

FOTO: KAPUZINER/RAUSER
BR. Marinus Parzinger
wurde 1963 geboren und ist seit 1987 Kapuziner. Er leitet den Kapuzinerkonvent St. Konrad im Wallfahrtsort Altötting.
Interview zum Umbruch in Altötting: „Fast ein Neubeginn“
Umzug nach St. Konrad: Die Kapuziner in Altötting haben anstrengende Monate hinter sich. Wie der Alltag in der neuen, größeren Gemeinschaft aussieht, was dem neuen Hausoberen wichtig ist und was in den nächsten Monaten ansteht, lesen Sie im Interview mit Br. Marinus Parzinger.
Br. Marinus, ist der Umzug nach St. Konrad nun abgeschlossen?
Der Umzug war gut vorbereitet und er ist gut gelungen. Alle Brüder und unsere Mitarbeitenden sind in St. Konrad eingerichtet. Die Brüder haben sich umgemeldet. Die Abgabe des Kloster St. Magdalena, in dem Kapuziner 147 Jahre lang gelebt und gearbeitet haben, ist abgeschlossen. Äußerlich betrachtet geht es nahtlos weiter. Innerlich ist es fast ein Neubeginn.
Welche Baustellen gibt es noch?
Es gibt die Innensicht: Jeder hat seine Sachen im Zimmer verstaut, aufzuräumen ist noch im großen Lagerraum im Keller. Ein paar technische Anpassungen, z. B. die PCs mit dem zentralen Drucker zu verbinden, erfolgen in diesen Tagen. Die Übergabe von St. Magdalena hat Kräfte gebunden. Nun geht der Blick verstärkt auf die Zusammenarbeit in der Wallfahrtspastoral mit den neuen Kollegen – den Brüdern Samaritern. Es steht an, dass wir uns näher kennenlernen.
Wie haben Sie und die Brüder die Zeit des Umzugs erlebt?
Umzug bedeutet zunächst Arbeit. Alles muss eingepackt werden. So ein Umzug birgt Chancen, loszulassen. Was brauche ich in Zukunft? Damit taten sich einzelne schwer. Der Zeitplan war frühzeitig festgelegt worden, dennoch haben manche das Einpacken vor sich hergeschoben. Und wer allein nicht zurechtkam, dem wurde geholfen. Dinge, die wir nicht mehr benötigten, wurden bei einem Klosterbasar angeboten und fanden reißend Absatz.
Ist es jetzt sehr eng im Haus?
Ich lebe ja schon seit Herbst 2019 in St. Konrad. Mir kommt es nicht eng vor. Für die „Neuen“ haben wir Platz geschaffen und ausgemistet. Freilich sind unsere Gänge nicht so breit wie im ehemaligen Jesuitenkloster. Ich finde, dass das Zusammenrücken-Müssen uns hilft und fordert, Leben, Glauben und Arbeit zu teilen.
Sind die Prozesse schon eingespielt?
Teils-teils. Regelmäßig und wiederkehrende Abläufe haben sich schon gut eingespielt – etwa die Gebetszeiten. Durch Urlaube sind wir in diesen Wochen bisher nicht komplett gewesen. Wenn alle wieder da sind, werden wir ein sogenanntes Hauskapitel halten und die Beiräte wählen. Sie ergänzen Guardian und Vikar, beraten diese und wirken bei größeren Entscheidungen mit.
Mir ist wichtig, dass wir nicht in den alltäglichen Aufgaben aufgehen, sondern zu uns selber kommen und zu Gott.
Einige Brüder wohnen direkt am Konvent in einer Wohnung. Warum und sind diese schon eingezogen?
Bis diese Entscheidung getroffen wurde, wurden zuvor andere Möglichkeiten durchgespielt. Mit der Wohnung, die ans Kloster angrenzt, sind die Brüder sehr zufrieden. Sie sind bereits eingezogen und wir haben die Wohnung gesegnet. Das war für andere Gelegenheit, die Räume zu sehen. Es gibt zahlreiche Gründe für diese Wahl – so grenzt die Wohnung ans Kloster an, es fallen keine Investitionskosten an und die Brüder können am Konventsleben teilnehmen.
Wie erleben Sie die neue Gemeinschaft?
Ich erlebe Interesse und die Bereitschaft mitzugehen. Es kommen Verbesserungsvorschläge, jeder gibt sein Bestes. Wir pflegen vertraute Formen und das hilft uns am Anfang. Natürlich fällt mir schon auf, dass wir an Grenzen stoßen, zum Beispiel kann nicht jeder die Geräte in der gut eingerichteten Küche bedienen. Der Altersdurchschnitt liegt bei 71 Jahren. Aber wir leben nicht rückwärts, sondern sehen uns von Veränderungen gefordert.
Sie sind nun der neue Hausobere des gemeinsamen Konventes. Was ist Ihnen wichtig?
Mir ist wichtig, dass wir nicht in den alltäglichen Aufgaben aufgehen, sondern zu uns selber kommen und zu Gott. Wir wollen die „Zeichen der Zeit“ wahrnehmen, die Nöte der Menschen vor unserer Tür erkennen, geistlich leben, d.h. den Kontakt zu Gott pflegen, und uns ausrichten am Beispiel unseres heiligen Bruders Konrad. Sein Vorsatz war, Gott an den ersten Platz zu stellen. Der heilige Pfortenbruder gibt uns einen spannungsvollen Impuls für unsere Präsenz. Wie ein Buchtitel so treffend sagt, war er Menschenfreund und Gottesmann.
Was steht in den nächsten sechs Monaten an?
Im September erleben wir – erwartungsgemäß – eine Zunahme von Pilgern. Am 3. Oktober wird der offizielle Abschied von St. Magdalena mit Bischof Stefan Oster gefeiert. Der größere Bogen ist die Vorbereitung auf das Provinzkapitel im nächsten Jahr. Die nächste Etappe ist das Mattenkapitel im September. Ich habe vor, in den Gremien über die alltäglichen Themen hinaus zu fragen: Wie sieht die Wallfahrtspastoral 2030 aus? Was ist unser Beitrag für die Kirche in unserem Land? Altötting ist der größte Wallfahrtsort im deutschen Sprachraum. Das ist eine hohe Verantwortung.
Vielen Dank, Br. Marinus!