
FOTO: KAPUZINER/MARIUS JACOBY
BR. Jens Kusenberg
lebt im Kapuzinerkloster St. Anton in München und ist als Priester in der Seelsorge tätig. Er ist Jahrgang 1981 und trat 2011 in den Kapuzinerorden ein. In den kommenden Monaten wechselt der Ordensmann nach Frankfurt.
Lützerath: Ohne intakte Umwelt gibt es keine Zukunft
Proteste, Barrikaden und Mondlandschaften: Br. Jens Kusenberg kommentiert die Bilder aus Lützerath. Für ihn steht aus franziskanischer Sicht fest: Umweltschutz trägt weiter als Profit.
Es gibt wieder diese Bilder: Polizeihundertschaften mit Helmen und Schlagstöcken, Protestierende werden schreiend und brachial weggetragen, brennende Barrikaden und im Hintergrund frisst sich ein riesiger Bagger durchs Gelände und hinterlässt eine Mondlandschaft. Gestern war es der Hambacher Forst. Jetzt ist es Lützerath.
Ja, sicherlich haben die politisch Verantwortlichen mit den Energiekonzernen juristisch wasserdichte Verträge abgeschlossen. Aber lohnt es sich wirklich, diese Verträge in der jetzigen Situation durchzuziehen? All der Widerstand für ein wenig teure Braunkohle, wobei es derzeit keinen Energieengpass gibt. Und dann eine gigantische Abraumhalde, die mit viel Steuergeld renaturiert werden muss, während der CO2-Ausstoß weitergeht.
Franziskus und Klara von Assisi haben eine andere Sichtweise. Es gibt Erzählungen, in denen Franziskus sehr behutsam mit seiner Umwelt umgeht: Er rettet Würmer von der Straße, redet mit Vögeln, nennt alles um ihn herum „Bruder“ oder „Schwester“. Das hat nichts mit Romantik zu tun, sondern mit der harten Erkenntnis: Ich bin nicht für mich alleine da, sondern es gibt noch andere. Ich bin Teil des Ganzen, nicht das Ende der Nahrungskette. Ich bin nicht aus mir selbst, alles andere auch nicht. Deshalb bin ich Bruder oder Schwester. Über allem steht das große Geheimnis des Lebens in Liebe, dass Klara und Franziskus mit Jesus Christus „Vater“ nennen.
Diese Erkenntnis tut vielleicht im Angesicht der enormen Umweltzerstörung not. Ohne unsere intakte Umwelt gibt es für uns Menschen keine Chance. Ohne die anderen Lebewesen, Pflanzen oder Tiere, ist unsere eigene Existenz vernichtet. Vorausschauendes Denken im Sinne des Umweltschutzes trägt weiter als reiner Profit. Und außerdem wäre es doch langweilig ohne die anderen! Vielleicht gibt es also noch eine andere Idee, wie wir unser Zusammenleben gestalten wollen, als die der Ausbeutung unserer Ressourcen bis zum bitteren Ende! Franziskus und Klara hätten eine Antwort.