
FOTO: KAPUZINER/LEMRICH
BR. EDMUND KESENHEIMER
ist seit 1967 Kapuziner. Er wurde 1946 in Sattelbach geboren und 1974 zum Priester geweiht. Mit drei Mitbrüdern lebt er im Kapuzinerkloster in Clemenswerth.
Kapuziner in Clemenswerth: „Offen sein für Probleme und Fragen um uns herum“
Br. Edmund Kesenheimer lebt an einem besonderen Ort: auf dem Gelände eines Jagdschlosses in Clemenswerth im Emsland. Was den Ort ausmacht, an dem seit 1739 Kapuziner leben, sagt der Ordensmann im Interview.
Ein Kapuziner, der auf einem Schloss wohnt! Das klingt ungewöhnlich.
Br. Edmund Kesenheimer: Das klingt deutlich luxuriöser als es ist (lacht). Dieser Ort hier nennt sich Schloss Clemenswerth, weil im Mittelpunkt dieser Anlage ein kleines Jagdschloss steht. Es wurde vom Kurfürsten und Erzbischof Clemens August erbaut. Rund um dieses Jagdschloss gibt es acht im Kreis angelegte Pavillons. An einem dieser Pavillons gibt es eine angeschlossene Kapelle, in diesem Haus leben wir Kapuziner. Wir leben also nicht auf einem Schloss, sondern in einer Schlossanlage in einem der Pavillons. Uns gehört das Haus auch nicht, sondern wir sind hier zu Gast. Die Schlossanlage gehört dem Landkreis Emsland.
Was ist das für ein Gebäude?
Das Haus, in dem wir leben, ist sehr alt. Es wurde 1739 erbaut. Und man merkt dem Gebäude die lange Geschichte wahrlich an. Es gibt keinen Aufzug und durch die Fenster pfeift der Wind. Im Winter wird es sehr kalt.
Warum sind die Kapuziner an diesem Ort?
Der Kurfürst wollte unbedingt Kapuziner in seiner Nähe haben. In seiner Jugend ist er oft nach Altötting gewallfahrtet und erlebte dort die Kapuziner, ihr Leben und ihre Predigten. Und so lotste er 1739 vier Kapuziner hier ins Emsland.
Heute leben wieder vier Kapuziner hier.
So ist das! Es gab auch eine Zeit, in der nur ein Kapuziner hier lebte. Aber wir Kapuziner sind nun schon fast 285 Jahre hier in Clemenswerth.
Seit wann leben Sie hier?
Ich bin seit acht Jahren hier in Clemenswerth. Als die Anfrage kam, ob ich mir vorstellen kann, hierher zu ziehen, hatte ich zuerst keine Vorstellung. Als ich es mir hier etwas genauer anschaute, da war mir schnell klar: Dieser wunderbare Ort muss erhalten bleiben. Ich bin von meinen Wurzeln her ein Landmensch, deswegen passt das sehr gut hier im Emsland. Hier finde ich Ruhe und Stille – und ein wunderbares Umfeld mit Menschen, die uns etwas bedeuten und denen wir etwas bedeuten. Clemenswerth ist ein offenes Haus. Die Menschen suchen den Kontakt und gehen hier ein und aus. Wir igeln uns nicht ein, und das gefällt mir.
Was ist Ihr Lieblingsort hier im Kloster?
Die Kapelle, keine Frage. Ich komme aus Süddeutschland, da findet man den Barock in vielen Kirchen. Unsere Kapelle hier ist auch in diesem Stil gestaltet – ein Stück Heimat für mich. Wir Kapuziner feiern in dieser Kirche täglich um 7.45 Uhr einen Gottesdienst, zu dem wir alle herzlich einladen!
Es gibt auch einen wunderschönen Klostergarten.
Der Klostergarten ist eines der Herzstücke hier. Ein Ort zum Beten, zum Meditieren, der den Blick zum Himmel öffnet. Der Garten ist auch zugänglich für die Öffentlichkeit.
Clemenswerth ist das nördlichste Kloster der Deutschen Kapuzinerprovinz. Eine Provinz, die mittlerweile Klöster in vier Ländern vereint. Was halten Sie von diesen Veränderungen?
An diese Größe muss man sich gewöhnen. Unsere Nachbarklöster sind „Velp“ in den Niederlanden, aber auch „Münster“ hier in Deutschland. Wir spüren, dass wir international und europäisch zusammenwachsen. Das empfinde ich als bereichernd.
Wie erleben Sie den rasanten Wandel in Kirche und Gesellschaft?
Ich beobachte diese Veränderungen sehr intensiv und erlebe sie ja auch, denn ich bin verbunden mit den Menschen um mich herum. Diese Menschen sind mit dem Wandel konfrontiert, und so betrifft er auch mich, auch uns Kapuziner. Wir sprechen hier im Kloster unter den Mitbrüdern viel darüber. In unserem kleinen Kreis wollen wir unseren Beitrag leisten, dass Kirche ein freundliches Gesicht zeigt – und offen sein für die Probleme und Fragen der Menschen um uns herum.
Haben Sie Angst vor diesem Wandel?
Ich habe in meinem Leben schon viele Wandlungen durchgemacht. Mein Gottvertrauen ist groß und ich bin überzeugt, dass es in eine gute Richtung geht. Ich zumindest will mich dem Leben öffnen und Wandel gehört da auf jeden Fall dazu.
Vielen Dank für das Gespräch!