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FOTO: KAPUZINER/TOBIAS RAUSER

Rund 80 Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer nah­men in Müns­ter oder digi­tal am Sym­po­si­um teil.

4. August 2022

Gemeinsam statt einsam: Symposium zu franziskanischen Werten

Im Juni tra­fen sich im Kapu­zi­ner­klos­ter Müns­ter und digi­tal rund 80 Per­so­nen, um über Wer­te, Ver­net­zung und Kom­mu­ni­ka­ti­on in der fran­zis­ka­ni­schen Welt zu spre­chen. Dabei wur­de klar: Wich­tig sind eine kla­re und authen­ti­sche Spra­che, ver­netz­tes Den­ken und der Wil­le zur Zusam­men­ar­beit mit ande­ren Partnern.

„Wir ste­hen in der fran­zis­ka­ni­schen Welt, vor allem in den Orden, vor einem Umbruch.“ So brach­te Br. Chris­to­pho­rus Goe­de­r­eis, Kapu­zi­ner und ehe­ma­li­ger Pro­vin­zi­al der Deut­schen Kapu­zi­ner­pro­vinz, die Situa­ti­on auf den Punkt. Gemein­sam mit dem Insti­tut IUNC­TUS sowie dem Pro­jekt Net­wor­king Inten­tio­nal Chris­ti­an Com­mu­ni­ties (NICC) orga­ni­sier­ten die Kapu­zi­ner im Juni das Sym­po­si­um „Fran­zis­ka­ni­sche Wer­te“ in Müns­ter. Br. Chris­to­pho­rus mode­rier­te das Sym­po­si­um mit rund 80 Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern und gab die Richt­schnur vor: „Wenn uns wir koope­ra­tiv und kom­mu­ni­ka­tiv auf den Weg machen, dann wer­den wir die fran­zis­ka­ni­sche Flam­me neu ins Wort brin­gen, neu ent­fa­chen und für die Welt von heu­te in eine leben­di­ge Rele­vanz bringen!“

Unab­ding­bar dafür ist eine „authen­ti­sche und wer­te­ge­trie­be­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on“, sag­te Tobi­as Rau­ser, Lei­ter der Kom­mu­ni­ka­ti­on der Deut­schen Kapu­zi­ner­pro­vinz. Ohne die­se kön­ne der Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess der Orden nicht gelin­gen. Der gelern­te Jour­na­list rück­te in sei­nem Vor­trag im Kapu­zi­ner­klos­ter in Müns­ter beson­ders die Spra­che und die Ziel­grup­pen in den Fokus. Wich­tig sei, über die rich­ti­gen Kanä­le in einer kla­ren und ver­ständ­li­chen Art zu kom­mu­ni­zie­ren. „Der Wurm muss dem Fisch schme­cken, nicht dem Ang­ler“, sag­te er. Oft gin­ge es in der Kom­mu­ni­ka­ti­on in der fran­zis­ka­ni­schen Welt um Internas und nicht dar­um, wie ganz kon­kret fran­zis­ka­ni­sche Wer­te Gesell­schaft, Kir­che und das eige­ne Leben berei­chern und ver­än­dern könn­ten. Auch die Scheu vor den sozia­len Medi­en müs­se über­wun­den wer­den. „Wir reden hier über die Chan­ce zur Ver­net­zung sowie Auf­bau und Pfle­ge von Bezie­hun­gen zu ande­ren Men­schen. Was frü­her der Markt­platz für die Kapu­zi­nerpre­digt war, ist heu­te das Inter­net, das neue Chan­cen für einen offe­nen Dia­log auf Augen­hö­he bie­tet“, so der Pres­se­spre­cher der Kapuziner.

Sr. Diet­lin­de Bövin­g­loh, Pro­vinz­obe­rin der Fran­zis­ka­ne­rin­nen von Müns­ter-Mau­ritz, mach­te in ihrem Vor­trag deut­lich, dass die Kom­bi­na­ti­on aus per­sön­li­cher Prä­senz und einem guten Auf­tritt im Netz in der heu­ti­gen Zeit nötig ist. „Wir Ordens­leu­te sind das ent­schei­den­de Medi­um“, sag­te die Fran­zis­ka­ne­rin. Doch die Zahl der Schwes­tern nimmt ab, und damit auch ihre Sicht­bar­keit in der Gesell­schaft. Des­we­gen kom­men Ordens­ge­mein­schaf­ten um ein Enga­ge­ment im Netz und in den sozia­len Medi­en nicht her­um. Die Erfah­rung von Sr. Diet­lin­de zeigt, dass bei immer mehr Men­schen der ers­te Kon­takt im Inter­net statt­fin­det. „Eine guter und pro­fes­sio­nel­ler Auf­tritt dort ist alter­na­tiv­los“, stell­te die Ordens­frau fest. „Wir müs­sen sprach­fä­hig sein. Für die, die unse­re Wer­te tei­len – auch für unse­re Mit­ar­bei­ter.“ Ein wich­ti­ger Punkt sei dabei die Ver­net­zung inner­halb der fran­zis­ka­ni­schen Familie.

