

FOTO: KAPUZINER/RAUSER
Mit großem Vertrauen – auch heute noch?
Vor 130 Jahren starb der heilige Bruder Konrad von Parzham. Was hat uns der Heilige heute noch zu sagen? Ein Impuls von Br. Marinus Parzinger aus Altötting.
Wenn wir ein Jubiläum feiern, rufen wir uns ein Ereignis in Erinnerung, weil es Bedeutung hat. Weil es Bedeutung haben soll. So ist das auch mit dem heiligen Bruder Konrad, der vor 130 Jahren im Anna-Kloster in Altötting gestorben ist. Doch was hat der Heilige mir heute zu sagen?
Es wäre zu wenig, würden wir seiner nur gedenken, ihn nur verehren. Denn bald nach diesem Gedenken wäre alles wieder beim Alten. Es hätte sich nichts verwandelt. Heilige und Heiligtümer sind uns gegeben, damit wir einen Zugang zu Gott und zu einem persönlichen Glauben finden. Deswegen stelle ich die Frage ganz konkret: Was bewirkt Br. Konrad für meine Lebenseinstellung? Für meine Haltung zu Mitmenschen und zur Welt?
Für mich sind Heilige weder überholt noch unzeitgemäß. Für mich sind sie anregende Vorbilder. Ich habe in meinem Leben immer wieder erfahren, dass mir Vorbilder im Glauben hilfreich sind. Br. Konrad, der vor 90 Jahren heiliggesprochen wurde, ist für mich mehr als eine historische Gestalt der Stadtgeschichte. Mich interessiert seine Haltung, aus der er lebte, mich fasziniert sein Lebensstil und seine religiöse Überzeugung.
Warum sollen wir uns nach 130 Jahren mit dem Pfortenbruder beschäftigen? Wo ist sein Feuer, das uns wärmen kann? Wo ist die Glut, die in uns neue Kraft entfacht?
Die Fragen nach dem Woher und Wohin, nach dem Wofür und Wozu, sind nicht erledigt. Der Mangel an Orientierung, das Streben nach Perfektion und das oft sinnleere Funktionieren lässt viele Zeitgenossen frustriert und traurig zurück. Br. Konrad hatte sich für ein Leben im Kloster entschieden. Er hat den Bauernhof in Parzham aufgegeben und das einfache Leben als Kapuziner gewählt.
Alle zehn Jahre, zum Konradjubiläum, bringt die Theatergesellschaft Bad Endorf das Leben des Heiligen auf die Bühne. So auch in diesem Jahr. Der Stoff wurde überarbeitet und trägt den Titel: „Mit großem Vertrauen“. Hier will ich anknüpfen: Vertrauen ist eine Haltung und Kraftquelle, die wir gerade in diesen Zeiten vermissen und herbeisehnen.
Konrads ermutigende Lebenseinstellung lese ich daran ab, dass er als Pilger durchs Leben ging. Er war offen für das, was ihm begegnete, was Gott ihm zufallen ließ. Er hatte den Mut, das Gewohnte zu verlassen und Neues zu wagen. Er war ein Suchender. Seine Aufmerksamkeit war geprägt und geschärft durch die Frohe Botschaft von Jesus Christus. Im Gehen kam Br. Konrad zur Ruhe, er konnte sich sammeln und seine Gedanken ordnen. Das Beten half ihm dabei. Er ging seinen Weg! Diesen Weg hat er für sich entdeckt im Blick auf Jesus. Er ging in der Spur Jesu, dessen Wort „Ich bin der Weg. Niemand kommt zum Vater außer durch mich“ ihm vertraut war. Gottes- und Nächstenliebe waren sein Fundament.
Er hatte Freude daran, sich auf andere, vor allem arme Menschen einzulassen: indem er ihnen zuhörte, sie ermutigte, ihnen zu essen gab, für sie betete. Egozentrische Selbstbespiegelung oder Nabelschau waren für den Pfortenbruder keine Gefahr. Wer so lebt, ist getragen von Vertrauen. Darin ist der heilige Konrad von Parzham mir Vorbild.