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FOTO: KAPUZINER/KUSTER

6. Dezem­ber 2023

800 Jahre Wundmale des Franziskus (Serie: Teil 2/2)

Franz von Assi­si hat­te vor 800 Jah­ren, 1224, auf dem Berg La Ver­na eine Visi­on, in der er die Wund­ma­le emp­fing. Ein über-sinn­li­ches Phä­no­men? Der Fran­zis­kus-For­scher Br. Niklaus Kus­ter, Kapu­zi­ner in Rap­pers­wil, gibt Antwort.

Lesen Sie hier Teil 1 des Arti­kel von Br. Niklaus Kuster

Him­mel und Erde über­sinn­lich
Tho­mas spricht von einem Got­tes­ge­sicht und spielt auf Eze­chi­el an. Fran­zis­kus habe einen Mann geschaut, der einem Sera­phen glich, einem feu­ri­gen Engel mit sechs Flü­geln (Eze­chi­el 1). Die licht­vol­le Erschei­nung habe ihn mit höchs­tem Stau­nen und tiefs­ter Freu­de erfüllt. Das himm­li­sche Wesen hät­te ihn über­aus lie­be­voll ange­schaut und mit «unbe­schreib­li­cher Schön­heit» fas­zi­niert. Zugleich hät­ten die Flü­gel die Gestalt eines Man­nes umhüllt, der an einem Kreuz zu hän­gen schien. «Trau­rig und freu­dig zugleich» erleb­te Franz ein Wech­sel­bad von Glück und Erschütterung.

Die Bar­di­ta­fel legt den Fokus auf ein licht­vol­les Bezie­hungs­ge­sche­hen. Der ers­te Bio­graf und Gefähr­ten erzäh­len, im Gefol­ge die­ser über­wäl­ti­gen­den Got­tes­er­fah­rung hät­ten sich Fran­zis­kus’ Hän­de und Füs­se ver­än­dert gezeigt: Ohne Wun­den oder Nar­ben zu bil­den, sei die Haut ver­formt gewe­sen und hät­te an die Wund­ma­le des Gekreu­zig­ten erin­nert. Aus Fran­zis­kus’ Sei­te sei immer wie­der Blut getropft.

Moder­ne For­scher haben mit­un­ter aben­teu­er­li­che Erklä­run­gen für das Phä­no­men prä­sen­tiert: von Betrug über Selbst­ver­let­zung bis zu Lepra. Der Mit­tel­al­ter­for­scher André Vau­chez spricht von der­art star­ken see­li­schen Erfah­run­gen, dass die­se sich auch kör­per­lich auswirken.

Eine befrei­en­de Ostererfahrung
Wich­ti­ger jedoch als die kör­per­li­che Ver­än­de­rung des Bru­ders ist die see­li­sche: In sei­nem Lei­den fand er Trost in der wochen­lan­gen Betrach­tung des Lei­dens Jesu, in des­sen Nach­fol­ge er so beherzt lebt. Die Chris­tus­vi­si­on lässt ihn aus der Pas­si­on ins Oster­licht gelangen.

Fort­an zieht Fran­zis­kus wie­der enga­giert durch Mit­tel­ita­li­en, fas­zi­niert Men­schen, schlägt Brü­cken und stif­tet Frie­den. Weil er kör­per­lich krank, halb­blind und geschwächt ist, tut er es auf einem Esel. Er fin­det zudem neue Wege, sei­ne Frie­dens­sen­dung wahr­zu­neh­men. So dich­tet er den Son­nen­ge­sang, der die gan­ze Schöp­fung als Ort Got­tes und Haus des Lebens besingt. Rund­brie­fe an die Len­ker der Völ­ker und an alle Men­schen spre­chen von einer geschwis­ter­li­chen Mensch­heit, in der es kei­ne Frem­den gibt.

Eige­ne Lichterfahrungen
Neun­zig Jah­re spä­ter kommt auch Dan­te auf La Ver­na zu spre­chen. Er nennt den Berg einen «rau­en Fel­sen zwi­schen Tiber und Arno». Hier habe Fran­zis­kus «sei­ne letz­te Bestä­ti­gung von Chris­tus emp­fan­gen, die sein Leib dann zwei Jah­re lang trug».

Die Visi­on führt Fran­zis­kus bio­gra­fisch zu einem Durch­bruch in eine neue Tie­fe und Wei­te. Sie erin­nert an die Jün­ger Jesu, die sich durch den Kar­frei­tag erschüt­tert ver­krie­chen und nach Ostern lei­den­schaft­li­che Boten des Auf­er­stan­de­nen werden.

Wenn sich 2024 Fran­zis­kus’ Visi­on zum 800. Mal jährt, gibt es kei­nen Grund, La Ver­na über die bibli­schen Ber­ge der Heils­ge­schich­te zu erhe­ben. Der Ort ruft jedoch dazu auf, eige­nes Lei­den in Got­tes Licht zu stel­len, für befrei­en­de Licht­er­fah­run­gen im eige­nen Leben zu dan­ken und sel­ber Raum für inni­ge Begeg­nun­gen mit dem Gött­li­chen zu schaffen.

Text: Br. Niklaus Kuster

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