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FOTO: Pixabay/Robert Cheaib

25. Dezem­ber 2023

Weihnachtsimpuls 2023 des Provinzials

Leben erwe­cken: in Men­schen, in der Kir­che, in uns! Die­sen weih­nacht­li­chen Gedan­ken for­mu­liert Br. Hel­mut Rakow­ski, Pro­vin­zi­al der Kapu­zi­ner, in sei­nem Weihnachtsimpuls. 

Lie­be Freun­din­nen und Freun­de der Kapuziner,

in „Greccio“ fei­er­te Franz von Assi­si vor genau 800 Jah­ren das Weih­nachts­fest. Außer­halb einer Kathe­dra­le, mit­ten im Wald woll­te er dem Geheim­nis der Mensch­wer­dung mit allen Sin­nen nach­spü­ren. Ein Mann aus der Umge­bung besorg­te eine ech­te Fut­ter­krip­pe, leg­te Heu in sie hin­ein und schaff­te Ochs und Esel herbei.

Die Bio­gra­phen berich­ten aller­dings, dass die Krip­pe leer blieb und auch Maria und Josef fehl­ten. War­um hat Fran­zis­kus das getan? War kei­ner da, der mit­ma­chen woll­te? Hat die Orga­ni­sa­ti­on nicht funk­tio­niert? Muss­te gespart wer­den? Ich glau­be, dass der Pover­el­lo absicht­lich Raum gelas­sen hat, damit alle Mit­fei­ern­den die­se Rol­le über­neh­men konn­ten. Er woll­te ein­la­den, Gott Raum zu geben – bei uns.

In einer alten Lebens­be­schrei­bung des Hei­li­gen heißt es: „So kamen die Män­ner und Frau­en, vol­ler Freu­de dar­über, auf die­se neue Art und Wei­se fei­ern zu kön­nen. Hier gab man der Ein­falt die Ehre, hier sang man das Lied der Armut und pries die Demut Gottes.“

Kommt man heu­te nach Greccio, fin­det man die­ses Gesche­hen hin­ein­ge­malt in den Putz der ärm­li­chen Ein­sie­de­lei. Alles ist fest­ge­hal­ten: Rechts die Krip­pen­sze­ne aus Beth­le­hem, mit Maria, Joseph und dem Kind. Links die Fei­er, die 1223 an die­sem abge­le­ge­nen Ort statt­fand. Aller­dings hat der Maler das Gesche­hen ergänzt. Da sieht man Fran­zis­kus und den Pries­ter mit den fei­ern­den Bau­ern. Ochs und Esel sind im abge­blät­ter­ten Putz gera­de noch erkenn­bar. Ein Fut­ter­trog ist dar­ge­stellt – und dar­in ein Kind! Das hei­li­ge Spiel wur­de für die Nach­welt ver­voll­stän­digt um die feh­len­de Haupt­fi­gur. Und der Maler scheu­te sich nicht, die­sem Kind einen Hei­li­gen­schein zu geben. Für die Teil­neh­mer an die­ser Weih­nachts­fei­er war die­ses Spiel eine tie­fe Begeg­nung mit dem Geheim­nis der Mensch­wer­dung Got­tes. Der Künst­ler macht es deut­lich: In dem arm­se­li­gen Men­schen­kind, einem armen Bau­ern­jun­gen viel­leicht aus der Umge­bung, begeg­ne­te ihnen Gott.

Wel­che Wür­de erhält durch das Geheim­nis der Weih­nacht jedes Menschenleben!

Nein! Reli­gi­on schafft nicht Gewalt! Der Nähr­bo­den der Gewalt sind viel­mehr Unge­rech­tig­keit, Unter­drü­ckung und die Aus­gren­zung von Mil­lio­nen von Män­nern und Frau­en, Kin­dern und Grei­sen von den Gütern die­ser Erde sowie die nicht gelun­ge­ne Ver­söh­nung. Weil dem so ist, las­sen sich aller­dings leicht reli­giö­se Gefüh­le miss­brau­chen. Das kann dann zu Ereig­nis­sen füh­ren, wie wir sie in die­sem Jahr erle­ben muss­ten. Krie­ge gehen wei­ter, neue Kon­flik­te kom­men dazu. Unstill­ba­rer Hass bricht sich Bahn. Miss­trau­en wächst.

Die Rede von Gott ist daher um vie­les wich­ti­ger gewor­den. Nur so kön­nen wir Hass und Ver­blen­dung, aber auch unse­ren inne­ren Drang zur Rache ver­hin­dern. Das heißt aber auch, sich im Namen Got­tes gegen Unge­rech­tig­keit und Elend ein­zu­set­zen und manch­mal auch aus­zu­zie­hen aus den Mau­ern der Sicherheit.

Tho­mas von Cela­no, einer der Bio­gra­phen des Franz von Assi­si, berich­tet von einer Visi­on im Zusam­men­hang mit der Weih­nachts­fei­er von Greccio. „Ein tugend­haf­ter Mann sah in der Krip­pe ein leb­lo­ses Kind lie­gen. Fran­zis­kus trat zu dem Kind, und er sah, wie das Kind aus einem tie­fen Schlaf erwachte.“

Eine wun­der­ba­re Visi­on. Der vom Glau­ben an die Lie­be Got­tes Durch­drun­ge­ne geht auf das leb­lo­se Kind zu, und es erwacht. Leben erwe­cken: in Men­schen, in der Kir­che, in uns! Ein wahr­haft weih­nacht­li­cher Gedan­ke. Und Gott macht dazu den ers­ten Schritt.

Ihnen allen wün­sche ich ein gna­den­rei­ches und fried­vol­les Fest der Mensch­wer­dung Got­tes und ein geseg­ne­tes neu­es Jahr 2024. Möge es uns gemein­sam gelin­gen, auch im nächs­ten Jahr auf Men­schen zuzu­ge­hen und ihnen Leben zu schenken!

Pace e bene – Frie­de und alles Gute – Vre­de en alle goeds!

Br. Hel­mut Rakowski,
Pro­vin­zi­al der Deut­schen Kapuzinerprovinz

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