Ein gutes Bei­spiel für die­se Ver­net­zung ist Fran­ciscans Inter­na­tio­nal. In die­ser Orga­ni­sa­ti­on arbei­ten die ver­schie­dens­ten fran­zis­ka­ni­schen Orden und Kon­gre­ga­tio­nen gemein­sam im Team mit Lai­en dar­an, ihre Wer­te auf der Ebe­ne der Ver­ein­ten Natio­nen zu kom­mu­ni­zie­ren. Ihr Ziel: die Ver­tei­di­gung der Men­schen­rech­te. Mit Erfolg – und ver­netzt, wie Br. Mar­kus Hein­ze, der Geschäfts­füh­rer der Orga­ni­sa­ti­on, den Teilnehmer*innen des Sym­po­si­ums in Müns­ter berich­te­te: „Bei uns im Team sehen wir uns als Teil der fran­zis­ka­ni­schen Mis­si­on. Es ist nicht von Bedeu­tung, wer zu wel­chem Ordens­zweig gehört oder ob wir ein­fach „nur“ Ange­stell­te sind, wir erle­ben uns als Fami­lie und arbei­ten als sol­che zusam­men.“ Für den Fran­zis­ka­ner gibt es eine wich­ti­ge Her­aus­for­de­rung in der Kom­mu­ni­ka­ti­on: „Wie brin­gen wir das geleb­te Bei­spiel, das Füh­len und Schme­cken, in die digi­ta­le Welt?“

Doch was sind über­haupt „fran­zis­ka­ni­sche Wer­te“? Br. Tho­mas Dien­berg, Kapu­zi­ner und Lei­ter des Kom­pen­tenz­zen­trums für Spi­ri­tua­li­tät, IUNC­TUS, zeig­te in sei­nem Vor­trag, wie rele­vant und aktu­ell das fran­zis­ka­ni­sche Cre­do heu­te ist. „In Geschwis­ter­lich­keit in Ver­bin­dung mit allem leben. Und die­se Bezie­hung zu dem, was ist und lebt, klug, gerecht, maß­voll und mutig zu gestal­ten: Das ist heu­te gefragt und gleich­zei­tig Bestand­teil unse­rer fran­zis­ka­ni­schen DNA“, sag­te der Theo­lo­ge. Dazu gehört, agil und anpas­sungs­fä­hig zu sein. „Mut, ver­bun­den mit Trans­pa­renz und Respekt, das sind agi­le Wer­te, die den Wan­del in der fran­zis­ka­ni­schen Welt posi­tiv prä­gen soll­ten.“ Die fran­zis­ka­ni­sche Spi­ri­tua­li­tät der Bezie­hung, das „being con­nec­ted“, wel­ches Schöp­fung und Mit­mensch wert­schätzt, sei die bes­te Grund­la­ge, gemein­sam Ver­än­de­run­gen anzu­pa­cken. Hier sieht der Kapu­zi­ner noch Luft nach oben: „Leben wir in der fran­zis­ka­ni­schen Welt wirk­lich die­ses Mit­ein­an­der und die­se Ver­bin­dung? Rücken wir die Bezie­hung und unse­re Wer­te in den Mittelpunkt?“

