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FOTO: KAPUZINER/WALTERMANN

20. März 2024

Missionsstation in Albanien: Zuflucht im Pfarrhaus

Im Ober­ge­schoss des klei­nen Häus­chens in der Mis­si­ons­sta­ti­on in Alba­ni­en ist eine jun­ge Frau mit ihren vier Kin­dern ein­ge­zo­gen. Sie floh vor ihrem gewalt­tä­ti­gen Mann.

Alba­ni­en ist ein patri­ar­chal gepräg­tes Land, auch wenn vie­le alte Tra­di­tio­nen mitt­ler­wei­le brö­ckeln. Zumin­dest in den Berg­re­gio­nen hat die­ses Rol­len­ver­ständ­nis noch eine gro­ße Bedeu­tung. Der Mann ist das Haupt der Fami­lie, die Frau ist qua­si sein Eigen­tum. Der Kanun, das Gewohn­heits­recht der Ber­ge, ein Regel­werk aus dem Mit­tel­al­ter, das auf der Ehre basiert, ist in den Köp­fen der meis­ten Alba­ner noch immer sehr prä­sent und bestimmt ihr Verhalten.

Väter sagen gewöhn­lich: ich habe mei­ne Toch­ter ver­hei­ra­tet. Man­che Mäd­chen wer­den mit 16,17, Jah­ren zur Ehe „frei­ge­ge­ben“. Oft aus fol­gen­dem Grund: ein Esser weni­ger am Tisch, eine Fol­ge der Armut. Es gibt immer noch Fäl­le, in denen eine jun­ge Frau ihren zukünf­ti­gen Ehe­mann vor der Hei­rat nur zwei- oder drei­mal gese­hen hat.

Als Liza ver­hei­ra­tet wur­de, war sie gera­de 18. Jetzt ist sie 26 und hat vier klei­ne Kin­der: Elvi­ra 7, Mir­gi­ta 5, Ardi­ta 2 ein halb und Jozef 7 Mona­te (alle Namen geän­dert). Sie wohn­te bei der Fami­lie ihres Man­nes in einem ent­fern­ten Dorf. Über vie­le Jah­re wur­de sie von ihrem Mann miss­han­delt und geschla­gen, meis­tens unter Alko­hol-Ein­wir­kung. Den Kin­dern gegen­über galt ihr Mann immer als ein lie­be­vol­ler und umsich­ti­ger Fami­li­en­va­ter. Nach einem erneu­ten, schlim­men Gewalt­aus­bruch gegen sei­ne Frau, hat sie ihn nun ange­zeigt. Er wur­de ver­haf­tet und sitzt seit­dem im Gefängnis.

Häus­li­che Gewalt ist in Alba­ni­en kei­ne Sel­ten­heit und es gibt mitt­ler­wei­le auch Geset­ze, die das als Straf­tat ahn­den. Im Kanun heißt es dage­gen: „Ver­letzt der Mann die Frau und beklagt die­se sich bei ihren Eltern, so wird der Mann die­sen Rechen­schaft geben. Schlägt der Mann die Frau, so fällt er nach dem Gesetz (dem Kanun) nicht in Schuld, und ihre Eltern kön­nen ihn für die­ses Schla­gen nicht zur Rechen­schaft ziehen.“

Liza konn­te für eini­ge Tage mit den bei­den jün­ge­ren Kin­dern bei ihren Eltern in einem ande­ren ent­fern­ten Dorf unter­kom­men. Das war aber kei­ne gute Lösung. Dort gibt es kei­ne Schu­le, kei­nen Kin­der­gar­ten, kei­ne Ein­kaufs­mög­lich­keit. Und ihr Vater hat eben­falls gro­ße Pro­ble­me mit Alkohol.

Br. Andre­as Wal­ter­mann, Kapu­zi­ner in Alba­ni­en, hat aus die­sem Grund der Fami­lie ange­bo­ten, für drei Mona­te im Ober­ge­schoss des klei­nen Häus­chens in der Mis­si­ons­sta­ti­on ein­zu­zie­hen. Dort gibt es zwei Zim­mer und ein Bad. Die bei­den älte­ren Töch­ter, die von der Fami­lie ihres Man­nes fest­ge­hal­ten wur­den, konn­ten mit­hil­fe der Poli­zei abge­holt werden.

Mitt­ler­wei­le haben die Kapu­zi­ner eine Woh­nung im fünf­ten Stock eines Wohn­blocks in Fus­hë-Arrëz in Aus­sicht, die Liza güns­tig anmie­ten kann. Dort muss noch reno­viert wer­den (vor allem das Beton­dach abge­dich­tet wer­den), dann kann Liza mit ihren vier Kin­dern dort ein­zie­hen. Die Kapu­zi­ner wer­den Liza und ihre Kin­der wei­ter­hin unter­stüt­zen, wenn es not­wen­dig ist.

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