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FOTO: Huber­tus Brüggen

13. Janu­ar 2022

Ein neuer Lebens- und Denkort in Berlin

Cam­pus für Theo­lo­gie und Spi­ri­tua­li­tät: Ver­schie­de­ne Ordens­ge­mein­schaf­ten haben einen neu­en aka­de­mi­schen Stand­ort in Ber­lin gegründet. 

In der Haupt­stadt ent­steht der Cam­pus für Theo­lo­gie und Spi­ri­tua­li­tät Ber­lin, kurz: CTS. Hin­ter die­sem visio­nä­ren Hoch­schul­pro­jekt ste­hen ver­schie­de­ne Orden und Geist­li­che Gemein­schaf­ten. Der neue Cam­pus steht für Theo­lo­gie in einem urba­nen, säku­la­ren Kon­text und rich­tet sich an unter­schied­li­che Ziel­grup­pen. Der CTS soll das intel­lek­tu­el­le Rück­grat der Orden und ihrer Wer­ke bil­den und sucht wei­te­re Unterstützer.

In den 1950er Jah­ren gab es in Deutsch­land rund 50 ordens­aka­de­mi­sche Ein­rich­tun­gen, an denen man Phi­lo­so­phie und Theo­lo­gie stu­die­ren konn­te, heu­te sind es vier. Was bedeu­tet die­ser enor­me Wan­del für die Zukunft? Die­se Fra­ge stell­te sich der Kapu­zi­ner und Pro­fes­sor Lud­ger Schul­te bereits 2014, als er Rek­tor der Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le des Kapu­zi­ner­or­dens in Müns­ter wur­de. Vor allem woll­te er wis­sen, wie die­se Zukunft zu gestal­ten sei.

Für die­sen krea­ti­ven Pro­zess brach­te der Pro­fes­sor für Dog­ma­tik vie­le Men­schen unter­schied­li­cher Dis­zi­pli­nen zusam­men. Schnell wur­de klar: „Wir müs­sen das Gan­ze grö­ßer und anders den­ken. Und es geht nur gemein­sam.“ So ent­stand die Idee des Cam­pus für Theo­lo­gie und Spi­ri­tua­li­tät Ber­lin (CTS). Kei­ne Hoch­schu­le, son­dern ein offe­ner Cam­pus, der die Theo­lo­gie in ein Gesamt­kon­zept mit intel­lek­tu­el­lem Anspruch ein­fügt, der vie­le Ziel­grup­pen anspricht und die Orden in Deutsch­land wie­der sicht­ba­rer macht.

Sei­ne Visi­on als Kapu­zi­ner sei, das Evan­ge­li­um wie­der sprach­fä­hig zu machen, sagt Bru­der Lud­ger Schul­te. Zudem wol­le er mit dem CTS in der Haupt­stadt einen Lebens- und Denk­ort schaf­fen, der die Theo­lo­gie durch mehr Spi­ri­tua­li­tät, mehr Lebens­er­fah­rung und mehr Dia­log ergänzt. Andre­as Mach­nik von der Pax-Bank sieht im neu­en CTS ein posi­ti­ves Signal der Ordens­welt für die Zukunft. „Das Pro­jekt ist ein völ­lig neu­er Ansatz und eine rich­tungs­wei­sen­de Initia­ti­ve in Deutsch­land“, sagt der Lei­ter der Filia­le Aus­lands­kun­den. Mach­nik, der sich auch in sei­ner Zustän­dig­keit als Ordens­be­auf­trag­ter der Pax-Bank inten­siv mit der Situa­ti­on der Orden welt­weit aus­ein­an­der­setzt, unter­stützt den CTS bei der Ver­net­zung mit inter­na­tio­na­len Kontakten.

Nun ist der Cam­pus für Theo­lo­gie und Spi­ri­tua­li­tät tat­säch­lich auf den Weg gebracht. Im April 2021 grün­de­ten die Stif­tung der Ale­xia­ner­brü­der, das Josef-Ken­te­nich-Insti­tut der Schön­statt-Bewe­gung, die Katha­ri­nen­schwes­tern, das Klaus Hem­mer­le Forum der Foko­lar-Bewe­gung, die Fran­zis­ka­ne­rin­nen von Sie­ßen und die Vin­zen­ti­ner gemein­sam den Trä­ger­ver­ein und die Betriebs­ge­sell­schaft des CTS. Wei­te­re Geist­li­che Gemein­schaf­ten wie die Domi­ni­ka­ner, Kapu­zi­ner und der Deut­sche Orden unter­stüt­zen das Pro­jekt über einen För­der­ver­ein. Neue Gemein­schaf­ten tra­ten im Herbst bei. „Wir freu­en uns natür­lich über jede wei­te­re Gemein­schaft und Insti­tu­ti­on, die uns auf unse­rem Weg unter­stüt­zen und beglei­ten will“, sagt Br. Lud­ger Schulte.

Im Herbst 2021 bezog der CTS die Räum­lich­kei­ten des St. Katha­ri­nen-Stifts in der Greifs­wal­der Stra­ße im Ber­li­ner Stadt­teil Prenz­lau­er Berg ein ers­tes Pla­nungs­bü­ro. Der CTS soll zu einem inter­na­tio­na­len Zen­trum wer­den. „Nir­gend­wo sonst in Deutsch­land ist so viel kon­zen­triert an einem Ort – von poli­ti­scher Aus­ein­an­der­set­zung über wirt­schaft­li­cher Ent­wick­lung bis hin zu Kunst und Kul­tur. Wir wol­len mit Ber­lin als Ort der plu­ra­len Gesell­schaft arbei­ten, in dem viel über säku­la­res Leben und Chris­ten­tum nach­ge­dacht wird“, erklärt Pro­fes­sor Schulte.

