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FOTO: KAPU­ZI­NER

12. März 2024

Das Totenfest in Gunungsitoli auf der Insel Nias

Im Febru­ar 2024 starb der Süd­ti­ro­ler Kapu­zi­ner Anselm Vet­to­ri in Indo­ne­si­en. Es folg­te ein mehr­tä­gi­ges Toten­fest zur Bei­set­zung des Pries­ters und Mis­sio­nars auf der Insel Nias. Ein Bericht. 

Es ist Don­ners­tag, der 22. Febru­ar 2024. In der katho­li­schen Poly­kli­nik Tab­ita hört das Herz von Br. Anselm Vet­to­ri auf zu schla­gen. Es ist 4 Uhr mor­gens, in Deutsch­land gera­de Mitt­woch, 22 Uhr. Im Ambu­lanz-Auto geht es schnell zum städ­ti­schen Kran­ken­haus. Dort wird sein Tod um 5.10 Uhr offi­zi­ell fest­ge­stellt. In der­sel­ben Nacht star­ben dort sechs Men­schen. Am Mor­gen herrscht des­we­gen gro­ßer Andrang in der Leichenkammer.

Zurück geht es dann zum Kapu­zi­ner­klos­ter St. Fran­zis­kus. Hier wird Pater Anselm im offe­nen Innen­raum im Kapu­zi­ner­ha­bit und mit der pries­ter­li­chen Sto­la auf­ge­bahrt. Dazu gehö­ren auch wie üblich schwar­ze Halb­schu­he, die Br. Richard ihm lieh, weil Br. Anselm immer nur sei­ne “Gomo”-Schuhe trug (schwar­ze Halb­schu­he aus Plas­tik mit Stol­len an den Soh­len). Durch Han­dy und Inter­net wur­de der Heim­gang des Kapu­zi­ners in der Gegend schnell über­all bekannt.

Nun konn­te das Tri­du­um begin­nen, das drei­tä­gi­ge Toten­fest, Don­ners­tag, Frei­tag und Sams­tag. Hier in Indo­ne­si­en gibt es kei­ne Tief­kühl­kam­mern für Tote wie in Euro­pa. Eine Fami­lie stif­te­te die gro­ßen Zel­te für den Innen­hof des Klos­ters und für den Hof vor dem Klos­ter. Hun­der­te von Plas­tik­stüh­len wur­den her­bei­ge­bracht. Die Kla­ris­sen brach­ten aus ihrem Gar­ten schö­ne Orchi­deen und eine gro­ße Oster­ker­ze. Schwes­tern von andern Kon­gre­ga­tio­nen sorg­ten für Geträn­ke und Ver­pfle­gung. Am Frei­tag wur­den etwa 450 Essen aus­ge­ge­ben, am Sams­tag waren es noch cir­ca 350. Die Logis­tik lief auf Hochtouren,

Wich­tig dabei: ein Karao­ke-Gerät, Mikro­fo­ne, Laut­spre­cher. Drei Tage lang, Tag und Nacht, vol­ler Sound: Reden, Gebe­te, Gesän­ge, Lie­der, Musik und an jedem Tag ein Requi­em, abwech­selnd gefei­ert vom Ordens­obe­ren, vom Bischof und vom Generalvikar.

Der Bischof kommt eigens am Frei­tag­mor­gen an per Schiff von Sibol­ga und fährt am sel­ben Abend wie­der zurück. Meist lei­ten die Kla­ris­sen das Rosen­kranz­ge­bet neben dem Sarg. Vor dem Sarg auch ein gro­ßes Foto von Br. Anselm, und davor eine gro­ße, schön ver­klei­de­te Schach­tel für die Spen­den der Kon­do­lenz­be­su­cher, und davor am Boden auch die “Gomo”-Schuhe. Immer kom­men Kon­do­lenz­be­su­che, auch Grup­pen von 20 bis 30 Per­so­nen aus den Gemein­den, wel­che der Seel­sor­ge von Pater Anselm anver­traut waren. Jede Grup­pe hält eine klei­ne Fei­er mit Lie­dern, Gebe­ten und Reden. Abschlie­ßend bedankt sich ein Kapu­zi­ner aus der Ordens­lei­tung für ihren Besuch, erzählt vom Heim­gang von Br. Anselm und gibt die Rei­hen­fol­ge der Beer­di­gungs­fei­ern am kom­men­den Sams­tag bekannt.

Die Näch­te hin­durch gibt es immer Toten­wa­chen am Sarg, nach Mit­ter­nacht eini­ge weni­ge. Rings her­um in Grup­pen ver­teilt spielt man Kar­ten oder Domi­no.  Immer von Musik beglei­tet, von Batak- und Nias-Lie­dern. Meist sit­zen da auch jun­ge Kapu­zi­ner, die aus Lei­bes­kräf­ten die Lie­der mit­sin­gen, ver­stärkt mit drei  Mikro­fo­nen. Die Zim­mer sind alle voll belegt. Man liegt auf Mat­ten auf dem Boden. Gegen Mor­gen, wenn die Gesän­ge schon schwä­cher wer­den, geht es los mit Sau­ber­ma­chen, Keh­ren, Boden rei­ni­gen. In der Küche begin­nen Schwes­tern mit ihrer Arbeit. Am Frei­tag­mor­gen, um 6.30 Uhr, beten wir neben dem Sarg die Lau­des. Danach gibt es Frühstück.

Nach dem Requi­em am Sams­tag­mit­tag geht es zur Beer­di­gung auf unse­rem Fried­hof am Klos­ter Laver­na, vier Kilo­me­ter ent­fernt. Dort wur­de Br. Anselm Vet­to­ri bei­gesetzt. Mit 27 Jah­ren kam Br. Anselm in die Kapu­zi­ner-Mis­si­on in Indo­ne­si­en. 60 Jah­re lang wirk­te er als Mis­sio­nar auf der Insel Nias, uner­müd­lich zu Fuß unter­wegs, um die Gemein­den zu besu­chen, oft auch auf mehr­tä­gi­gen Tou­ren. Immer äußerst arm und anspruchs­los. Er war der letz­te Süd­ti­ro­ler Mis­sio­nar in der Diö­ze­se Sibol­ga. Mit ihm fand die Anwe­sen­heit der Süd­ti­ro­ler Mis­sio­na­re in der Diö­ze­se Sibol­ga einen glor­rei­chen Abschluss. 

Die gro­ße Fest­fei­er ist damit noch nicht zu Ende. Denn am Tag danach, am Sonn­tag 25. Febru­ar, lädt der Kapu­zi­ner­or­den zu einer gro­ßen Dan­kes­fei­er ein. Alle Leu­te, die durch Geld- und Sach­spen­den, durch ihre Anteil­nah­me, durch Arbeit und Gebet zu die­sem Tri­du­um bei­getra­gen hat­ten, wer­den ein­ge­la­den. Dazu wird ein Schwein geschlach­tet, womit ins­be­son­de­re unse­re fünf Pos­tu­lan­ten und eini­ge jun­ge Kapu­zi­ner beschäf­tigt sind.

Den Lebens­lauf und den Toten­brief von Br. Anselm Vet­to­ri kön­nen Sie hier nachlesen. 

 

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