

FOTO: KAPUZINER
Rit Kola
ist künstlerisch talentiert. Der Albaner gestaltet aus Gips wunderschöne Krippenfiguren.
Kapuziner in Albanien: der Krippenbauer aus Lumbardh
Die Kapuziner in Albanien unterstützen die Menschen vor Ort. Einer von ihnen ist Rit Kola: Der 48-Jährige leidet an einer Verkrümmung der Wirbelsäule. Ein Bericht von Br. Christian Albert.
Es ist ein abenteuerlicher Weg, wenn man Rit Kola besuchen will. Heute ist es mal wieder soweit. Wir verlassen Fushë-Arrëz, wo unsere Missionsstation in den Bergen Nord-Albaniens liegt. Die Asphaltstraße endet und wir überqueren den Fluss Fan. Der Geländewagen schlängelt sich die kurvenreiche Schotterpiste nach oben. Dass hier regelmäßig mit Kupfergestein schwer beladene Lastwagen von der Mine ins Tal fahren, sieht man der Straße an.
Nach etwa einer halben Stunde erreicht unsere Gruppe das Dorf Lumbardh. Im einstmals großen Dorf mit eigener Schule leben heute nur noch wenige Menschen. Früher hatten viele Menschen neben ihrer eigenen Landwirtschaft einen Job im Bergbau. An Bodenschätzen ist die Region reich, doch viele Minen rentieren sich für die großen Unternehmen heute nicht mehr.
Es ist Sonntag, und nach und nach kommen die verbliebenen Dorfbewohner zur kleinen Kirche, in der wir Kapuziner regelmäßig einen Gottesdienst feiern.
Einer der ersten Gottesdienstbesucher an diesem Sonntag ist Rit Kola. Zusammen mit seiner Frau und seinem jüngsten Sohn steht er in der Kirchentür. Den Weg von seinem Haus ist zu Fuß gegangen, krumm gebeugt in kleinen Schritten, auf seinen Krückstock gestützt. Seit seinem 16. Lebensjahr ist Rit Kola krank, es entwickelte sich eine Verkrümmung seiner Wirbelsäule. „Bechterew“ sagen die Ärzte. Heute ist sein Rücken ganz krumm, aufrichten kann er sich nur mit Mühe.
Eine Behinderung ist in Albanien ein besonderes Handicap, denn viele empfinden diese als Schande. Und diese Stigmatisierung betrifft nicht nur die Person selber, sondern gilt der ganzen Familie. Nicht selten verstecken Familien deshalb ihre Kinder, die mit einer Behinderung geboren wurden, in den Häusern. Möglichst niemand soll davon wissen.
In unserer Diözese setzen wir dieser Ausgrenzung etwas entgegen: Es gibt es ein deutliches Engagement für Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Die diözesane Caritas organisiert regelmäßig große Treffen, an denen Menschen mit und ohne Behinderung aus allen Gemeinden teilnehmen und das Leben feiern.
Auch Rit Kola aus Lumardh kommt gerne zu solchen Veranstaltungen. Mit seiner Krankheit findet er keine Arbeit, die vor Ort auch knapp ist. Doch selbst wenn es in der Region noch genügend Arbeitsplätze geben würde: mit seinem Handicap würde ihn wohl niemand einstellen.
Über uns Kapuziner hat er dennoch einen kleinen Verdienst. Seit über 14 Jahren fertigt er Krippenfiguren, die er aus Gips in Formen gießt. Br. Andreas Waltermann hat ihn vor vielen Jahren mit dem nötigen Equipment ausgerüstet und versorgt ihn jedes Jahr mit Material. Wir Kapuziner kaufen dem Künstler dann die Krippen ab und verkaufen die kleinen Kunstwerke dann in der Advents- und Weihnachtszeit über unsere Pfarrei Fushë-Arrëz oder verschenken sie an Freunde und Förderer.
Handwerklich ist Rit Kola sehr begabt. Fein und liebevoll bemalt er die getrockneten Modelle mit bunten Farben und packt sie hinterher, gut gegen das Zerbrechen geschützt, in Pappkisten. Auf dem Rückweg nach dem Gottesdienst hält unserer Geländewagen an diesem Tag an Rits Haus. Wir haben einen Sack mit speziellem Modelliergips dabei. So kann sich Rit wieder an die Arbeit machen.
Br. Christian Albert