

FOTO: Hans-Peter Wagner
Freunde der Kapuzinergeschichte treffen sich in Zell
Vom 13. bis 16. September traf sich der Freundeskreis der Kapuzinergeschichte im Haus der Begegnung des Kapuzinerklosters in Zell am Harmersbach zum Austausch. Br. Leonhard Lehmann berichtet über das Treffen in Zell.
Nach einer durch Corona erzwungenen Pause im Jahr 2020 tagte 2021 wieder der „Freundeskreis Kapuzinergeschichte“. Der von Br. Leonhard Lehmann vor acht Jahren initiierte Kreis trifft sich jedes Jahr bei einem bestehenden Kapuzinerkloster. Schon 2016 waren sie in Zell, diesmal wurden neue Programmpunkte aufgenommen, und es waren auch neue Referenten und andere Besucher*innen da als vor fünf Jahren.
Einige Gäste kamen von weit her, so aus Österreich und Südtirol, München, Altötting und Münstereifel. Nach der Ankunft führte uns P. Hadrian Hess durch die Wallfahrtskirche mit ihren vielen Bildern und inneren Bezügen, die man ohne Erklärung gar nicht erkennen kann. Am Dienstag fuhren wir nach Haslach zur Besichtigung des ehem. Kapuzinerklosters (1630–1823) und lauschten dem Vortrag von Herrn Martin Schwendemann zur Umgestaltung des gut erhaltenen Klosters, in dem jetzt das Verkehrsamt und ein Trachtenmuseum untergebracht sind.
Am Nachmittag sprachen wir über die Entstehung des Zeller Klosters mit Schule als Ersatz für die Missionsschule in Straßburg, wo nach dem ersten Weltkrieg keine deutschen Kapuziner und Schüler mehr willkommen waren. Aus bescheidenen Anfängen vor hundert Jahren entwickelte sich ein angesehenes Progymnasium, das bis 1976 funktionierte. Da nach den unteren drei Klassen die nächsten bis zum Abitur in Bensheim unterrichtet wurden, stand auf unserer Tagung der ganze Lehrbetrieb sowie die Internatserziehung zur Diskussion. Franz Josef Schäfer rief den langjährigen Rektor in Bensheim, P. Otto Weber, und seinen Lieblingsschüler, den im Krieg gefallenen Rolf Seuser, in Erinnerung.
Am Mittwoch fuhren wir nach Offenburg, wo uns Manfred Merker im Ritterhaus-Museum angemeldet hatte. Er führte als ehemaliger Lateinlehrer durch den neuen Bibliotheksraum mit alten Werken aus der humanistischen Franziskaner- und Kapuziner-Bücherei. Nach einem Imbiss am Markt fuhren wir nach Gengenbach ins Mutterhaus der Franziskanerinnen, wo Schwester Hannah uns die Geschichte der Kongregation erzählte, und Fragen beantwortete, die auch ihre Mission in Chile betrafen. Dann zogen wir in ihr „Haus Bethanien“ hinauf, in dem sie vor sechs Jahren die zehn Klarissen-Kapuzinerinnen von Balsbach aufgenommen haben; Sr. Eva-Maria Burger berichtete uns darüber und gab zu, dass der jetzige kleinere Lebensraum ohne das frühere große Kloster ihrem Charisma angemessener ist. Bei schönem Ausblick auf das Kinzigtal mit seinen Weinbergen beschlossen wir den Tag mit Liedern in der Assisi-Kapelle, um dann noch einen gemütlichen Abend mit den Brüdern in Zell zu erleben, wo Bruder Konrad für uns im Garten grillte.
Der Donnerstag war ganz gefüllt mit Vorträgen: Boris Bigott aus Freiburg stellte uns das Projekt eines Badischen Klosterbuches vor, das allerdings nur bis zur Säkularisation im 19. Jahrhundert reichen wird. Gerade deswegen erscheint es sinnvoll, ein Buch „Kapuziner in Deutschland“ zu planen, in dem auch die in den letzten 200 Jahren gebauten und wieder aufgelösten Klöster erwähnt werden. Karin Trieschnigg berichtete über die Kapuziner in Münstereifel, die dort das Tuch für ihre Habite herstellten und eine kleine Firma entwickelten. In das Sudeten-Kommissariat mit Sitz in Leitmeritz entführte uns Willi Eisele; er schilderte schwere Schicksale dortiger Kapuziner während und nach der NS-Zeit. Die Tagung fand einen schönen Abschluss durch das Angebot von Herrn Hans-Peter Wagner, uns durch den „Fürstenberger Hof“ zu führen, was die Gruppe dankbar annahm.
Wer sich für den Freundeskreis interessiert, kann sich gerne bei Br. Leonhard Lehmann melden ().