
FOTO: KAPUZINER
Das Totenfest in Gunungsitoli auf der Insel Nias
Im Februar 2024 starb der Südtiroler Kapuziner Anselm Vettori in Indonesien. Es folgte ein mehrtägiges Totenfest zur Beisetzung des Priesters und Missionars auf der Insel Nias. Ein Bericht.
Es ist Donnerstag, der 22. Februar 2024. In der katholischen Polyklinik Tabita hört das Herz von Br. Anselm Vettori auf zu schlagen. Es ist 4 Uhr morgens, in Deutschland gerade Mittwoch, 22 Uhr. Im Ambulanz-Auto geht es schnell zum städtischen Krankenhaus. Dort wird sein Tod um 5.10 Uhr offiziell festgestellt. In derselben Nacht starben dort sechs Menschen. Am Morgen herrscht deswegen großer Andrang in der Leichenkammer.
Zurück geht es dann zum Kapuzinerkloster St. Franziskus. Hier wird Pater Anselm im offenen Innenraum im Kapuzinerhabit und mit der priesterlichen Stola aufgebahrt. Dazu gehören auch wie üblich schwarze Halbschuhe, die Br. Richard ihm lieh, weil Br. Anselm immer nur seine “Gomo”-Schuhe trug (schwarze Halbschuhe aus Plastik mit Stollen an den Sohlen). Durch Handy und Internet wurde der Heimgang des Kapuziners in der Gegend schnell überall bekannt.
Nun konnte das Triduum beginnen, das dreitägige Totenfest, Donnerstag, Freitag und Samstag. Hier in Indonesien gibt es keine Tiefkühlkammern für Tote wie in Europa. Eine Familie stiftete die großen Zelte für den Innenhof des Klosters und für den Hof vor dem Kloster. Hunderte von Plastikstühlen wurden herbeigebracht. Die Klarissen brachten aus ihrem Garten schöne Orchideen und eine große Osterkerze. Schwestern von andern Kongregationen sorgten für Getränke und Verpflegung. Am Freitag wurden etwa 450 Essen ausgegeben, am Samstag waren es noch circa 350. Die Logistik lief auf Hochtouren,
Wichtig dabei: ein Karaoke-Gerät, Mikrofone, Lautsprecher. Drei Tage lang, Tag und Nacht, voller Sound: Reden, Gebete, Gesänge, Lieder, Musik und an jedem Tag ein Requiem, abwechselnd gefeiert vom Ordensoberen, vom Bischof und vom Generalvikar.
Der Bischof kommt eigens am Freitagmorgen an per Schiff von Sibolga und fährt am selben Abend wieder zurück. Meist leiten die Klarissen das Rosenkranzgebet neben dem Sarg. Vor dem Sarg auch ein großes Foto von Br. Anselm, und davor eine große, schön verkleidete Schachtel für die Spenden der Kondolenzbesucher, und davor am Boden auch die “Gomo”-Schuhe. Immer kommen Kondolenzbesuche, auch Gruppen von 20 bis 30 Personen aus den Gemeinden, welche der Seelsorge von Pater Anselm anvertraut waren. Jede Gruppe hält eine kleine Feier mit Liedern, Gebeten und Reden. Abschließend bedankt sich ein Kapuziner aus der Ordensleitung für ihren Besuch, erzählt vom Heimgang von Br. Anselm und gibt die Reihenfolge der Beerdigungsfeiern am kommenden Samstag bekannt.
Die Nächte hindurch gibt es immer Totenwachen am Sarg, nach Mitternacht einige wenige. Rings herum in Gruppen verteilt spielt man Karten oder Domino. Immer von Musik begleitet, von Batak- und Nias-Liedern. Meist sitzen da auch junge Kapuziner, die aus Leibeskräften die Lieder mitsingen, verstärkt mit drei Mikrofonen. Die Zimmer sind alle voll belegt. Man liegt auf Matten auf dem Boden. Gegen Morgen, wenn die Gesänge schon schwächer werden, geht es los mit Saubermachen, Kehren, Boden reinigen. In der Küche beginnen Schwestern mit ihrer Arbeit. Am Freitagmorgen, um 6.30 Uhr, beten wir neben dem Sarg die Laudes. Danach gibt es Frühstück.
Nach dem Requiem am Samstagmittag geht es zur Beerdigung auf unserem Friedhof am Kloster Laverna, vier Kilometer entfernt. Dort wurde Br. Anselm Vettori beigesetzt. Mit 27 Jahren kam Br. Anselm in die Kapuziner-Mission in Indonesien. 60 Jahre lang wirkte er als Missionar auf der Insel Nias, unermüdlich zu Fuß unterwegs, um die Gemeinden zu besuchen, oft auch auf mehrtägigen Touren. Immer äußerst arm und anspruchslos. Er war der letzte Südtiroler Missionar in der Diözese Sibolga. Mit ihm fand die Anwesenheit der Südtiroler Missionare in der Diözese Sibolga einen glorreichen Abschluss.
Die große Festfeier ist damit noch nicht zu Ende. Denn am Tag danach, am Sonntag 25. Februar, lädt der Kapuzinerorden zu einer großen Dankesfeier ein. Alle Leute, die durch Geld- und Sachspenden, durch ihre Anteilnahme, durch Arbeit und Gebet zu diesem Triduum beigetragen hatten, werden eingeladen. Dazu wird ein Schwein geschlachtet, womit insbesondere unsere fünf Postulanten und einige junge Kapuziner beschäftigt sind.
Den Lebenslauf und den Totenbrief von Br. Anselm Vettori können Sie hier nachlesen.