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FOTO: KAPU­ZI­NER

Rit Kola

ist künst­le­risch talen­tiert. Der Alba­ner gestal­tet aus Gips wun­der­schö­ne Krippenfiguren.

13. Dezem­ber 2023

Kapuziner in Albanien: der Krippenbauer aus Lumbardh

Die Kapu­zi­ner in Alba­ni­en unter­stüt­zen die Men­schen vor Ort. Einer von ihnen ist Rit Kola: Der 48-Jäh­ri­ge lei­det an einer Ver­krüm­mung der Wir­bel­säu­le. Ein Bericht von Br. Chris­ti­an Albert.

Es ist ein aben­teu­er­li­cher Weg, wenn man Rit Kola besu­chen will. Heu­te ist es mal wie­der soweit. Wir ver­las­sen Fus­hë-Arrëz, wo unse­re Mis­si­ons­sta­ti­on in den Ber­gen Nord-Alba­ni­ens liegt. Die Asphalt­stra­ße endet und wir über­que­ren den Fluss Fan. Der Gelän­de­wa­gen schlän­gelt sich die kur­ven­rei­che Schot­ter­pis­te nach oben. Dass hier regel­mä­ßig mit Kup­fer­ge­stein schwer bela­de­ne Last­wa­gen von der Mine ins Tal fah­ren, sieht man der Stra­ße an.

Nach etwa einer hal­ben Stun­de erreicht unse­re Grup­pe das Dorf Lum­bardh. Im einst­mals gro­ßen Dorf mit eige­ner Schu­le leben heu­te nur noch weni­ge Men­schen. Frü­her hat­ten vie­le Men­schen neben ihrer eige­nen Land­wirt­schaft einen Job im Berg­bau. An Boden­schät­zen ist die Regi­on reich, doch vie­le Minen ren­tie­ren sich für die gro­ßen Unter­neh­men heu­te nicht mehr.

Es ist Sonn­tag, und nach und nach kom­men die ver­blie­be­nen Dorf­be­woh­ner zur klei­nen Kir­che, in der wir Kapu­zi­ner regel­mä­ßig einen Got­tes­dienst feiern.

Einer der ers­ten Got­tes­dienst­be­su­cher an die­sem Sonn­tag ist Rit Kola. Zusam­men mit sei­ner Frau und sei­nem jüngs­ten Sohn steht er in der Kir­chen­tür. Den Weg von sei­nem Haus ist zu Fuß gegan­gen, krumm gebeugt in klei­nen Schrit­ten, auf sei­nen Krück­stock gestützt. Seit sei­nem 16. Lebens­jahr ist Rit Kola krank, es ent­wi­ckel­te sich eine Ver­krüm­mung sei­ner Wir­bel­säu­le. „Bech­te­rew“ sagen die Ärz­te. Heu­te ist sein Rücken ganz krumm, auf­rich­ten kann er sich nur mit Mühe.

Eine Behin­de­rung ist in Alba­ni­en ein beson­de­res Han­di­cap, denn vie­le emp­fin­den die­se als Schan­de. Und die­se Stig­ma­ti­sie­rung betrifft nicht nur die Per­son sel­ber, son­dern gilt der gan­zen Fami­lie. Nicht sel­ten ver­ste­cken Fami­li­en des­halb ihre Kin­der, die mit einer Behin­de­rung gebo­ren wur­den, in den Häu­sern. Mög­lichst nie­mand soll davon wissen.

In unse­rer Diö­ze­se set­zen wir die­ser Aus­gren­zung etwas ent­ge­gen: Es gibt es ein deut­li­ches Enga­ge­ment für Men­schen mit geis­ti­gen und kör­per­li­chen Behin­de­run­gen, das den Men­schen in den Mit­tel­punkt stellt. Die diö­ze­sa­ne Cari­tas orga­ni­siert regel­mä­ßig gro­ße Tref­fen, an denen Men­schen mit und ohne Behin­de­rung aus allen Gemein­den teil­neh­men und das Leben feiern.

Auch Rit Kola aus Lumardh kommt ger­ne zu sol­chen Ver­an­stal­tun­gen. Mit sei­ner Krank­heit fin­det er kei­ne Arbeit, die vor Ort auch knapp ist. Doch selbst wenn es in der Regi­on noch genü­gend Arbeits­plät­ze geben wür­de: mit sei­nem Han­di­cap wür­de ihn wohl nie­mand einstellen.

Über uns Kapu­zi­ner hat er den­noch einen klei­nen Ver­dienst. Seit über 14 Jah­ren fer­tigt er Krip­pen­fi­gu­ren, die er aus Gips in For­men gießt. Br. Andre­as Wal­ter­mann hat ihn vor vie­len Jah­ren mit dem nöti­gen Equip­ment aus­ge­rüs­tet und ver­sorgt ihn jedes Jahr mit Mate­ri­al. Wir Kapu­zi­ner kau­fen dem Künst­ler dann die Krip­pen ab und ver­kau­fen die klei­nen Kunst­wer­ke dann in der Advents- und Weih­nachts­zeit über unse­re Pfar­rei Fus­hë-Arrëz oder ver­schen­ken sie an Freun­de und Förderer.

Hand­werk­lich ist Rit Kola sehr begabt. Fein und lie­be­voll bemalt er die getrock­ne­ten Model­le mit bun­ten Far­ben und packt sie hin­ter­her, gut gegen das Zer­bre­chen geschützt, in Papp­kis­ten. Auf dem Rück­weg nach dem Got­tes­dienst hält unse­rer Gelän­de­wa­gen an die­sem Tag an Rits Haus. Wir haben einen Sack mit spe­zi­el­lem Model­lier­gips dabei. So kann sich Rit wie­der an die Arbeit machen.

Br. Chris­ti­an Albert

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