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5. Juni 2023

„Christus suchen, heißt aufzubrechen. Lasst uns anfangen!“

Franz von Assi­si war ein Wan­de­rer. Die, die sich ihm ange­schlos­sen haben und anschlie­ßen, rin­gen mit die­sem Lebens­mo­dell. Br. Bernd Kober über Pil­ger­schaft, den Weg als Hei­mat und nöti­ge Ruheorte. 

Wer mit Klei­nen oder Gro­ßen unter­wegs ist oder war, wird die unge­dul­di­ge Fra­ge im Ohr haben: „Wie weit ist es denn noch?“ Zumin­dest die Eltern rin­gen dann um eine Ant­wort, die die Kin­der ermu­tigt und zum Durch­hal­ten bewegt. Aber auch für alle, die auf Durst­stre­cken unter­wegs sind, kann es zur exis­ten­ti­el­len Fra­ge wer­den: „Wie lan­ge denn noch? Wann end­lich bin ich am Ziel?“

Fran­zis­kus‘ Leben ist vom Anfang bis zum Ende eine Wan­der­schaft. Als jun­ger Mann durch­streift er die Ebe­ne vor sei­ner Hei­mat­stadt. Er sucht und fragt. Er ringt mit sich und der Fra­ge, was er mit sei­nem eigent­lich gut situ­ier­ten Leben anfan­gen soll. Er kommt aus wohl­ha­ben­dem Haus. Und den­noch sucht er eine Blei­be, eine inne­re Hei­mat. Als sich ihm die ers­ten Gefähr­ten ange­schlos­sen hat­ten, wan­dern sie wei­ter. In Assi­si sind sie nicht gern gese­hen, so wan­dern sie ins Rie­tital, wo noch heu­te die urfran­zis­ka­ni­schen Orte und Ein­sie­de­lei­en ein­la­den, inne­zu­hal­ten und die eige­nen Leben­be­we­gun­gen zu betrach­ten und zu befragen.

Fran­zis­kus erkennt: Auf dem Weg ist mei­ne Hei­mat. Ich bin ein Pil­ger. Auf dem Weg macht er ent­schei­den­de Begeg­nun­gen. Wäre er in der Stadt und zuhau­se geblie­ben, so hät­te er nie­mals den Aus­sät­zi­gen getrof­fen, der ihm auf sei­ner Wan­der­schaft begeg­net. Im Tes­ta­ment bekennt und erkennt er: Die­se Begeg­nung war ent­schei­dend. Die­se Begeg­nung hat eine Kehrt­wen­de bewirkt. Bit­ter wird süß, so for­mu­liert er. Seit die­ser Begeg­nung gera­ten die Armen und Bedürf­ti­gen nie mehr aus sei­nem Blick­feld. Sie wer­den Teil sei­ner Beru­fung – und des Lebens derer, die sich Fran­zis­kus anschlie­ßen. In der soge­nann­ten „nicht bestä­tig­ten Regel“ (eine Vor­form der Ordens­re­gel, die 1223 von Papst Hono­ri­us bestä­tigt wer­den wird) ermun­tert er sei­ne Brü­der: Am Weg ist euer Ort, dort wo ihr den Bett­lern begeg­net und denen, die nicht Schritt hal­ten können.

Franz von Assi­si kommt nie wirk­lich an in die­ser Welt und in sei­nem Leben. Immer fühlt er sich unbe­haust. Immer wie­der fühlt er sich gezwun­gen, auf­zu­bre­chen und wei­ter zu wan­dern. Er hat eine Abwehr gegen fes­te, gemau­er­te und stein­ge­wor­de­ne Klös­ter und Nie­der­las­sun­gen der Brü­der – eine Abwehr bis hin zum Zorn. Dabei geht es nicht nur um das Ide­al, mate­ri­ell arm zu sein und nichts zu besit­zen. Es geht um die Lebens­hal­tung. Nichts wird blei­ben, nichts in die­ser Zeit ist wirk­lich dau­er­haft. Gott, den er mit allen Fasern sei­nes Her­zens sucht, ist immer vor­aus und nie zu haben und fest­zu­hal­ten. Sein Bio­graph Bona­ven­tura wird das in einem Wort und Pro­gramm zusam­men­fas­sen, das „Tran­si­tus“ heißt – Hin­über­gang. Immer ist das Leben ein Durch­gang, es geht hinüber.

Auf der Wan­der­schaft braucht es Ruheor­te. Lieb­frau­en in Frank­furt, wo ich zur­zeit lebe, ist ein sol­cher Ruheort für den Leib und für die See­le. In allem Getrie­ben­sein und Trei­ben der Stadt ist es eine Oase, in der der Mensch ankom­men darf, still wer­den, Platz neh­men am Tisch der Eucha­ris­tie und auch am Früh­stücks­tisch im Franziskustreff.

Aber hier wie dort steht die Fra­ge nach dem nächs­ten Schritt. Ein vor­zei­ti­ges tri­um­pha­les wie auch resi­gnier­tes Ankom­men dient nicht dem Leben – nicht der Ent­wick­lung des Ein­zel­nen wie auch dem Gemein­schafts­le­ben. Ein vor­zei­ti­ges Ankom­men kann zum reli­giö­sen Fun­da­men­ta­lis­mus füh­ren, der glaubt, alle Fra­gen letzt­gül­tig beant­wor­tet zu haben. Ein vor­zei­ti­ges Ankom­men ver­hin­dert Krea­ti­vi­tät und Phan­ta­sie, die vom Evan­ge­li­um inspi­riert ist. Ein vor­zei­ti­ges Ankom­men soll auch die Sache der Kapu­zi­ner nicht sein. Unse­re Gemein­schaf­ten leben wesent­lich vom Wech­sel der Brü­der und dem sich immer neu mit­ein­an­der auf den Weg machen.

Papst Fran­zis­kus hat in vol­ler Absicht sei­nen Namen gewählt. Mit Chris­tus ist die Kir­che wan­dern­des Got­tes­volk. Sie ist und hat nicht selbst die fer­ti­ge Wahr­heit. Sie folgt dem ein­zi­gen, der die Wahr­heit ist: Jesus Chris­tus. Fest­hal­ten kann sie ihn, den Auf­er­stan­de­nen, nicht und nie­mals. Wan­dert sie nicht, ver­liert sie ihn aus dem Blick. Auf dem Weg durch die Zei­ten und Jahr­hun­der­te begeg­net sie denen, die Not haben, Fra­gen stel­len, sie her­aus­for­dern und bit­ten – oder auch ableh­nen. Am Weg begeg­net die Kir­che Chris­tus, der ihr in ver­schie­dens­ten Gestal­ten begeg­net – oft­mals uner­kannt, fremd, über­ra­schend und anstößig.

Mut zur Wan­der­schaft ist kein abs­trak­tes Ide­al. Es mahnt zur Beschei­den­heit. Es mahnt zu Erkennt­nis: Chris­tus ist uns vor­aus. Ihn suchen, heißt auf­zu­bre­chen. Dann wird er mit uns sein. Das Wort, das der ster­ben­de Franz von Assi­si sei­nen Brü­dern sagt, gilt auch uns: „Lasst uns end­lich anfan­gen!“ Let’s go!

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