

FOTO: KAPUZINER
BR. ANSELM VETTORI
1936–2024
Br. Anselm Vettori in Indonesien gestorben
Am 22. Februar 2024 ist der Südtiroler Kapuziner Anselm Vettori in Indonesien gestorben. Der Priester und Missionar wirkte 60 Jahre lang auf der indonesischen Insel Nias.
Geboren wurde Anselm Vettori in Völs am Schlern am 21. September 1936. Er studierte im Seminar Salern und trat 1954 in den Kapuzinerorden ein. Am 29. Juni 1962 wurde er in Brixen zum Priester geweiht. Schon seit der Kindheit träumte er davon, einmal als Missionar wirken zu dürfen. Im Oktober 1964 ging dieser Traum in Erfüllung: Als dritter Südtiroler Kapuziner reiste er per Schiff nach Indonesien. Die Insel Nias wurde sein Wirkungsfeld. Mit den Volkssprachen, dem Charakter, den Sitten und Gebräuchen des Nias-Volkes war er bald vertraut. An die 73 Dörfer hatte er jahrelang zu betreuen, mit ungefähr 11.000 Katholiken.
Anselm war ein Missionar vom alten Schrot und Korn. Er hielt nicht viel davon, von einer Zentrale aus die Stationen zu verwalten, er wollte bei den Leuten sein. Auch war er war kein Mann großer Worte. Über ein Fahrzeug verfügte er nicht, alle freuten sich, wenn der Missionar zu Fuß kam und unterwegs für alle ein freundliches Wort hatte. Niemand brauchte vor ihm Angst zu haben, seine kleine Gestalt strahlte Zuversicht aus. Auch Andersgläubige respektierten ihn. Über seinen missionarischen Eifer staunten sogar die Einheimischen, sie nannten ihn das „wandelnde Wort Gottes“.
Zum Empfang in den einzelnen Stationen wurde dem Missionar meist ein kleines Fest bereitet. Abends zog er sich in ein Haus der Einwohner zurück und legte sich dort, geschützt durch ein Moskitonetz, zum Schlafen auf den Fußboden. Am nächsten Tag feierte Pater Anselm mit den Gläubigen den Gottesdienst, taufte Kinder, hörte Beichte, besuchte Kranke, schlichtete Feindschaften und verteilte Medikamente. Große Freude hatte der Missionar an der Fertigstellung des Pfarrhauses in Kecamatan Alasa.
Seinem seelsorglichen Eifer hatte es Br. Anselm zu verdanken, dass er bei der Tsunami-Katastrophe zu Weihnachten 2004 nicht zu Schaden kam: Er war nämlich zu Besuch bei einer Pfarrei im Inneren der Insel, wo sich das Seebeben kaum bemerkbar machte. Erst am nächsten Tag kam er zur Küste und erkannte das ganze Ausmaß der Katastrophe. 2017 war Br. Anselm Vettori das letzte Mal auf Heimaturlaub. Seinen Lebensabend wollte er nicht in Südtirol verbringen. Indonesien war seine neue Heimat geworden. Am 22. Februar 2024 verstarb er in Gunungsitoli.