Interview

FOTO: KAPUZINER/LEMRICH

BR. LEONHARD LEHMANN

(Jahr­gang 1947) ist Theo­lo­ge, Autor und einer der bekann­tes­ten Fran­zis­kus­for­scher. Er lebt und arbei­tet in Zell am Harmersbach.

25. Okto­ber 2023

Greccio: „Franziskus erreichte die Herzen der Menschen“

In die­sem Jahr jährt sich ein beson­de­res Ereig­nis zum 800. Male: das Krip­pen­spiel von Greccio, das Franz von Assi­si initi­ier­te. Was die Idee dahin­ter war, sagt Br. Leon­hard Leh­mann im Interview. 

2023 fei­ert die fran­zis­ka­ni­sche Fami­lie ein beson­de­res Jubi­lä­um: Vor 800 Jah­ren sorg­te der hei­li­ge Franz von Assi­si mit sei­ner Idee einer leben­di­gen Krip­pen­dar­stel­lung in Greccio für Auf­re­gung. Was ist Greccio für ein Ort?
Greccio ist auf jeden Fall einer der Orte, die man besu­chen soll­te, wenn man ins Rie­ti-Tal nach Ita­li­en fährt. Die Stadt liegt nicht weit von Rom, etwa 90 Kilo­me­ter. Greccio sel­ber ist klein, hat nur etwa 1500 Ein­woh­ner. Ganz in der Nähe von Greccio liegt auch Fon­te Colom­bo, auf deutsch Tau­ben­quel­le. Hier gibt es auch die Erzäh­lung, dass sich der hei­li­ge Fran­zis­kus dort ger­ne aus­ge­ruht, die Tau­ben an die­ser Quel­le gehü­tet und sich mit ihnen unter­hal­ten hat. Nörd­lich von Greccio liegt ein Fran­zis­ka­ner­klos­ter. Hier fand das statt, was sich nun zum 800. Male jährt.

Was genau fand dort im Jahr 1223 statt?
Der hei­li­ge Fran­zis­kus fei­er­te dort im Jahr 1223 das Weih­nachts­fest. Aller­dings auf eine ande­re Wei­se, wie es üblich war. Unser Ordens­grün­der hät­te nach Rie­ti in die schö­ne Kathe­dra­le gehen kön­nen, doch Fran­zis­kus mach­te es anders. Zusam­men mit sei­nem Freund Johan­nes, der aus Fon­te Colom­bo stamm­te, ver­leg­te er das Fest in den Wald, in die freie Natur und lud die Men­schen ein. Fran­zis­kus orga­ni­sier­te dort ein Krip­pen­spiel: mit ech­ten Tie­ren, ech­ten Men­schen – sogar einem ech­ten Neugeborenen.

Fran­zis­kus ist also nicht der „Erfin­der der Krippe“.
Nein, da gab es schon vor­her vie­le Dar­stel­lun­gen. Aber wie er es dar­ge­stellt hat, im Wald, nah bei den Men­schen und mit Leben erfüllt, das war neu und die eigent­li­che Sensation.

Er mach­te die Weih­nachts­ge­schich­te lebendig.
Ja, genau so wür­de ich es for­mu­lie­ren. Die Mes­se wur­de in einer Höh­le gehal­ten, Fran­zis­kus pre­dig­te. Und mit sei­ner Ver­le­ben­di­gung erreich­te er die Her­zen der Men­schen. Er hat das Evan­ge­li­um neu auf­le­ben las­sen, es wur­de direkt greif­bar. Er herz­te das Kind, war vol­ler Emo­tio­nen. Die Men­schen aus der Umge­bung, die zahl­reich gekom­men waren, waren sehr ergrif­fen. Und natür­lich ging es auch um einen Distanz­ab­bau: Fran­zis­kus woll­te zei­gen, wie nah Chris­tus den Men­schen gekom­men ist.

Wel­che Rol­le spiel­te der beson­de­re Ort?
Für mich ist das ein ent­schei­den­der Punkt. Der hei­li­ge Fran­zis­kus sag­te: „Wir wol­len die Demut Got­tes den Men­schen begreif­lich machen.“ Die­se Demut zeigt sich in der Mensch­wer­dung. Dazu eig­ne­te sich die Höh­le im Wald viel mehr als eine prunk­vol­le Kir­che. Er woll­te über die­ser Krip­pe in der Natur die Mes­se feiern.

Die Grot­te kann man heu­te besuchen?
Oh ja, die Fels­grot­te und ein Fran­zis­ka­ner­klos­ter gibt es immer noch. Der Ort fas­zi­niert auch heu­te, denn man kann dort vie­le Din­ge ent­de­cken, die etwa aus der Zeit des hei­li­ge Bona­ven­tura stam­men. Wenn man in der Weih­nachts­zeit auf Greccio zufährt, merkt man, dass die­ser Ort für Weih­nach­ten berei­tet ist. Den Berg hin­auf sind Gir­lan­den an Bäu­men auf­ge­hängt, der Weg ist mit Later­nen und Glo­cken­spiel geschmückt.

Nach dem Ereig­nis berich­tet Tho­mas von Cela­no von Wunderheilungen.
In der Tat. Gleich nach dem Ereig­nis sind Wun­der gesche­hen. Vie­le Men­schen, die dem Ereig­nis bei­wohn­ten, haben das Heu aus der Krip­pe von der Weih­nachts­fei­er im Wald mit­ge­nom­men. Es hat bei Mensch und Vieh Wun­der gewirkt und Krank­hei­ten geheilt.

Vie­len Dank für das Gespräch!

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