
FOTO: KAPUZINER/JACOBY
BR. ALEXANDER SCHRÖTER
wurde 1984 in Hamburg geboren. Der studierte Politikwissenschaftler und PR-Referent arbeitete viele Jahre als Geschäftsführer. 2019 trat er ins Postulat bei den Kapuzinern ein und legte im September 2021 die einfache Profess ab.
„Es ist eine lebendige, kommunikative Beziehung“
Br. Alexander Schröter hat vor wenigen Wochen die Einfache Profess als Kapuziner abgelegt. Was ihm in seiner Beziehung mit Gott wichtig ist, warum die Kapuziner der richtige Ort für ihn sind und was er nun vor hat, sagt der junge Ordensmann im Interview.
Br. Alexander, was hast Du im Noviziatsjahr über Dich und Deine Beziehung zu Gott gelernt?
Im Noviziat habe ich mich immer wieder vom Herrn als begleitet und getragen erlebt. Insbesondere da, wo ich an meine eigenen Grenzen gestoßen bin, durfte ich feststellen, dass der Herr ein wirklich tragendes Fundament ist. Dass ich dort, wo ich mich wirklich auf IHN eingelassen habe, durch IHN ganzer und freier geworden bin. Über mich habe ich gelernt, dass vieles, was mir unmöglich erschien, auf einmal möglich wurde, und andere Dinge, die mir wichtig waren, sich relativiert haben.
Du hast vor wenigen Wochen die einfache Profess abgelegt: Warum bist Du Kapuziner geworden?
Ich glaube, dass jeder Mensch von Gott berufen ist. Und dass Gottes Wunsch für uns ist, dass wir glücklich sind. Der Herr möchte uns dabei helfen, wirklich glücklich zu sein. Wir müssen ihn nur lassen. Und ich glaube auch, dass wir, je näher wir Gott kommen, innerlich umso freier und glücklicher werden und wirklich Frieden erfahren. Kapuziner möchte ich sein, weil ich glaube, dass dies ein Teil meiner Berufung ist. Ein Teil meines gemeinsamen Weges mit Gott und zu Gott. Deswegen glaube ich, dass ich bei den Kapuzinern glücklicher und zufriedener sein kann als mit allen anderen Alternativen. Die Kapuziner sind für mich persönlich der beste Ort, an dem ich einfach Christ sein kann. Dabei ist für mich aber das Kapuziner-sein, genauso wie das Christ-sein, nicht eine einmalige Entscheidung, sondern eine immer wieder neue Herausforderung und Entscheidung für Christus.
Wie sieht Dein nächstes Jahr aus?
Jetzt mache ich erst einmal Urlaub. Nach nun 14 Monaten in Italien zum Sprache lernen und für das Noviziat, ist es schön, nun Freunde und meine Familie wieder sehen zu können. Anschließend werde ich nach Altötting kommen und dort ein Sozialpraktikum in der Kinder- und Jugendhilfe machen. Darauf freue ich mich schon, da ich unseren Konvent in Altötting noch nicht gut kenne und bisher keine Erfahrungen in der Jugendhilfe gemacht habe. Nach der Zeit in Altötting geht es nach Münster. Dort werden wir jungen Brüder, nach dem Noviziat und bevor wir uns mit der feierlichen Profess ganz an den Orden binden, weiter ausgebildet.
Wie hast Du Deine Berufung gefunden? War das ein besonderes Ereignis, ein Weg?
Ein besonderes Ereignis waren für mich Exerzitien. In diesen habe ich erfahren, dass Gott mit uns in Dialog treten möchte. Dass ich ihm Fragen und Bitten stellen kann und ganz konkrete Antworten vom Herrn darauf bekomme. Dieser „lebendige Gott“, mit dem ich mich wirklich austauschen kann, hat mich nicht mehr losgelassen. Angefangen mit dieser Faszination ist in mir immer mehr die Bereitschaft gewachsen, mich von IHM führen zu lassen. Mit dem Ergebnis, dass ich durch den Herrn immer freier, lebendiger und glücklicher geworden bin. Ein weiteres Ergebnis dieses Weges ist, dass ich erkannt habe, dass die Kapuziner der richtige Ort für mich sind, um weiter mit und zu dem Herrn unterwegs zu sein.
Was ist Dir wichtig in Deiner Beziehung mit Gott?
Von meinem früheren geistlichen Begleiter wurde ich einmal völlig aus dem Konzept gebracht. Er hatte mich in unseren Gesprächen vorher immer wieder gefragt, ob ich das alles, was ich erzählt habe, auch schon den Herrn gesagt hätte. Irgendwann dachte ich „den Dreh“ rauszuhaben und habe alles, was mich bewegt hat, gleich Gott gesagt. Als ich dies nun stolz meinem Begleiter auf die Frage „Hast du das IHM schon gesagt?“ berichtete, fragte er nur „Und was hat ER geantwortet?“
In den letzten Jahren durfte ich immer mehr lernen, dass ich alles, was mich bewegt, mein ganzes Leben nutzen kann, um damit mit Gott in Beziehung zu treten. Das Spannende daran ist, dass Gott darauf antwortet. Nicht immer auf die Art und Weise, wie ich es mir vorstelle, und häufig nicht, wie ich es mir gerade wünsche. Aber der Herr lässt mir immer die Freiheit zu entscheiden, und bisher habe ich es noch nie bereut, wenn ich mich dann durchgerungen habe, auf IHN zu hören. Ich glaube, dass ist es, was insbesondere unsere Beziehung ausmacht. Es ist eine lebendige, kommunikative Beziehung und immer mit dem Angebot, dass ER mich zu einen „Mehr“ an Leben, Freude und Freiheit führen kann. Wenn ich mich darauf ganz einlasse und vertraue.
Was wünschst Du Dir von den Brüdern und der Gemeinschaft?
Das Leben mit meinen Mitbrüdern ist für mich ein Familienleben. Mit allen Ecken und Kanten, aber auch mit einem gemeinsam verbindenden Fundament. Ich muss nicht irgendwie sein, mir etwas verdienen oder etwas besonders leisten, ich darf einfach sein, wie ich bin. Das ist für mich ein großes Geschenk. Unsere Gemeinschaft ist für mich aber gleichzeitig auch mehr als bloßes Familienleben. Es ist eine Weggemeinschaft hin zu Gott. Dies ist auch mein größter Wunsch an die Gemeinschaft, dass wir uns gegenseitig Unterstützer und Weggefährten auf unserem Weg hin zu Christus sind. Egal ob dies durch ein offenes Ohr, ein Gespräch, im Gebet oder auch mit ganz anderen Dingen geschieht.