
FOTO: KAPUZINER/LEMRICH
BR. LAURENTIUS WENK
trat 1981 in den Kapuzinerorden ein. Der Ordensmann und Priester (Jahrgang 1958) leitet die Kapuzinergemeinschaft in Münster seit dem Frühjahr 2023.
Veränderungen in Münster: Interview mit Br. Laurentius
Br. Laurentius Wenk leitet die Kapuzinergemeinschaft im Kloster Münster. Über die großen Veränderungen im Konvent, das neue Team und seinen Lieblingsort im Kloster, spricht er im Interview auf kapuziner.de.
Br. Laurentius, Sie sind seit einigen Wochen in Münster neuer Hausoberer: Was sind Ihre Aufgaben?
Das ist in erster Linie die Leitung der Brüdergemeinschaft. Ein schöner Dienst, der Freude macht, zuweilen aber auch mit Herausforderungen verbunden ist, gerade in diesen Wochen und Monaten, in denen hier vor Ort viele Veränderungen anstehen.
Was ist Ihnen da besonders wichtig?
Wir wollen, bei all den Umbrüchen, die wir gerade in unserem Kloster und der Deutschen Kapuzinerprovinz erleben, eine gute Lebenskultur im Blick halten. Viele der Veränderungen verunsichern, sie bieten aber auch die Chance, sich neu auszurichten. Darum halten wir immer wieder inne und schauen miteinander, wie es uns am besten gelingen kann, die Lebensfreude und die Freude am Glauben und unserer Berufung zu erhalten. Wir schauen gemeinsam hin, wie wir unsere Sendung verwirklichen können: das Evangelium leben und verkünden.
Wie lange sind Sie schon in Münster?
Seit Dezember 2019! Vor circa 40 Jahren habe ich hier in der Stadt das Theologiestudium an der ordenseigenen Hochschule begonnen, seither lebte ich an anderen Orten. Als mich mein Provinzial fragte, ob ich mir vorstellen könnte, nach Münster zu gehen, brauchte ich nicht lange zu überlegen, da ich das Kloster mit dem großen Garten, die Stadt Münster und das Münsterland schon während des Studiums mochte. In meiner ersten Zeit hier in Münster kümmerte ich mich um meine Mitbrüder auf der Pflegestation im Kloster, eine besondere Herausforderung vor allem durch die Corona-Pandemie. Das war für mich eine gute Erfahrung. Ende Juni wurde die Pflegestation aufgrund des Personalmangels geschlossen. Seit März 2023 bin ich mit der Leitung der Gemeinschaft hier vor Ort betraut, die deutlich kleiner geworden ist.
Wir können durchaus von einem Neuaufbruch bei uns in Münster sprechen. Es fühlt sich gut an.
Was ist Ihr Lieblingsort im Kloster?
Unter den Obstbäumen in der Nähe der Bienenstöcke in unserem Garten habe ich viele Mittagspausen währen der Coronazeit verbracht und gelesen. Jetzt im Frühjahr, wenn wieder alles grün wird und blüht, werde ich wieder mehr im Garten sein und wenn es auch nur eine halbe Stunde ist. Es tut mir immer gut, in der Natur zu sein. Viele Besucher kommen in den Garten und genießen wie ich die Natur und die herrliche Stille. Dieser tolle Garten ist ein Geschenk Gottes!
In Münster stehen einige Veränderungen an, was beschäftigt Sie zurzeit?
Vor einigen Wochen kam der neue Vikar, Br. Jose Vettikatte, aus Ingolstadt zu uns. Mit ihm ist die zukünftige Gemeinschaft nun komplett. Zwei bis drei Mitbrüder werden im Spätherbst noch an andere Orte ziehen, am Ende werden rund zehn Kapuziner hier leben. Für das Kloster stehen deswegen einige Veränderungen an, und dieser Prozess läuft gerade erst an. Wir haben bereits über 20 ehemalige Brüderzimmer an Studenten und andere junge Menschen vermietet. Das Erdgeschoss mit der Küche, dem Kloster-Speisesaal, die Klostersäle und die Gastzimmer werden noch in diesem Sommer verpachtet. Wir Kapuziner ziehen auf einen Flur und schaffen uns gerade einen neuen Wohnraum. Das sind schon gewaltige Einschnitte, die nicht nur einige Abläufe im Haus, sondern auch unser Lebensgefühl und die Atmosphäre im Haus komplett verändern.
Ohne Kooperationen werden nicht mehr auskommen. Das sehen wir hier in Münster, aber auch an anderen Orten.
Wie gehen Sie in der Gemeinschaft mit diesen Veränderungen um?
Wir sind schon zweimal mit der verkleinerten Gemeinschaft in Klausur gegangen, um die nötigen äußeren Rahmenbedingungen miteinander zu besprechen, aber auch um miteinander im Gespräch zu sein, was diese Veränderungen in uns auslösen. Uns allen ist klar: Diese Veränderungen sind nötig, damit wir die hohen Kosten für den laufenden Betrieb und die Instandhaltung des Klosters in Griff bekommen. Wir Kapuziner wollen auch als kleinere Brüdergemeinschaft hier in Münster mit Freude unsere franziskanische Berufung leben und für die Menschen als geistliche Gemeinschaft ein spiritueller Ort sein, an dem sie willkommen sind und geistlich Kraft und Orientierung schöpfen können.
Die Zukunft sieht an vielen Orten so aus, dass Ordensleute nicht mehr allein, sondern in Kooperation mit anderen leben.
Ja, ohne Kooperationen werden nicht mehr auskommen. Das sehen wir hier in Münster, aber auch an anderen Orten. Da braucht es Partner und auch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die uns unterstützen. Wir Kapuziner sind Seelsorger und wollen das auch bleiben. Wir benötigen Menschen, die uns einige Aufgaben abnehmen und mit Kompetenz und Erfahrung unter die Arme greifen. In Münster haben wir das Glück, dass wir für das Kloster und den Garten solche Menschen und Institutionen als Kooperationspartner haben.
Was macht das neue Team vor Ort aus?
Die Kommunikation im kleineren Team ist einfacher geworden. Der Einzelne wird mehr wahrgenommen, diese größere Achtsamkeit füreinander tut allen gut. Sie stärkt das Gefühl der Beheimatung und Zugehörigkeit. Was auch neu ist: Wir sind internationaler aufgestellt.
Im täglichen Leben hat sich auch einiges verändert: Der neue Ort für unser Stundengebet und die Werktagsgottesdienste im Seitenschiff der Kirche (hier finden Sie weitere Infos dazu) verbindet uns mehr mit den Menschen. Da sind Barrieren weggefallen und die Menschen nehmen das auch wahr. Das sind gute Zeichen für uns. Einige Aufgaben haben wir bewusst aufgegeben, damit wir ohne Druck und Stress unseren Aufgaben nachgehen können. Wir können also durchaus von einem Neuaufbruch bei uns in Münster sprechen. Es fühlt sich gut an.
Wir Kapuziner wollen auch als kleinere Brüdergemeinschaft hier in Münster mit Freude unsere franziskanische Berufung leben.
Auf was freuen Sie sich in den nächsten Monaten besonders?
Zum einen, dass wir mit den geplanten Veränderungen im Haus gut auf dem Weg sind und dass die Brüdergemeinschaft sich auf die seelsorglichen Aufgaben konzentrieren kann. Dass wir die restlichen Bereiche mit Vermietung und Verpachtung in gute Hände übergeben können, ist eine große Hoffnung für uns. Ich persönlich und auch die Gemeinschaft, wir freuen uns auf die kommenden Monate!
Br. Laurentius, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Tobias Rauser