FOTO: KAPUZINER
6.600 Bücher der Kapuziner für die Uni Salzburg
Historisches Kulturgut bleibt in Salzburg: Die Kapuziner übergeben Tausende Bücher aus ihrer Bibliothek an die Universitätsbibliothek Salzburg. Diese bewahrt den historischen Bestand für die Zukunft.
Ein großer Tag für die Kapuziner und die Bevölkerung: In einem Festakt in der historischen Universitätsbibliothek Mitte Juni wurden 6.600 Bücher der Salzburger Kapuzinerbibliothek an die Universitätsbibliothek Salzburg offiziell übergeben. Diese Werke gelten als „historisches Buchgut“, da sie vor 1900 erschienen sind. Die ältesten Bände stammen aus dem Jahr 1483. Die Schenkung war notwendig geworden, da sich die Kapuziner nicht mehr um ihre Schätze kümmern können. Sie lagerten seit vielen Jahrzehnten im Landesarchiv Salzburg. Nun sollen sie, teilweise nach einer Restaurierung, einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich sein.
Der kulturelle, historische Wert der Kapuzinerbibliothek übersteigt den materiellen Wert der Bücher um ein Vielfaches, unterstrich die Leiterin der Universitätsbibliothek, Ursula Schachl-Raber, am Mittwochabend vor 70 Festgästen. Sie referierte auch über die Entwicklung der Schenkung von den Kapuzinern an die Universität. Auf persönliche Initiative von Landeshauptmann Wilfried Haslauer konnte die Universitätsbibliothek als Kooperationspartner für die Kapuziner gewonnen werden, erinnerte Schachl-Raber. Der kulturelle Wert der Kapuzinerbibliothek für die Salzburgerinnen und Salzburger sei „unschätzbar“, der materielle Wert liege im sechsstelligen Bereich, wie die Leiterin der Bibliothek betonte. Die Koberger Bibel verbleibt in der Bibliothek auf dem Kapuzinerberg.
Der Landeshauptmann nutzte den Festakt zudem, um seine Freude und seinen Dank auszudrücken, dass der Kapuzinerorden auch weiterhin sichtbar und segensreich in der Landeshauptstadt vertreten bleibe. „Wenn die Kapuziner die Stadt verlassen hätten, wäre dies ein Eingriff in die Identität Salzburgs gewesen“, sagte Haslauer. Statt die Stadt und die Region zu verlassen, hat die Kapuzinerprovinz den Standort Salzburg gestärkt: Waren zuletzt vier Brüder hier tätig, so leben und arbeiten seit März zwölf Brüder am Kapuzinerberg.
Offiziell wurde die Schenkung beim Festakt in der Universitätsbibliothek mit der Vertragsunterzeichnung durch Br. Erich Geir, Delegat der Delegation Tirol der Deutschen Kapuzinerprovinz, und den Rektor der Universität Salzburg, Hendrik Lehnert, besiegelt.
Das älteste Buch der Kapuzinerbibliothek ist eine Sensation: eine zweibändige Bibel, die so genannte Koberger Bibel, aus dem Jahr 1483. Ihr Wert wird mit wenig unter 50.000 Euro beziffert. Die Beziehung zwischen dem Kapuzinerkloster und der Paris Lodron-Universität Salzburg ist seit jeher eine besondere – das Herz des Fürst-Erzbischofs Paris Lodron (1586 bis 1653) ist in der Kapuzinergruft am Kapuzinerberg bestattet.
Im Rahmen des Festakts am Mittwochabend stellte Christoph Brandhuber, der Leiter des Universitäsarchivs, in seinem Vortrag den Anwesenden die Kapuzinerbibliothek vor. Die musikalische Umrahmung der feierlichen Stunde gestalteten die Salzburger Kapuzinerbrüder Moritz Huber und Stephan Johannes Maria Schweitzer mit Gesängen des Heiligen Franziskus.
Text: Br. Michael Maldacker