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FOTO: KAPUZINER/RAUSER

28. April 2023

Es kommen Fremde zu uns. Und siehe: Wir glauben.

Fri­schen Wind soll es geben in der Kir­che. Aber woher die­sen Wind neh­men? Br. Pau­lus schlägt ein bibli­sches Prin­zip vor: Gemein­den könn­ten sich gegen­sei­tig besu­chen und von­ein­an­der lernen.

Wenn ein Fern­seh­sen­der Kir­chen und Klös­ter dar­stellt, stei­gen die Ein­schalt­quo­ten regel­mä­ßig. Anders als erwar­tet, ist das öffent­li­che Inter­es­se der Zeit­ge­nos­sin­nen und Zeit­ge­nos­sen für kirch­li­che The­men und das Glau­bens­le­ben groß. Den­noch inter­es­sie­ren sich die wenigs­ten Mit­men­schen dafür, aktiv mit­zu­fei­ern, selbst ein leben­di­ges Glau­bens­le­ben zu ent­wi­ckeln und ein fröh­li­ches Gott­ver­trau­en zu pfle­gen, das dann wie­der in die Welt hin­aus strahlt. War­um ist das so?

Die Ant­wort ist ein­fach: Weil wir als Kir­che uns zu wenig bewe­gen. Und wenn, dann zu sehr um uns selbst. Anspre­chend ist das nicht. Es hat eher den faden Geschmack vom Auf­recht­erhal­ten von etwas, was es schon längst nicht mehr gibt.

Vie­les schmeckt nicht nach einer Bewe­gung, die in die Zukunft weist. Die Mit­glieds­lis­te wird lee­rer und die Lis­te immer weni­ger wer­den­der ver­band­li­cher Akti­vi­tä­ten lässt sich mühe­los mit ver­wais­ten pas­to­ra­len Akti­vi­tä­ten ver­län­gern: Die Firm­vor­be­rei­tung läuft so lan­ge wei­ter wie bis­her, bis sich nun wirk­lich kei­ne und kei­ner mehr „frei­wil­lig“ anmel­det; in der Kir­che wird zwar noch Hoch­zeit gefei­ert – vor­be­rei­tet wird das Paar auf die Ehe durch nicht mehr als sech­zig Minu­ten Gespräch.

Die Kir­che erweckt für ihre eige­nen Gläu­bi­gen den Ein­druck, es gin­ge da vor allem um die Zuge­hö­rig­keit zu einer Grup­pe, einer Gemein­de, zu einer Pfarr­per­son, zu einem Bischof. Mei­ne eige­ne Bekeh­rung aus die­ser Vor­stel­lung erfuhr ich mit sieb­zehn. Ein Pries­ter erklär­te wäh­rend Besin­nungs­ta­gen für Jugend­li­che, was Tau­fe bedeu­tet und wie die Kir­che sich ver­steht: Nicht als Staat; nicht als poli­ti­sche Hier­ar­chie und auch nicht als Verein.

Die Kir­che, so schlug es wie ein Blitz in mich ein, ist viel­mehr Ereig­nis Got­tes mit­ten unter den Men­schen. Ihre Cha­rak­te­ris­tik: Unter­wegs zu sein. Ihre Bau­ten: Nur Nie­der­las­sun­gen. Zel­te. Zwi­schen­sta­tio­nen. Ihr Auf­trag: Die her­ein­bre­chen­de Got­tes­herr­schaft zu emp­fan­gen und dar­aus den Men­schen aller Zun­ge zu ver­kün­den, dass auch sie von Gott geru­fen sind. Nicht sich selbst, son­dern den Ande­ren die Nächs­ten zu sein.

Den Pries­ter kann­te ich nicht. Doch durch ihn ging mir das Ent­schei­den­de auf. Er wirk­te wie der umher­zie­hen­de Wan­der­mis­sio­nar der Chris­ten­heit. Er kommt immer als Frem­der in die Gemein­de. Wie der Frem­de, der den Jün­gern von Emma­us die Augen öff­net: Das ist Metho­de (griech: metho­dos = Weg). So wie Men­schen nach ihrer Bekeh­rung mit ihrer Umge­bung frem­deln, so brau­chen sie ihrer­seits Frem­de, die in ihre Mit­te kom­men und ihnen (neu) die Augen öff­nen für das, was ihre sozia­len und alle ande­ren irdi­schen Erfah­run­gen übersteigt.

Der Frem­de kommt von außen als Bote des immer außen ste­hen­den Got­tes. Das Ein­tau­chen des Frem­den in das sozi­al Bekann­te hebt für einen Moment die Grup­pen­dy­na­mik auf und eröff­net einen Frei­raum, „rich­tig“ zu reden.

Die­ser schma­le Fluss aus der Tra­di­ti­on gehört auf das Lai­en­apos­to­lat aus­ge­dehnt. Kon­kret heißt das: Der Pfarr­ge­mein­de­rat von Gemein­de A. schreibt an den Pfarr­ge­mein­de­rat von Gemein­de E., meh­re­re Kilo­me­ter ent­fernt: „Bit­te sen­det uns drei Män­ner und drei Frau­en von unta­de­li­gem Ruf (Apg 13,1–3), die unse­re vier­und­zwan­zig Erst­kom­mu­ni­on­fa­mi­li­en auf das Fest im nächs­ten Jahr vor­be­rei­ten.“ Dann wür­de in E. das gro­ße Stau­nen ein­set­zen. Man wür­de ent­de­cken, dass man die­se Män­ner und Frau­en kennt („Ist da nicht im letz­ten Jahr eine Mut­ter zuge­zo­gen, die den Würz­bur­ger Fern­kurs absol­viert hat und bei uns ‚noch nichts gefun­den hat‘?“). Mit dem Bestä­ti­gungs­schrei­ben ihrer Gemein­de lei­ten die sechs den ers­ten Eltern­abend in A., wo so man­cher staunt, was Metz­ger Hel­mut oder Haus­frau Hei­ke antreibt, hier als Kate­che­tin oder Kate­chet zu arbeiten.

Viel­leicht reißt Gott jetzt die gewohn­ten Struk­tu­ren auf, damit in Pas­to­ral­ver­bün­den und über deren Gren­zen hin­aus wie­der mög­lich wird, was die Kir­che von Anfang an bewegt hat: Es kom­men Frem­de zu uns. Und sie­he: Wir glauben!

Text: Br. Pau­lus Terwitte

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