
FOTO: BLINDZEILE
BR. Johannes Hämmerle
lebt seit 1971 in Indonesien. Der Kapuziner kümmert sich dort unter anderem um das Nias-Museum, das sich mit der traditionellen Nias-Kultur beschäftigt. Auf dem Foto ist er mit Ama Idamam Lase zu sehen, Leiter einer katholischen Gemeinde, vor dem Büro des Museums.
Br. Johannes Hämmerle über sein Leben in Indonesien
Br. Johannes Hämmerle lebt seit Jahrzehnten als Kapuziner in Indonesien. Was den Ordensmann beschäftigt und wie sein Tagesablauf im Kloster vor Ort aussieht, sagt er im Interview auf kapuziner.de.
Br. Johannes, wie geht es Ihnen zurzeit?
Danke der Nachfrage! Ich habe etwas Probleme mit den Augen. Ansonsten achte ich auf meine Ernährung: einfache Nahrung mit Gemüse und Obst. Und die traditionelle Medizin: Ingwer, Kurkuma, Knoblauch, Zwiebeln und Honig.
Und Ihre deutschsprachigen Mitbrüder im Land?
In der Kustodie Sibolga leben noch zwei deutsche Mitbrüder: Br. Kristof Jansen ist 86 Jahre. Er sitzt meist im Rollstuhl und versorgt sich so gut wie möglich selbst. Br. Martinian Grützner ist mit seinen 84 Jahren immer noch recht aktiv und geht mit einem Stock. In der Kustodie Nias, in der ich lebe, lebt außerdem noch Br. Anselm Vettori aus Völs in Südtirol. Er ist 86 und Pfarrer der Pfarrei in Talafu, 30 Kilometer von Gunungsitoli entfernt. Ein oder zweimal im Monat kommt er zu uns zu Besuch und wird auf einem Motorrad hierhergebracht.
Was machen Sie zurzeit?
Ich wohne im Kapuzinerkloster St. Franziskus, zusammen mit Postulanten. Ich bin hier Guardian der Gemeinschaft und unterrichte einmal in der Woche die Postulanten in der Geschichte der Kapuziner auf Nias. Zudem bin ich Spiritual bei den Klarissenschwestern vor Ort. Und nicht zuletzt arbeite ich als Vorsitzender der Stiftung „Nias Heritage“.
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Ich stehe um vier Uhr früh auf und mache etwas Gymnastik für die morschen Knochen. Nach einem Kaffee startet um fünf Uhr die Betrachtung in unserer Hauskapelle, um 5.30 die Laudes. Um 6.15 Uhr geht es zur Messe im nahen Klarissenkloster, anschließend gibt es dann Frühstück: Reis und Fisch.
Gegen 8 Uhr laufe ich zurück ins Kapuzinerkloster, dort wasche ich meine Wäsche, die die Nacht im Eimer eingeweicht wurde, mit klarem Wasser aus und hänge sie zum Trocknen im Freien auf. Anschließend geht’s zum Museum, wo ich bis 17 Uhr arbeite. Am Abend gibt es noch manches im Kloster zu tun, gegen 22 Uhr gehe ich schlafen.
In den letzten Tagen war der Generalminister des Kapuzinerordens zu Besuch in Indonesien, da sah der Tagesablauf sicher anders aus.
Ja, Br. Roberto Genuin hat uns im Dezember 2022 besucht. Der General konnte auf Nias die beiden Klöster in Laverna und in der Stadt das Kloster St. Franziskus, wo ich lebe, besuchen. Außerdem hat er sich die Pfarreien Tögizita, Amandraya und Telukdalam angeschaut. Ich konnte Br. Roberto einiges über das Wirken der Kapuziner auf der Insel Nias berichten.
Womit beschäftigen Sie sich zurzeit?
Das ist eine ganze Menge. Es geht mir wie einem Schmied, der mehrere Eisen im Feuer hat und sie abwechselnd bearbeitet. Ein Beispiel: Es gibt eine Chronik in deutscher Sprache von P. Medard Reinle aus Inzlingen, der 1958 die Pfarrei Tögizita mit vielen Außengemeinden gründete. Da ich der letzte deutsche Missionar auf Nias bin, fühle ich mich verpflichtet, die wichtigsten Teile der Chronik in die indonesische Sprache zu übersetzen und zu veröffentlichen. Ein anderes Beispiel ist der 27. Jahrestag unseres Museums hier, den wir im November gefeiert haben. Das war viel Arbeit, wir hatten einen Tag der offenen Tür, zu dem über 4000 Menschen gekommen sind.
Wie ist die Situation im Museum?
Die Zahl der Besucher steigt wieder. Im ersten Halbjahr 2022 konnten wir 78 Prozent der Auslagen durch eigene Einnahmen decken, also durch Eintrittskarten, Kantine, Übernachtungen, Miete von Räumen für Veranstaltungen. Im Museum stehen auch immer wieder Reparaturen an, und wir müssen eine neue Lagerhalle für Ausstellungsstücke bauen.
Die Kapuziner in Indonesien haben viel Nachwuchs. Was bewegt die jungen Brüder?
Die jungen Leute treibt die brüderliche Verbundenheit an. Zurzeit haben wir hier auf Nias drei Postulanten und fünf Novizen. Die Kustodie Sibolga hat noch deutlich mehr Nachwuchs und könnte bald zur Provinz erhoben werden.
Danke für das Gespräch!