FOTO: KAPUZINER/JACOBY
BR. NORBERT SCHLENKER
leitet die Kapuziner-Gemeinschaft in Werne seit 2022. Der Ordensmann wurde 1954 in Karlsruhe geboren und ist seit 1973 Kapuziner.
„Es gibt einfach ein gutes Miteinander“
Im Kapuzinerkloster in Werne hat sich in den letzten zwei Jahren viel verändert. Über den Stand der Dinge und die besondere Unterstützung durch Ehrenamtliche, berichtet Br. Norbert Schlenker im Interview.
Vor zwei Jahren wurde beschlossen, dass Brüder aus anderen Klöstern nach Werne ziehen. Ist dies nun umgesetzt?
In der Tat, genauso ist es. Das Haus hier ist nun voll besetzt, neun Kapuziner leben im Kloster. Wir sind von der Altersstruktur ein älterer Konvent, ein „Seniorenkloster“, wie ich gerne sage. Der jüngste Bruder ist 63, der älteste 85. Wir haben hier eine Gemeinschaft, in der viele Brüder neu in Werne sind. Erst vor einigen Wochen ist Br. Heribert aus dem niederländischen Velp hierher gezogen. Der Kapuziner, der schon am längsten hier lebt, ist Br. Tobias.
Wie hat das Umfeld in Werne diese Veränderungen wahrgenommen?
Ich erfahre viel Freude darüber, dass das Kloster gestärkt wurde. Wir sind als Gemeinschaft allein durch die höhere Zahl präsenter und bei den Gottesdiensten und in der Stadt sichtbarer.
Was macht das Kloster in Werne aus?
Wir sind ein Seniorenkloster, das heißt, wir können keine großen Sprünge machen. Dennoch hoffe und denke ich, dass wir für die Werner Bevölkerung wertvoll und wichtig sind. Es ist das älteste Kloster der Provinz und wir genießen in der Stadt einen hohen Stellenwert.
Viele Aufgaben, die die älteren Brüder nicht mehr wahrnehmen können, werden in Werne von Ehrenamtlichen übernommen.
Ja, das ist ein großes Glück. Der besondere Stellenwert des Klosters zeigt sich in ideeller, finanzieller und ehrenamtlicher Unterstützung durch viele Bürgerinnen und Bürger Wernes. Es ist ein großes Feld, das da abgedeckt wird: etwa der Klostergarten, der Pfortendienst, die Technik, Hausmeistertätigkeiten und vieles andere mehr.
Fällt es Ihnen schwer, Verantwortung abzugeben?
Nein, überhaupt nicht. Alles sind uns wohlgesonnen und haben auch die richtige Kompetenz für ihre Aufgaben.
Das Haus ist durch die vielen Ehrenamtlichen sehr offen, es ist viel Bewegung. Ein Problem für Ordensleute?
Nein, das empfinde ich nicht so. Die Offenheit tut uns gut und ich nehme auch bei meinen Mitbrüdern wahr, dass sie das ähnlich sehen. Die Ehrenamtlichen essen hin und wieder bei uns mit, es gibt einfach ein gutes Miteinander.
Was macht so einen älteren Konvent noch aus?
Da viele keine großen Aufgaben extern übernehmen, ist hier alles sehr häuslich. Das heißt konkret: beim Gebet und bei den Mahlzeiten sind wir vollzählig. Das ist in Häusern, in denen die Brüder ständig unterwegs sind, ganz anders. Das hält die Gemeinschaft zusammen und stärkt uns.
Sie sind jetzt zwei Jahre als Hausoberer für die Gemeinschaft und das Kloster verantwortlich. Wie haben Sie die Zeit empfunden?
Es war schon eine große Herausforderung. Etwa als klar wurde, dass die ursprüngliche Gemeinschaft personell erweitert wird und damit auch einige bauliche Veränderungen anstanden. Auch gab es in den letzten Monaten einige Todesfälle, die mich und die Brüder emotional und organisatorisch herausgefordert haben. Fest steht aber, und deswegen ist mein Fazit trotz dieser Umstände positiv: Ich fühle mich hier in der Gemeinschaft und in der Stadt sehr wohl. Ich freue mich auf das, was kommt.
Das Interview führte Tobias Rauser