

FOTO: KAPUZINER/TOBIAS RAUSER
BR. JÜRGEN MEYER
lebt seit Ende 2022 im Kloster Feldkirch im österreichischen Vorarlberg
Umzug im hohen Alter: Br. Jürgen in Feldkirch
Br. Jürgen lebte viele Jahre im Kapuzinerkloster Stühlingen. Durch die Aufgabe des Klosters musste sich der Ordensmann im Pensionsalter umorientieren. Seine Wahl fiel auf das österreichische Feldkirch.
Die Deutsche Kapuzinerprovinz trägt mittlerweile einen Namen, der nicht mehr ganz passt: Vereint die Provinz in der Mitte Europas doch die Kapuziner-Niederlassungen in Deutschland, Belgien, Niederlande und Teilen Österreichs. Und so kommt es vor, dass die franziskanischen Ordensleute ganz nach alter Tradition sogar länderübergreifend weiterziehen. Etwa von Deutschland nach Österreich.
Was so ein Umzug für einen Ordensmann bedeutet, davon kann Br. Jürgen Meyer berichten. Der Kapuziner ist 75 Jahre alt und lebte von 2004 bis 2022 im Kloster zum Mitleben in Stühlingen. Als der Beschluss zur Aufgabe des Klosters fiel, war das eine große Umstellung für den Theologen. 18 Jahre war Stühlingen seine Heimat. „Das Kloster zum Mitleben war für mich ein besonderer Ort, an dem ich viele Dinge realisieren konnte, die mir wichtig sind. Ich war dort sehr glücklich.“
In all der Trauer um die gute und alte Wirkungsstätte galt es, einen Beschluss für die eigene Zukunft zu fassen. Wo soll ich hin? Wie sieht ein Neuanfang in meinem Alter aus? Und: Wie kann ich Loslassen? „Das Loslassen ist noch nicht abgeschlossen, aber es gibt immer wieder Perspektiven, die eine neue Zukunft eröffnen“, sagt er.
Das Einlassen auf den neuen Ort ging er strukturiert an: Br. Jürgen besuchte mehrere Klöster in Österreich, sprach dort mit den Mitbrüdern und informierte sich über Stadt und Umfeld. Am Ende stand fest: Feldkirch in Vorarlberg sollte es werden!
Nach mittlerweile einem halben Jahr an neuer Wirkungsstätte zieht der Kapuziner ein vorläufiges Fazit: Neustart geglückt. „Ich fühle mich in der Brüdergemeinschaft gut aufgenommen“, sagt Br. Jürgen. Das war ihm wichtig: Er wollte in einem Kontext leben, in dem er Aufgaben für die Mitbrüder übernimmt, wo er sich in die Gemeinschaft einbringen kann. „Ich habe mich für Feldkirch entschieden, weil ich meine Mitbrüder hier in Österreich unterstützen wollte“, sagt er. Zusammenhalt ist ihm wichtig, Achtsamkeit sowie der Austausch und ein ehrlicher Umgang in der Gemeinschaft. „Ich vertraue darauf, dass wir diese Dinge hier gut gemeinsam leben können“, sagt Br. Jürgen.
Br. Jürgen übernimmt viele Dienste im Haus, kümmert sich um Kirche, Sakristei und das Frühstück. Außerdem sitzt er an der Pforte des Klosters und betreut in dieser Rolle auch die Gruppen, die in Feldkirch Teil des Klosteralltags sind. Es gibt viele Räume, die für Veranstaltungen und Tagungen angemietet werden – etwa für Weiterbildungsmaßnahmen oder Sitzungen der Stadtverwaltung und des Bistums. Auch gibt es an den Abenden Meditations-Veranstaltungen oder Schulungen. Mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern kommt der Seelsorger gerne ins Gespräch.
Der Kapuziner hat auch Kontakt zum Seelsorgeteam der benachbarten Domgemeinde aufgenommen und wird sich in Zukunft dort an verschiedenen liturgischen Aufgaben beteiligen. Außerdem gibt es eine Zusammenarbeit mit einem Pastoralteam im Antonius-Heim, einem Senioren-Pflegeheim in Feldkirch, und regelmäßige, wöchentliche Besuche dort.
In Feldkirch leben zurzeit fünf, ab Oktober noch vier ältere Brüder. Es gibt einen starken Freundeskreis rund um das Kloster. „Die Stadt ist ein alter Humanistenort mit einer besonderen Ausstrahlung“, sagt Br. Jürgen. Es gibt auch eine renommierte Musikhochschule in Feldkirch. Und Musik ist ein Thema, das dem Kapuziner besonders am Herzen liegt. Regelmäßig spielt der Musiker in der Klosterkirche die Orgel. Schon in Stühlingen organisierte er eine regelmäßige Konzertreihe in der Klosterkirche. „Ich möchte in Feldkirch musikalische Abend-Andachten realisieren – mit anspruchsvoller und handgemachter Musik“, hat sich auch in seiner neuen Heimat ein Ziel gesetzt.