

FOTO: KIÊN HÓNG LÉ
BR. PAULUS TERWITTE
lebt als Kapuziner im Konvent München und leitet dort die Brüder-Gemeinschaft.
Aufbruch für das Leben mit Gott
Neues wagen, aus dem Evangelium Kraft zur Erneuerung schöpfen. Br. Paulus Terwitte findet: Das lohnt sich – und Gott ist das beste Fundament für einen gelingenden und mutigen Neuanfang.
Mit der Schaffung der Welt hat Gott Neues gewagt. Davon sind Juden wie Christen überzeugt. Der Lauf der Weltgeschichte lässt mit Recht fragen: Warum nur? Ein franziskanischer Theologe, Johannes Duns Scotus, antwortete im 15. Jahrhundert darauf: Weil Gott Mitliebende wollte. Damit ist die Spur klar: Neues will, der liebt. Neues will, wer hofft. Neues will, wer glaubt. Denn in allem, was ist, schlummert ein Ungenügen: Da ist noch mehr möglich. Und sei es, etwas zu schaffen, was ganz anders ist. Nicht Gott. Also: Die Schöpfung.
Wer Neues wagt, ist gut beraten, sich dem schöpferischen Gott anzuschließen. Denn wer Altes loslässt, verliert den Halt. Braucht ein Fundament. Deswegen konnte Israel aus Ägypten ausziehen: Ich bin der ich bin da für dich. So nannte sich Gott, als Mose aus dem Dornbusch den Auftrag zum Exodus entgegennahm. Deswegen konnte Jesus sagen: Vater, in deine Hände lege ich mein Leben. Und sich auf das ganz Neue einlassen. Dass da ein Mensch für alle Menschen liebt und sich hingibt. Dass da ein Mensch für die ganze Schöpfung sein Amen sagt. Ein Mensch, in dem alles Sterben den Weg zur Auferstehung gebahnt bekommt. Etwas ganz Neues!
Christen waren immer schon erfinderisch, in dem, wo sie lebten, Neues zu wagen. Was sich heute wie alt anfühlt, war mal frisch und neu. Johannes XXIII. hat für das Zweite Vatikanische Konzil den Begriff „aggiornamento“ geprägt. Die Kirche müsse sich für das Heute bereitmachen, wenn sie die Botschaft vom Heil für alle Menschen wirksam leben und verkünden wolle.
Wer Neues wagt, wird Zeuge der Hoffnung. Franziskus von Assisi, Mutter Theresa und so viele andere zeigen, welche Kraft zur Erneuerung im Evangelium steckt. Das Heute ist nicht unser Feind, das Morgen kein Dämon. Beide sind Wohnorte Gottes und provozieren zum Aufbruch für das Leben mit Gott in seiner Welt hier, die ewig Zukunft hat.