Einen beson­de­ren Blick auf die Kom­mu­ni­ka­ti­on von Wer­ten ermög­lich­te Manue­la Kalsky den Anwe­sen­den und Zuhö­re­rin­nen und Zuhö­rern in Müns­ter und im Netz. Manue­la Kalsky ist Lehr­stuhl-Inha­be­rin in den Nie­der­lan­den und ver­ant­wor­tet die mul­ti­me­dia­le und inter­re­li­giö­se Dia­log­platt­form „Das neue Wir“ (nieuwwij.nl). Sie berich­te­te, wie die Domi­ni­ka­ner in den Nie­der­lan­den ihre Wer­te kom­mu­ni­zie­ren – in einer super­di­ver­sen Gesell­schaft, in der in eini­gen Städ­ten mitt­ler­wei­le mehr Ein­woh­ner mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund als alt­ein­ge­ses­se­ne Ein­woh­ner leben. „Die Nie­der­lan­de sind eine post-christ­li­che Nati­on, aber Reli­gi­on ist nicht ver­schwun­den, son­dern zeigt sich in neu­en For­men“, sag­te Kalsky. Wer sich dar­auf nicht ein­las­se, der ver­lie­re den Groß­teil der Bevöl­ke­rung in der Kom­mu­ni­ka­ti­on. Die Platt­form stellt sich fol­gen­den Fra­gen: Wie kön­nen wir pola­ri­sie­ren­des Den­ken durch­bre­chen? Wie Unter­schie­de kon­struk­tiv ver­bin­den? „Wich­tig ist, nicht von einem Ein­heits­den­ken her­zu­kom­men, son­dern die Viel­falt zu umar­men.“ Es gel­te dar­um, im Dia­log nicht in ein „ent­we­der oder“ zu ver­fal­len, son­dern in ein „sowohl als auch“. „Dazu müs­sen wir umden­ken und einen trans­re­li­giö­sen Dia­log für die Zukunft in den Blick neh­men“, sag­te die Professorin.

Zum Abschluss des Sym­po­si­ums dis­ku­tie­ren Ulri­ke Rose, Br. Mar­kus Fuhr­mann, Son­ja Rake­te und Br. Mar­kus Hein­ze über die Trans­for­ma­ti­on von Klös­tern. Im Fokus stand die Fra­ge, wie Orden gemein­sam mit Part­nern die­sen Wan­del gestal­ten kön­nen. Für Ulri­ke Rose, Kul­tur­ma­na­ge­rin und Spe­zia­lis­tin für die Nach­nut­zung von Klös­tern, steht fest: „Wich­tig ist vor allem, die eige­nen Wer­te zu ken­nen und die­se ver­ständ­lich for­mu­lie­ren und kom­mu­ni­zie­ren zu kön­nen.“ Erst dann sei es für Orden mög­lich, die­se Wer­te mit ande­ren, etwa Lai­en, zu tei­len. „Außer­dem geht es um die Bedürf­nis­se aller Akteu­re. Wen die­se klar sind und ehr­lich zusam­men­ge­bracht wer­den, dann kön­nen am Ende alle Betei­lig­ten gewin­nen und Klös­ter wie­der auf­blü­hen“, sag­te Rose. „Für eine gute Nach­nut­zung gehö­ren alle Part­ner der Stadt­ge­sell­schaft an einen Tisch“, bestä­tig­te Son­ja Rake­te. Die Mar­ke­ting-Exper­tin ist Vor­stän­din der Genos­sen­schaft Klos­ter-Wie­den­brück, die sich um die Nach­nut­zung eines ehe­ma­li­gen Fran­zis­ka­ner­klos­ters küm­mert. „Mit guter Kom­mu­ni­ka­ti­on und der Ein­be­zie­hung zahl­rei­cher Mit­glie­der ist es uns gelun­gen, den Ort zu öff­nen und etwas Neu­es wach­sen zu lassen.“

Damit Neu­es ent­steht, bevor Ordens­leu­te die Klös­ter ver­las­sen müs­sen, soll­ten die Orden an ihrem Selbst­ver­ständ­nis arbei­ten, meint Br. Mar­kus Hein­ze. Der Geschäfts­füh­rer von Fran­ciscans Inter­na­tio­nal sag­te: „Wir müs­sen wahr­neh­men, dass die fran­zis­ka­ni­sche Fami­lie so viel grö­ßer ist, als wir sie oft defi­nie­ren.“ Sein Ordens­bru­der Mar­kus Fuhr­mann, neu gewähl­ter Pro­vin­zi­al der Fran­zis­ka­ner, beton­te, dass Trans­for­ma­ti­on zwar durch­aus eine per­sön­li­che Her­aus­for­de­rung für vie­le Ordens­leu­te sei. Den­noch sei der Wan­del ele­men­ta­rer Bestand­teil der fran­zis­ka­ni­schen Wer­te. „Das Unter­wegs­sein mit leich­tem Gepäck zählt zu unse­rer DNA“, sag­te er. Für die Zukunft for­mu­liert der fran­zis­ka­ni­sche Ordens­mann fol­gen­de Visi­on: „Ich wün­sche mir in der fran­zis­ka­ni­schen Welt ein viel­sei­ti­ges Ensem­ble an Auf­brü­chen: Erfolg­rei­che Pro­jek­te, durch die Klös­ter span­nend umge­nutzt wer­den und die das fran­zis­ka­ni­sche Cha­ris­ma erfolg­reich in die Welt tragen.“

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