
FOTO: KAPUZINER/RAUSER
BR. HANS PRUCKNER
ist Jahrgang 1969 und lebt seit vielen Jahren auf dem Kapuzinerberg in Salzburg. Er leitet dort die Gemeinschaft von Brüdern aller Altersklassen.
„Wir wollen uns jeden Tag auf den Weg machen“
Im Kapuzinerkloster Salzburg ist die Zahl der Ordensleute stark gewachsen: von 4 auf 14 Kapuziner. Was das bedeutet und wie das Zusammenleben von Österreichern und Deutschen funktioniert, berichtet Br. Hans Pruckner.
Br. Hans, das Kloster in Salzburg füllt sich mit Brüdern. Wie fühlt sich das an?
Es kommt Leben ins Haus. Überall sind junge Stimmen zu hören, etwa im Refektorium. Das ist toll und freut mich sehr. Eine positive Entwicklung, für mich persönlich, aber auch für den Standort Salzburg.
Die Kapuziner in Salzburg gehören seit Ende 2022 zur Deutschen Kapuzinerprovinz, zusammen mit drei anderen Niederlassungen in West-Österreich. Ist das für Sie als Österreicher schwierig?
Die Entwicklung in Europa ist doch klar: Es gibt immer weniger Kapuziner. Und so kann es nur eine Lösung geben, nämlich die, dass wir über Ländergrenzen hinweg zusammenrücken. Das ist nicht nur in Österreich und Deutschland so, und dieser Weg steht erst am Anfang. Für mich ist das ein Zeichen für die Welt: Wir gehen gemeinsam, ohne Grenzen und Rivalität. Und, auch das ist mir in diesen Tagen wichtig: Für mich ist das auch eine Botschaft gegen den Krieg.
Was bedeutet die neue Zusammenarbeit mit den deutschen Brüdern konkret für Salzburg?
Für uns ist das eine Stärkung, das sieht man ja schon an der Zahl der Brüder, die hier eingezogen sind in den letzten Wochen. In Zukunft leben 14 statt 4 Kapuziner auf dem Kapuzinerberg.
Wie funktioniert das Zusammenleben zwischen Österreichern und Deutschen?
Ich sehe da kein Problem. Seit ich Novize bin, lebe ich mit Brüdern aus Deutschland, Indien, Madagaskar, aus Polen oder der Schweiz unter einem Klosterdach. Und hier in Salzburg leben seit vielen Jahren deutsche Brüder, das ist also nichts Neues.
Was verändert sich durch die zehn neuen Mitbrüder?
Erstmal muss mehr gekocht werden (lacht), und wir müssen mehr einkaufen. Wir können auf der andere Seite die Arbeit besser auf mehrere Schultern verteilen. Was mich berührt, ist vor allem das Gebet. Hier hört man nun viel mehr Stimmen, ich empfinde das auch persönlich als Stärkung.
Wofür stehen die Kapuziner in Salzburg, was ist Ihnen wichtig?
In den letzten Jahren haben wir versucht, das Haus auf dem Berg lebendig zu halten. Das ist uns mithilfe von Freunden gelungen. Dafür möchte ich ausdrücklich Danke sagen. Wir konnten offen sein für Gäste und Besucher. Genau das wollen wir auch in Zukunft sein. Für mich ist das die entscheidende Dimension meines Kapuzinerseins: Offen bleiben für die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen. Wir wollen uns jeden Tag auf den Weg machen, zum Beispiel in die Arbeit. Das ist mein Gebet auf der Straße.