Auf einem künf­ti­gen Cam­pus sol­len Insti­tu­tio­nen und Bil­dungs­ein­rich­tun­gen auch jen­seits der Theo­lo­gie zusam­men­ar­bei­ten. So sind neben der aka­de­mi­schen Ein­rich­tung auch eine psy­cho­so­zia­le Tages­kli­nik, Bera­tungs­stel­len und ein inte­gra­ti­ves Hotel geplant. Eben­falls wer­den sich dort ver­schie­de­ne Orden mit ihren Akti­vi­tä­ten ansie­deln. Der CTS in einer welt­weit sicht­ba­ren Haupt­stadt soll zudem ein Anker­punkt sein für den Aus­tausch mit inter­na­tio­na­len Part­ner­uni­ver­si­tä­ten. Im Gespräch sind zur­zeit die Ate­neo Sant’Anselmo in Rom, die DePaul Unver­si­tät der Vin­zen­ti­ner in Chi­ca­go, USA, und die Pon­ti­fí­cia Uni­ver­si­da­de Cató­li­ca do Rio Gran­de do Sul im bra­si­lia­ni­schen Por­to Alegre.

Das Pro­gramm der CTS ist an der Aus­ein­an­der­set­zung mit der Gesell­schaft inter­es­siert – des­halb ori­en­tiert es sich immer am The­men­schwer­punkt Theo­lo­gie der Spi­ri­tua­li­tät und des Gemein­schaft­li­chen Lebens. Die­se Arbeit ist nicht nach klas­si­schen Fächern auf­ge­teilt, son­dern in vier Cluster:

  • Spi­ri­tua­li­tät: Quel­len, Geschich­te und Sys­te­ma­tik des geist­li­chen Lebens und des Gebets, Theo­lo­gie des Ordens­le­bens und des Lebens der Geist­li­chen Gemein­schaf­ten etc.
  • Zeit­dia­gnos­tik: Theo­lo­gie in glo­ba­len Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­sen, Inno­va­ti­ons­for­schung in urba­nen Kon­tex­ten etc.
  • Ver­kün­di­gung: Mis­sio­na­ri­sche Theo­lo­gie, Lit­ur­gie und Ritu­al Stu­dies, Jugend- und Beru­fungs­pas­to­ral etc.
  • Lea­der­ship: Ent­wick­lung von Ver­ant­wor­tungs­kul­tu­ren, Iden­ti­tät und Pro­fil katho­li­scher Insti­tu­tio­nen etc.

Das aka­de­mi­sche Pro­gramm star­tet nun Schritt für Schritt. Los ging es im Sep­tem­ber 2021 mit einem Lea­der­ship-Kurs für die Füh­rungs­kräf­te der Ordens­wer­ke. Im Früh­jahr ist ein gro­ßes Sym­po­si­um zum The­ma „Seel­sor­ge an neu­en Orten“ geplant, eben­so eine Meis­ter­klas­se zum The­men­feld „Christ­sein als Lebens­form“. Im Win­ter­se­mes­ter beginnt das Stu­di­en­jahr Ber­lin, das sich an alle Theo­lo­gie-Stu­die­ren­den im drit­ten Jahr rich­tet, die sich mit ihrem Stu­di­en­fach in einem urba­nen, säku­la­ren Kon­text beschäf­ti­gen möch­ten. „Wer bei uns stu­diert, lernt die Theo­lo­gie noch ein­mal neu als Wis­sen­schaft ken­nen, die sich nicht im aka­de­mi­schen Elfen­bein­turm bewegt, son­dern ins Gespräch geht, von ande­ren lernt und so den Men­schen auch heu­te etwas zu sagen hat“, fasst der Grün­dungs­be­auf­trag­te Pro­fes­sor Ulrich Engel OP zusammen.

Ange­dacht ist auch ein Stu­di­en­jahr für Abitu­ri­en­ten. Über die Schul­stif­tun­gen der katho­li­schen Kir­che und der Orden sol­len jun­ge Men­schen die Mög­lich­keit haben, ihre eige­nen Stär­ken und Schwä­chen her­aus­zu­fin­den, und sie befä­hi­gen, nach die­sem Jahr fun­dier­te Ent­schei­dun­gen für ihr spä­te­res Leben zu tref­fen. Das alles mit­hil­fe von aka­de­mi­schen Inhal­ten, Spi­ri­tua­li­tät, Pra­xis­or­ten und per­sön­li­chem Coa­ching. „Wir sind als Orden dann am stärks­ten, wenn wir ande­re stark machen. Und wenn die Men­schen das rea­li­sie­ren, wird ihnen auch klar, wer wir sind“, sagt Br. Lud­ger Schul­te. So soll der CTS lang­fris­tig das wis­sen­schaft­li­che Fun­da­ment der Orden und ihrer Wer­ke absi­chern und sie dabei unter­stüt­zen, sich zukunfts­fä­hig aufzustellen.

Text: Brit­ta Hecker, Pax-Bank-Magazin

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