Interview

FOTO: KAPUZINER/LEMRICH

27. Juni 2023

„Wir tun gut daran, unseren Glauben mit mehr Staunen und Zweifel anzureichern“

Das neue Buch von Br. Ste­fan Wal­ser beschäf­tigt sich mit der Fra­ge „Fehlt Gott?“. War­um die­se Fra­ge wich­tig ist und wie die Autorin­nen und Autoren die­se beant­wor­ten, sagt er im Interview. 

 Br. Ste­fan, Ihr Buch stellt die Fra­ge: Fehlt Gott? Wie lau­tet die Antwort?
Wenn ein Kapu­zi­ner ein Buch schreibt mit dem Titel „Fehlt Gott?“, dür­fen die Leser ver­mu­ten, dass die Ant­wort lau­tet: „Nein, natür­lich nicht!“ Aber mei­ne Ant­wort lau­tet ehr­li­cher­wei­se: „Ja! Er fehlt!“

Was bedeu­tet die­ses „Ja“?
Das ist kein Athe­is­mus oder die alte, oft gestell­te Theo­di­ze­efra­ge. Ein ehr­li­ches „Ja, er fehlt“ ist aus mei­ner Sicht viel mehr eine Lie­bes­er­klä­rung. Er fehlt eben so, wie wenn ich zu einem Men­schen sage: „Du fehlst mir! Ich wür­de Dich ger­ne öfter sehen; scha­de, dass wir so wenig Zeit mit­ein­an­der haben.“ So fehlt Gott. Und manch­mal erin­nern wir uns nur, dass wir frü­her, viel­leicht in der Kind­heit, mal anders, inni­ger Glau­ben durf­ten. Und allein so eine Erin­ne­rung ist auch eine Form zu Glau­ben. Das Buch ist also kei­ne dog­ma­ti­sche Got­tes­leh­re, son­dern am ehes­ten eine Vermisstenanzeige.

Wie sind Sie auf das The­ma gekommen?
Das hat­te einen ganz prak­ti­schen Hin­ter­grund: die Pre­digt. Es ist ja nicht so, dass nur Athe­is­ten und Agnos­ti­ker sich nicht so rich­tig vor­stel­len kön­nen, wer oder was die­ser „Gott“ sein soll. Die­se Fra­ge ist mit­ten in unse­ren Got­tes­dienst­ge­mein­den. Und ich soll jetzt als Pre­di­ger den Leu­ten erzäh­len, wer Gott ist? Wenn wir mal ehr­lich sind, dann spü­ren wir, dass sich Gott immer ent­zieht, dass wir ihn nicht in der Hand haben und nicht auf einen Begriff brin­gen kön­nen. Zum Glück. Auch wir mehr oder weni­ger Glau­ben­den tun gut dar­an, unse­ren Glau­ben mit mehr Stau­nen und Zwei­fel anzu­rei­chern und den Mund nicht ganz so voll zu nehmen.

Geht es auch ande­ren „Pre­di­gern“ so?
Ja. Alle Autoren des Ban­des haben etwas mit der Pre­digt­zeit­schrift „Pre­di­ger und Kate­chet“ zu tun. Ich selbst bin Redak­ti­ons­mit­glied und wir ver­öf­fent­li­chen zu jedem Sonn- und Fei­er­tag des Jah­res drei exem­pla­ri­sche und inten­siv aus­ge­ar­bei­te­te Pre­dig­ten. Irgend­wann fiel uns im Team auf, dass die­je­ni­gen Tex­te beson­ders anspruchs­voll sind, die nicht sagen: Gott ist x und Gott ist y, son­dern die etwas vor­sich­ti­ger und zar­ter und fra­gen­der dran­ge­hen. Die Tex­te, die viel­leicht sogar die gro­ße Fra­ge zulas­sen: Fehlt Gott in unse­rer Zeit?

Wie gehen Sie es an in Ihrem Buch?
Wir beleuch­ten die Fra­gen aus ver­schie­de­nen Blick­win­keln. So geht es in einem Bei­trag um die Wür­de des Fra­gens. Fra­gen brin­gen uns oft viel mehr vor­an als Ant­wor­ten. Dass auch die Bibel viel mehr nach Gott fragt, als dass sie ant­wor­tet, zeigt ein ande­rer Arti­kel. Neh­men wir nur die Jün­ge­rin­nen am lee­ren Grab: Wo ist der Auf­er­stan­de­ne jetzt? Jesus fehlt am Oster­mor­gen ein­fach! Es gibt einen Ein­blick in die Spi­ri­tua­li­tät des hei­li­gen Johan­nes vom Kreuz, der schon im spä­ten Mit­tel­al­ter viel Klu­ges über die „Dunk­le Nacht“ des Glau­bens sagt. Dazu kom­men eine Rei­he von sehr aktu­el­len theo­lo­gi­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit der Fra­ge nach dem feh­len­den Gott. Bis hin zu der Ver­mu­tung, dass Gott gar nicht fehlt, son­dern wir nur viel zu enge Vor­stel­lun­gen haben und einen viel zu engen Fokus, wo wir ihn ver­mu­ten – etwa nur inner­halb der Kir­che. Und wie kön­nen wir dann noch von Gott pre­di­gen? Damit beschäf­ti­ge ich mich in einem Beitrag. 

Hier fin­den Sie mehr Infor­ma­tio­nen zum Buch.

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