Interview

FOTO: Kapuziner/Rettich

Br. Burkhard Volkmann

wur­de 1945 gebo­ren. Seit 1965 ist er Kapu­zi­ner, 1971 wur­de er zum Pries­ter geweiht. Er lebt in einer klei­nen Kapu­zi­ner-Gemein­schaft in Zell am Harmersbach. 

14. Sep­tem­ber 2023

 „Sonntags schießt der Pater Tore“: Ein Kapuziner und der Fußball

Br. Burk­hard Volk­mann ist Kapu­zi­ner und Pries­ter. Sei­ne Lei­den­schaft gilt dem Fuß­ball. War­um das so ist, war­um Lei­den­schaft wich­tig ist und war­um er sich heim­lich aus dem Klos­ter zum Trai­ning ent­fern­te, sagt er im Interview. 

Wie hat eigent­lich der Karls­ru­her Sport­ver­ein (KSC) am letz­ten Wochen­en­de gespielt?
Nicht so glor­reich, wir haben lei­der in Düs­sel­dorf verloren.

Wann haben Sie Ihre Lei­den­schaft für den KSC ent­deckt – und warum?
Seit 1956 ist das mein Team. War­um der KSC? Das ist mei­ne Hei­mat, ganz einfach.

Gehen Sie noch zu jedem Heim­spiel ins Stadion?
Nein, in den letz­ten drei Jah­ren war es mir wegen Coro­na und Neu­bau des Sta­di­ons nicht mög­lich. Im neu­en Sta­di­on habe ich erst ein Spiel gese­hen und dabei gewann der KSC! Ich ken­ne die aktu­el­len Spie­ler lei­der nicht mehr per­sön­lich, das war in den 90er-Jah­ren anders. Bis zur Coro­na-Zeit war ich regel­mä­ßig im Sta­di­on. Und inzwi­schen hat der KSC mir wie­der eine Dau­er­kar­te geschickt, so dass ich jetzt wie­der zu jedem Heim­spiel gehen kann.

In den Anfän­gen, also in den 60er-Jah­ren, waren Sie da auch regel­mä­ßig im Stadion?
Nein. Das konn­te ich mir abso­lut nicht leis­ten. Ich habe es nur in der Zei­tung oder im Radio verfolgt.

Spie­len Sie sel­ber Fußball?
Oh ja! Lei­der konn­te ich nach dem Krieg nicht in einen Ver­ein gehen. Es war schlicht weg kein Geld da, auch nicht für Fuß­ball­schu­he. Ich hat­te einen Freund, der im Fuß­ball­club war, mit dem habe ich im Wald gekickt, mit mei­nen nor­ma­len Schu­hen. Sehr zum Ärger mei­ner Mut­ter, weil das den Schu­hen nicht wirk­lich gut­tat. Auf der Stra­ße haben wir spä­ter oft mit einem aus­ge­dien­ten Ten­nis­ball Fuß­ball gespielt.

Spä­ter, als Kapu­zi­ner, konn­ten Sie dann doch noch im Ver­ein spielen?
Das stimmt, als es end­lich mit einem Ver­ein geklappt hat, da war ich schon Kapu­zi­ner. Ich war in Mün­chen, im Theo­lo­gie­stu­di­um, im Jahr 1969 bis 1971. Da habe ich mich heim­lich erkun­digt, wo ich denn hin­ge­hen könn­te. Bay­ern Mün­chen und 1860 kamen nicht infra­ge, aber ich habe im Tele­fon­buch „Wacker Mün­chen“ gefun­den. Dort habe ich ange­ru­fen und ich durf­te vor­bei­kom­men. Eines Abends bin ich hin, ohne das Wis­sen mei­ner Mit­brü­der im Kloster.

Wann haben Sie es denn ihrem Obe­ren gebeichtet?
Nach­dem es gut lief mit dem Trai­ning, habe ich mit mei­nem Guar­di­an gespro­chen. Er hat sehr offen reagiert und ich durf­te sogar mit dem Auto der Kapu­zi­ner zum Trai­nings­platz fah­ren. So habe ich bei Wacker mit 24 Jah­ren das ABC des Fuß­balls erlernt, lei­der viel zu spät, um noch höhe­re Zie­le zu verfolgen.

