ab, aber auch von dem, was im Orden an Talenten gebraucht wird.
Im Laufe des Juniorats besteht noch einmal die Möglichkeit, eine Zeit im Ausland zu verbringen. Der Schritt zur Ewigen Profess will gut überlegt sein. Eine vierwöchige Zeit der Exerzitien soll helfen, dass diese Entscheidung aus der Tiefe getroffen wird. In der Ewigen Profess verspricht der Mitbruder in aller Freiheit, sein Leben in der Brüdergemeinschaft der Kapuziner zu leben und nach dem Vorbild des Evangeliums Gott und den Menschen zu dienen.
Auch wenn mit der Ewigen Profess schon ein Weg von circa sieben Jahren zurückgelegt ist, ist der Weg der Berufung damit nicht zu Ende. Jetzt geht es erst richtig los. Wir Kapuziner versuchen, ein Leben lang agil und flexibel zu bleiben und auf das zu reagieren, von dem wir glauben, dass Gott es von uns will. Lebenslanges Lernen und das Umgehen mit immer wieder neuen Situationen gehören unbedingt dazu. Es bleibt immer spannend.