
Bild: Kapuziner/Hoàng Lê
BR. THOMAS DIENBERG
wurde 1963 geboren und trat 1983 in den Kapuzinerorden ein. Er ist Professor für Theologie der Spiritualität und lebt und arbeitet in Münster.
Nur wer achtsam ist, kann gut führen
Es ist ein zentraler Begriff für Führungskräfte: Achtsamkeit. Doch was bedeutet das konkret? Geht es um eine Methode zur Leistungssteigerung oder eine Haltung dem Leben gegenüber? Br. Thomas Dienberg kommentiert den Begriff mit franziskanischem Blick und gibt Interessierten sieben Leitsätze für achtsame Führung an die Hand.
Der Begriff der ‚Achtsamkeit‘ ist im Moment in aller Munde. Unzählige Workshops und Bücher zeugen davon. Und sie lauten alle ähnlich, wie z. B.: ‚Meine-Work-Life-Balance‘ – 100 Wege zur Achtsamkeit‘; ‚Die Sieben Geheimnisse der Achtsamkeit‘; ‚Zwischen Achtsamkeit und Pragmatismus; ‚Das Prinzip Achtsamkeit. Die Anti-burn-out-Strategie‘.
Achtsamkeit scheint eine Wunderwaffe im Umgang mit Stress und Burnout sowie für ein resilientes Leben (auch so ein inflationärer Begriff) zu sein. Trägt sie dazu bei, dass Arbeitnehmer sich wohler fühlen, besser und effizienter arbeiten? Ist das mit Achtsamkeit gemeint? Ist Achtsamkeit eine zweckorientierte Methode zur Leistungssteigerung – oder nicht vielmehr eine grundsätzliche Haltung dem Leben, dem Menschen und der Welt gegenüber?
Achtsamkeit ist ein ganz wichtiger Teil einer Führung, die sich als Dienst versteht: Dienst im Rahmen einer Organisation, Dienst an den Mitarbeitenden und auch an den Kunden. In der franziskanischen Tradition bedeutet Führung immer Dienen. Es geht darum, Sorge zu tragen, auch für sich selbst!
Führung lässt sich mit den drei Aspekten beschreiben: sich selbst führen, andere führen und geführt werden. Das kann nur gelingen, wenn Achtsamkeit keine Methode ist, sondern eine Grundhaltung. Achtsamkeit in der dienenden Führung meint den Menschen und stellt ihn (sich selbst eingeschlossen) in den Mittelpunkt.
Sieben Merk- oder auch Leitsätze für eine dienend achtsame Führung lauten:
- Lerne sehen, was ist, wie es ist – und dass es ist, wie es ist
- Tritt immer wieder einmal einen Schritt zurück – und lerne das Staunen
- Nimm die anderen als andere wahr – und lass Dich von ihnen überraschen
- Lerne die Demut – und sehe die Fehler nicht nur bei den anderen
- Schenke Vertrauen – und erlebe, wie Menschen aufblühen
- Höre auf Deine innere Stimme – und lasse Dich leiten
- Diene dem Ganzen, indem Du dich selbst leitest, andere leitest und Dich aus Deinen Quellen leiten lässt