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FOTO: KAPUZINER/RAKOWSKI

6. Novem­ber 2023

Mexikanisches Totenfest: Erlebtes Ostern im November

Zu Aller­hei­li­gen fei­ern die Mexi­ka­ner gemein­sam mit ihren Toten. Br. Hel­mut Rakow­ski, der vie­le Jah­re vor Ort gelebt hat, berich­tet von einem wun­der­ba­ren Fest des Glau­bens, das die Fami­lie zusammenbringt. 

Ende Okto­ber herrscht Hoch­be­trieb auf den offe­nen Märk­ten in Mexi­ko. Rie­si­ge Ber­ge gel­ber Tage­tes ste­hen zum Ver­kauf, Last­wa­gen­la­dun­gen Oran­gen und ande­re Früch­te wer­den ange­lie­fert, die Bäcker legen Son­der­schich­ten ein, Ton­töp­fe und Schüs­seln sta­peln sich. Und selbst wer sonst den Peso zwei­mal umdre­hen muss, greift zu und deckt sich ein.

Zu Aller­hei­li­gen fei­ern die Mexi­ka­ner das Toten­fest. Beson­ders die india­ni­sche Urbe­völ­ke­rung im Süden des Lan­des emp­fängt ihre Toten zuhau­se mit Blu­men, Ker­zen und Weih­rauch. Auf dem Haus­al­tar steht für jeden Ver­stor­be­nen eine Schüs­sel mit Fest­tags­es­sen. Dazu eine Art Weck­mann und Geträn­ke. Je nach den Vor­lie­ben der Ver­stor­be­nen wäh­len die Ange­hö­ri­gen Aga­ven­wein, Schnaps, Bier oder Limo­na­de aus.

An Aller­hei­li­gen und Aller­see­len kom­men die Toten zurück in ihre Häu­ser. Die Leben­den erwar­ten sie freu­dig und wol­len, dass die Ver­stor­be­nen spü­ren „Ihr seid will­kom­men“. Die gan­ze Nacht sitzt man zusam­men, isst, betet und tauscht Erin­ne­run­gen sowie Neu­ig­kei­ten aus. Es ist kei­ne Nacht die Angst macht. Sie hat nichts mit Hal­lo­ween zu tun.

Die Toten sind kei­ne Geis­ter, son­dern lie­be Gäs­te. Sie brin­gen die gan­ze Fami­lie zusam­men, die sonst weit zer­streut lebt, weil die Men­schen in den Groß­städ­ten und bis hin in die USA und Kana­da Arbeit suchen müs­sen. An die­sen Tagen bie­gen sich die Tische, was längst nicht immer der Fall ist. Für alle wird spür­bar, dass das Toten­fest ein Fest des Lebens ist. Gott will Leben. Am Tag geht es dann zum Fried­hof, wo die Mes­se gefei­ert wird. Und auch hier wird wie­der Mahl gehal­ten. Man sitzt an den Grä­bern, schmaust und spielt Musik.

Jeder Tod schmerzt. Auch den Men­schen in Mexi­ko. Aber er ist kei­ne Kata­stro­phe, denn man spürt, dass nach dem Tod Leben herrscht. Das Toten­fest in Mexi­ko ist ein Fest des Glau­bens, es ist erleb­tes Ostern mit­ten im November.

Nach der Mes­se auf dem Fried­hof öff­net sich die Fami­lie für die Nach­barn und Ver­wand­ten. Man wen­det sich den Leben­den zu. Jetzt wer­den die übrig­ge­blie­be­nen Lebens­mit­tel an die Besu­che­rin­nen und Besu­cher ver­teilt. Die Weck­män­ner wan­dern von einem Haus zum ande­ren. Die Tel­ler mit dem Fest­essen wer­den von den Nach­barn aus­ge­löf­felt. Auf mei­ne zwei­feln­de Fra­ge, dass die ange­bo­te­nen Spei­sen doch noch alle da sei­en und die Toten anschei­nend nichts geges­sen hät­ten, kam die Ant­wort: Sie haben das Aro­ma genom­men. Tat­säch­lich schmeckt das Essen nach meh­re­ren Tagen an der Luft und mit Ker­zen­ruß und Weih­rauch geräu­chert nicht mehr ganz frisch. Und trotz­dem teilt man es, schätzt es und fühlt sich ver­bun­den über Gene­ra­tio­nen hinweg.

Der Novem­ber ist ein Monat der Lebenden.

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