War das etwas Beson­de­res, ein kicken­der Ordensbruder?
Ja, in der Tat. Sogar die Bild­zei­tung hat es gebracht: „Sonn­tags schießt der Pater Tore“ hieß die Head­line. Dabei habe ich nicht wirk­lich vie­le Tore gemacht (lacht). Ich war ein schnel­ler Mann und wur­de meist auf dem rech­ten Flü­gel eingesetzt.

War­um ist eine Lei­den­schaft wichtig?
So eine Lei­den­schaft trägt durchs Leben. Sie ver­bin­det die Orte, die für uns Kapu­zi­ner ja auch immer wie­der wech­seln. Mei­ne Lei­den­schaft für Fuß­ball konn­te ich an jedem Ort, an dem ich als Ordens­mann leb­te, rea­li­sie­ren. Über­all habe ich Grup­pen mit Jugend­li­chen orga­ni­siert und wir haben gemein­sam spie­len kön­nen. Wir hat­ten uns sogar ab mei­ner zwei­ten Stel­le den Namen „Katho­li­scher Sport­club“ (KSC) gege­ben mit dem jewei­li­gen Ort, wo ich dann sta­tio­niert war, zum Bei­spiel KSC- Offenburg.

Sie haben auch immer mal Pro­fi­spie­ler in die Klös­ter eingeladen?
Ja, so war das. 27 Spie­ler vom KSC waren bei uns Kapu­zi­nern zu Besuch, in Otters­wei­er, Die­burg, Wag­häu­sel und in Offen­burg. Eini­ge von Ihnen haben dann mit mei­ner Jugend­grup­pe Fuß­ball trai­niert und gespielt, das war ein tol­les Erleb­nis für alle. Mit einem Spie­ler, Claus Reit­mei­er, bin ich gut befreun­det und durf­te drei Kin­der von ihm tau­fen. Dem Keh­ler Rai­ner Schüt­ter­le habe ich auch zwei Kin­der getauft. Vie­le wer­den Sie heu­te nicht mehr ken­nen, viel­leicht Sean Dundee? Der war auch bei uns im Klos­ter in Wag­häu­sel zusam­men mit Claus Reit­mei­er. Mit den Trai­nern Rain Ulrich und Ede Becker hat­te ich auch guten Kon­takt und Rai­ner Ulrich war in mei­ner Wag­häu­se­ler Zeit fast jede Woche ein­mal im Gottesdienst

Sie sind Pries­ter. Wenn Sie die vol­len Sta­di­en sehen und auf der ande­ren Sei­te die lee­ren Kir­chen, wie geht es Ihnen damit?
Natür­lich wür­de ich mich freu­en, wenn die Kir­chen ähn­lich voll wären. Aber: Auch wenn es so oft heißt, Sta­di­en wären die „Kathe­dra­len der Moder­ne“, so kann man das nicht wirk­lich ver­glei­chen. Was ich aber sagen kann: Ich habe fast nur gute Erfah­run­gen im Sta­di­on gemacht. Ich gehe dort ja in mei­nem Kapu­zi­ner­ha­bit hin. Und das führt oft zu gemein­sa­men Fotos und viel Small Talk, aber ab und zu auch mal zu einem guten Gespräch.

Wur­de Ihnen die Fra­ge nach dem Fuß­ball­gott schon oft gestellt?
Ja, und das The­ma behagt mir gar nicht. Ich mache immer klar, dass das eine mit dem ande­ren nichts zu tun hat. Wenn Gott bemüht wird, um sich im Spiel sich einen Vor­teil zu erhof­fen, da muss ich sagen: Das ist nicht mei­ne Welt. Fuß­ball ist Fuß­ball, und das ist span­nend genug!

Vie­len Dank für das Gespräch!

Das Inter­view führ­te Tobi­as Rauser

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