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Fotos: Hans-Peter Wagner

7. Juni 2023

Abschied der Kapuziner aus Zell (mit Bildergalerie)

Die Kapu­zi­ner in Zell am Har­mers­bach ver­las­sen das Klos­ter an der Wall­fahrts­kir­che. Ein Bericht von der dank­ba­ren und herz­li­chen Ver­ab­schie­dung Ende Mai von Hans-Peter Wagner. 

Nach lan­gen Wochen ist Ende Mai der Tag des Abschieds gekom­men. Bei herr­li­chem Son­nen­schein, der durch die Chor­fens­ter des Kir­che strahlt, und mit vie­len Men­schen, die den Kapu­zi­nern fröh­lich zuni­cken, als sie in die Wall­fahrts­kir­che zum Abschied ein­zie­hen. Das mäch­ti­ge „Hal­le­lu­ja“, gesun­gen von den vier Kir­chen­chö­ren des Tales, erklingt, unter­stützt vom MGV Lie­der­kranz Unter­h­ar­mers­bach. Von über­all her sind die Gläu­bi­gen gekom­men, um zu dan­ken und den Kapu­zi­nern an ihrem neu­en Wir­kungs­ort Got­tes Segen zu wünschen.

Der Pro­vin­zi­al der Deut­schen Kapu­zi­ner­pro­vinz, Bru­der Hel­mut Rakow­ski, begrüßt die Gläu­bi­gen und eine lan­ge Rei­he von Ehren­gäs­ten. Dann bril­lie­ren die Chö­re unter der bewähr­ten Lei­tung Wolf­ram Dre­her, erfül­len die Kir­che mit fest­li­cher Musik. Die Pre­digt hält Bru­der Hel­mut. Sein Cha­ris­ma, das sich in sei­nen Augen wider­spie­gelt, nimmt die Kir­chen­be­su­cher in ihren Bann. Er erzählt von dem Haus in Mainz, in dem er mit sei­nen Eltern wohn­te, was er fühlt, wenn er heim­kam von den Stu­di­en­ta­gen, und wenn er ging. Hei­mat ist nie ein Ort allein. Er ist mit Men­schen und Erfah­run­gen verknüpft.

Für vie­le Kir­chen­be­su­cher waren die Wall­fahrts­kir­che und die Kapu­zi­ner eine Hei­mat, die sie regel­mä­ßig auf­such­ten. Mai­an­dach­ten und Wall­fahrts­ta­ge waren Groß­ereig­nis­se. Auch vie­le Kapu­zi­ner leb­ten hier gern, fühl­ten sich wohl und waren hier daheim. Und die­se Hei­mat geht jetzt ver­lo­ren. Kei­ne Lin­zer­tor­ten mehr, die ab und an der Klos­ter­pfor­te abge­ge­ben wur­den genau­so wie das „loka­le Weih­was­ser“ aus Kir­schen. Bru­der Hel­mut: „Wir leben seit Jahr­zehn­ten in einer Zeit vol­ler Ver­än­de­run­gen, die Gewohn­hei­ten wer­den kür­zer, unse­re Welt ändert sich rasant.“

Br. Hel­mut, so erzählt er, war schon in den 70-er Jah­ren hier. Da emp­fand er Zell und Unter­h­ar­mers­bach viel dörf­li­cher. Was hat sich seit­her alles ver­än­dert? Stra­ßen ent­stan­den, Häu­ser wur­den abge­ris­sen. Neu­bau­ten, gan­ze Sied­lun­gen ent­stan­den. Die Neu­bau­ge­bie­te zeig­ten, dass ver­mut­lich so vie­le zuge­zo­gen sind, dass das Gemein­schafts­ge­fü­ge sich ver­än­dert hat. Vie­le haben längst ihre Hei­mat in der Kir­che ver­lo­ren. Selbst die Katho­li­ken sind laut Bru­der Hel­mut gespal­ten, man­che klam­mern sich an Tra­di­ti­on – und immer mehr Men­schen brau­chen die Kir­che über­haupt nicht. 

„Wenn wir heu­te vor der Mut­ter­got­tes von Zell ste­hen, dann sind wir viel­leicht ver­sucht, ihr zuzu­ru­fen: Zer­rei­ße end­lich die­se Ket­ten, befreie uns von einer Situa­ti­on, in der Glau­be und Volks­fröm­mig­keit, die Kir­che, zwi­schen unse­ren Hän­den zer­brö­ckeln“, sag­te Br. Hel­mut. „Aber viel­leicht will Maria zu den Ket­ten uns auch sagen, dass wir frei sind? Es zwingt uns kei­ne Tra­di­ti­on, kein gesell­schaft­li­cher Druck, nicht die Fra­ge „Was sagen die Nach­barn“? Wir sind frei! Wir kön­nen frei mit­ma­chen, zum Got­tes­dienst gehen, ihn als Aus­zeit für die See­le ver­ste­hen. Kir­che ist nicht nur dort, wo Pries­ter oder Ordens­leu­te ver­sam­melt sind, son­dern über­all, wo zwei oder drei in Chris­ti Namen ver­sam­melt sind.“

„Natür­lich sind wir alle trau­rig. Auch wir Kapu­zi­ner, beson­ders die Brü­der, die hier bis zuletzt gelebt haben. Aber wir bli­cken auf die­se Ket­ten, die Maria uns ent­ge­gen­hält. Ihr seid frei. Im Gala­ter­brief 5 sagt Pau­lus: Zur Frei­heit hat uns Chris­tus befreit.“

Minu­ten lan­ger Bei­fall in der Wall­fahrts­kir­che folg­te. Sie war ver­dien­te Aner­ken­nung und ein herz­li­ches Dan­ke­schön für Br. Hel­mut, der die Her­zen der Besu­cher mit sei­ner Pre­digt tief berühr­te. Das Zel­ler Wall­fah­rer-Lied von allen in der Kir­che nach dem Segen ger­ne gemein­sam gesun­gen, war ein wür­di­ges Schluss­lied eines Got­tes­diens­tes, der bei allen noch lan­ge in Erin­ne­rung blei­ben wird.

Nach dem Got­tes­dienst lud die Seel­sor­ge­ein­heit Zell die Kir­chen­be­su­cher in die Schwarz­wald­hal­le zu Speis und Trank ein. Eine klei­ne Haus­ka­pel­le mit Unter­h­ar­mers­ba­cher Musi­kern sorg­te für bes­te Unter­hal­tung. Auf der Büh­ne war­te­ten die Gra­tu­lan­ten und Redner.

„Das Kapu­zi­ner­klos­ter präg­te über 100 Jah­re das kirch­li­che, seel­sor­ge­ri­sche, kul­tu­rel­le aber auch das gesell­schaft­li­che Leben der Bür­ger im gan­zen Tal. Allen Kapu­zi­nern möch­te ich an die­ser Stel­le für ihr Wir­ken in den letz­ten 102 Jah­ren herz­lich dan­ken“, sag­te etwa Orts­vor­ste­her Lud­wig Schüt­ze. „Wir sind dank­bar für die Jahr­zehn­te lan­ge Berei­che­rung christ­li­cher und geis­ti­ger Wer­te, die wir durch Sie erfah­ren durf­ten, und sagen ein herz­li­ches Vergelt‘s Gott!“, so die stell­ver­tre­ten­de Bür­ger­meis­te­rin Bri­git­te Stunder. 

Den kom­plet­ten Arti­kel von Hans-Peter Wag­ner mit noch mehr Infor­ma­tio­nen kön­nen Sie hier in der „Schwarz­wäl­der Post“ nachlesen. 

 

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